Eine Mörderjagd, die keine ist
04.11.2025 Kelleramt, TheaterDie Freie Bühne Lunkhofen begeistert ihr Publikum mit dem Lustspiel «Die Zuckerpuppe»
Die Suche nach dem «Opfer» treibt in der Mehrzweckhalle Unterlunkhofen mehr um als die Verfolgung des «Täters». Zum Glück gibt es beide ...
Die Freie Bühne Lunkhofen begeistert ihr Publikum mit dem Lustspiel «Die Zuckerpuppe»
Die Suche nach dem «Opfer» treibt in der Mehrzweckhalle Unterlunkhofen mehr um als die Verfolgung des «Täters». Zum Glück gibt es beide nicht im Verwirrspiel. Statt gebibbert darf gelacht werden.
Thomas Stöckli
«Füdliblutt und mausetot ist sie bei uns im Schrank.» Die Mordmeldung von Cilly (Sybille Grenacher) bei der Polizei bringt das Verwirrspiel so richtig in Gang. «Die Zuckerpuppe» heisst das Lustspiel in drei Akten, geschrieben von Heidi Hillreiner, von Lukas Bühler in Mundart übertragen und von Walter Koch inszeniert.
Allerlei Erheiterndes
Dass es sich bei der vermeintlichen Leiche um eine Schaufensterpuppe handelt, nimmt die Freie Bühne Lunkhofen schon im Programmheft vorweg. Das schränkt den Unterhaltungswert der Vorführung keinesfalls ein. Das Publikum in der Mehrzweckhalle lacht, klatscht und johlt. Etwa, als Pius Etterlin alias Bäckermeister Gusti die nackte Schaufensterpuppe im Schrank versteckt und kurzerhand mit seiner Krawatte festbindet. Oder als ein Dessousteil bei verschiedenen Beteiligten ganz unterschiedliche Befürchtungen auslöst.
Das Theaterensemble nimmt mit auf eine Mörderjagd, von der das Publikum weiss, dass sie keine ist. Den Spannungsfaktor bestimmt folglich nicht das Düstere, sondern das Heitere. Die «Leiche» wechselt ihr Versteck in die Besenkammer und in die Backstube. Gesucht wird sie derweil an allen anderen Orten. Die Zuschauer bibbern mit, wenn das Geheimnis aufzufliegen droht. Sie amüsieren sich über die Verwirrungen, die entstehen, wenn zwei denken, dass sie vom selben sprechen, aber eigentlich ganz etwas anderes meinen. Und sie zeigen sich begeistert, wenn das so transparent erscheinende Verwirrspiel doch wieder eine ganz andere Wendung nimmt. Nicht zuletzt sind es verunglückte Wortkreationen, die für Erheiterung sorgen, etwa die «Artillerieverkalkung» oder wenn statt von «Casanova» von «Kannibale» die Rede ist.
Immer hungrig und arbeitsscheu
Das Stück beginnt ganz unspektakulär mit den Vorbereitungen für einen Tortenwettbewerb. Der Bäckermeister Gusti ist überzeugt, diesen zu gewinnen. Stattdessen bringt er den Trostpreis nach Hause. Und schämt sich dessen so, dass er das Zeichen seiner Niederlage unbemerkt loswerden will.
Cilly entdeckt die «Leiche» zufällig. Diese ist allerdings bereits wieder verschwunden, bevor jemand anderes ihre Beobachtung bestätigen kann. «Du schaust zu viele Krimis im Fernsehen», zweifelt Bäckersfrau Helene (Esther Etter) an der Urteilsfähigkeit ihrer Schwester. Nicht so der Kommissar (Heinz Münger), der selbst das Ehebett des Bäckerpaars ganz genau inspizieren will.
In drei Akten nimmt das Lustspiel unter anderem den Graben zwischen den Generationen auf die Schippe. Hier der etwas antiquierte Bäckermeister, der von seinen Fähigkeiten überzeugt ist, da der Geselle Toni (Simon Etter), der den Geschmack der Kundschaft besser zu treffen wüsste, aber das nicht zeigen darf, und dort der ebenso immer hungrige wie arbeitsscheue Bäckerssohn und -lehrling Andi (Ramon Etter). «Woher hat der Bub nur sein freches Mundwerk?», fragt sich dessen Vater. Andi ist um eine Antwort nicht verlegen: «Der Lehrer Hürlimann hat gesagt, das sei Vererbung.»
Klatschen und Lachen als Lohn
Und natürlich dürfen die Gefühle nicht fehlen. Die frische, unbekümmerte Liebe zwischen Bäckerstochter Karin (Viviane Bürgisser) und Geselle Toni, aber auch die gereifte Verbundenheit zwischen dem Bäckerpaar. Und ganz überraschend bildet sich ein weiterer «Match».
Doch wohin Amors Pfeile zielen und wer schliesslich wem aus der Hand frisst, davon sei noch nicht mehr verraten. Schliesslich wird «Die Zuckerpuppe» auch nächstes Wochenende noch zweimal aufgeführt. Vereinzelte Plätze sind noch zu haben, am Freitag, 7., und Samstag, 8. November, jeweils um 20 Uhr in der Mehrzweckhalle Unterlunkhofen. Dort erfahren Interessierte auch, wie aus einem Trostpreis doch noch ein PR-Knaller werden kann.
Der einzige Lohn des Laiendarstellers ist das Klatschen – und in komödiantischen Formaten natürlich das Lachen. Von beidem hat das Ensemble der Freien Bühne Lunkhofen reichlich erhalten. Souffleuse Rahel Gehrig verbrachte am Samstag einen ruhigen Abend, Bühnenbildnerin Rebecca Eisold und Bühnentechniker Fabian Keller trugen zum stimmigen Gesamtbild bei. Mit Speis und Trank konnten alle den Abend gemeinsam ausklingen lassen – und schliesslich beschwingt von einem amüsant-unterhaltsamen Abend zufrieden nach Hause gehen.



