Eine Liebe fürs Leben
12.05.2023 Region Bremgarten, ZufikonAlles für die «Kleinen»
Gregor Nick ist «Mini» durch und durch
Die Autos des Typs «Mini» sind Gregor Nicks Leben. In Zufikon führt der Islisberger seine eigene spezialisierte Garage, er amtet als Präsident des ...
Alles für die «Kleinen»
Gregor Nick ist «Mini» durch und durch
Die Autos des Typs «Mini» sind Gregor Nicks Leben. In Zufikon führt der Islisberger seine eigene spezialisierte Garage, er amtet als Präsident des Mini Clubs Zürich und fährt regelmässig Rennen mit einem «Mini». Letzteres tut er sehr erfolgreich. So zählt Nick in seiner Kategorie zu den besten drei und konnte auch schon die Gesamtrennen für sich entscheiden. In seine Autos ist der 60-Jährige seit 42 Jahren «verliebt». «Meine Frau und meine Kinder kennen mich nicht anders», schmunzelt er. --rwi
Bei Gregor Nick dreht sich alles um «Minis»
Eigener Rennstall, Präsident des Mini-Clubs Zürich und eigene Garage mit Spezialisierung auf Minis in Zufikon. Gregor Nick lebt für diese Autos. Mit dieser Leidenschaft fährt er bei Wettkämpfen immer vorne mit.
Roger Wetli
«Man muss ein Spinner sein und diese Autos sollten einen faszinieren, sonst macht man das nicht», lacht der 60-jährige Gregor Nick. Und er strahlt dabei eine Mischung aus Seriosität und gesunder Besessenheit aus. Am Sonntagabend, 23. April, um 22.15 Uhr ist er vom ersten Rennen vom «Kampf der Zwerge» auf dem deutschen Hockenheimring zurückgekehrt. «Wir haben das Rennen in unserer Kategorie gewonnen», erklärt er so nebenbei und unterschlägt dabei fast, dass er sich in der ganzen Serie gegen rund 50Teams durchgesetzt hatte. In seiner Klasse «British Car Trophy» Division 7 sind es etwa 15. «Wir platzieren uns in der ganzen Serie eigentlich immer unter den besten drei. Insgesamt dominieren seit ein paar Jahren fünf Teams. Wir sind gleichzeitig Freunde und Konkurrenten.»
Zwei Jahrzehnte mit demselben Fahrzeug
Sein umgebauter Rennmini bringt dabei schon mal 200 km/h auf die Strecke. Das Fahrzeug begleitet ihn und seinen Teamkollegen Walter «Wädi» Kaufmann, seit sie im Jahr 2000 gemeinsam Wettbewerbe bestritten. Rennen fährt Gregor Nick allerdings bereits seit 1984. «In den acht Jahren nach 2000 absolvierten Walter Kaufmann und ich vor allem das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Danach wechselten wir in den ‹Kampf der Zwerge›.» Fuhren Kaufmann und Nick lange mit demselben Auto, sind es mittlerweile zwei Fahrzeuge. «Ein Rennwochenende geht an die Substanz», gibt Gregor Nick zu bedenken. «Wir fahren am Donnerstag los, haben zuvor den Vorbereitungsstress, kehren am Sonntag zurück und bringen das Fahrzeug anschliessend wieder auf Vordermann. Und das alles neben der Familie und der eigenen Mini-Werkstatt.» Deshalb werde er dieses Jahr statt an sieben nur noch an fünf Wochenenden Rennen fahren, das nächste Ende Mai. Mit dabei sind manchmal auch Mitarbeiter von Nicks Garage. Und das wie der Chef in ihrer Freizeit. «Unser Automechaniker Thierry Boulanger begleitet uns sogar an jedes Rennen», ist er dankbar.
Gregor Nick schätzt an den Minis die sehr gute Bodenhaftung, die dadurch entsteht, dass die Räder sehr weit aussen angebracht sind, und das bei einer sehr tiefen Chassishöhe. «Er fährt sich wie ein Gokart. Man sitzt sehr tief darin, wodurch man die Geschwindigkeit sehr gut wahrnimmt», schwärmt er. Das Design der Minis sei so gewählt, dass man im Innenraum möglichst viel Platz hat. Nick bezeichnet diese Fahrzeuge als Liebhaberautos, da sie sehr pflegebedürftig sind. «Minis werden zudem nie langweilig. Immer dann, wenn ich denke, dass ich jetzt alles kenne, entdecke ich etwas Neues. Die Elektro-Minis kommen etwa langsam. Teilweise werden auch alte Fahrzeuge entsprechend umgerüstet.»
Seit rund 45 Jahren «verliebt»
«Verliebt» hat sich der Miniverrückte in die Fahrzeuge während seiner Lehrzeit um 1978 bei der Emil Frey AG an der Badenerstrasse in Zürich. «Da standen die Minis im Zentrum. Mein erstes Auto war dann ebenfalls ein Mini. Mein Herz blieb bei diesem Fahrzeug. Ein Mini ist zeitlos, klein und kompakt. Und gerade in den 60er-Jahren waren es sehr schnelle Autos», schwärmt Gregor Nick. Seine erste Mini-Garage gründete er vor über 30 Jahren in Schlieren neben der Auto Züri West. Anfang 2000 siedelte er an den heutigen Standort an der Emausstrasse 2 in Zufikon um. Zu sechst kümmern sie sich jetzt um den Unterhalt der kleinen Fahrzeuge. «Es sind tatsächlich zu 80 Prozent Minis. Wobei wir uns als ‹Schrüübler› sehen und praktisch keinen Verkauf betreiben», betont der Autoverrückte.
Neben einem Wohnmobil für die Rennen fährt er einen Mini nach wie vor privat. Sammeln tut er diese Fahrzeuge aber nicht. «Dazu verspüre ich gar kein Bedürfnis», stellt er fest. «Ich habe ja die ganze Zeit die schönsten Fahrzeuge um mich herum und darf sie Probe fahren. Zudem nehmen die Rennen viel Zeit in Anspruch.» Seine Familie kennt von Gregor Nick nichts anderes. Mit seiner Frau Daniela Nick Sieber ist er seit 41 Jahren zusammen. Früher sei sie überall mitgekommen. Auch in der Zeit, in der der Mini-Club Zürich noch sehr aktiv gewesen sei und sich nicht wie heute auf etwa ein Treffen pro Monat beschränkte. Auch seine Kinder, die 16-jährige Tochter und der 18-jährige Sohn, kennen die Szene, sind aber nicht aktiv beteiligt. Wobei Sohn Vivian kurz vor der Abschlussprüfung zum Automobilfachmann steht. «Ich würde schon mal mitfahren, wenn ich dürfte», schaut dieser beim Fototermin seinen Vater mit grossen Augen an.
Viele Erinnerungen
Gregor Nick fühlt sich mit 60 Jahren noch fit für den Rennsport. Seine Reaktionen seien nach wie vor schnell, sein Körper fit. «Dazu trägt sicher bei, dass ich zwei bis drei Mal pro Woche mit dem normalen Fahrrad von meinem Wohnort Islisberg in die Werkstatt in Zufikon fahre – und zurück», ist er überzeugt. «Die Rennen machen mir immer noch grossen Spass. Vor allem auch, weil wir ganz vorne mitfahren und so für den grossen Aufwand entschädigt werden – und das, obwohl wir zwischen den Rennen praktisch nie trainieren.» Er fühlt sich aber auch dem Team verpflichtet, dessen grossen Freiwilligeneinsatz mit Siegen zu belohnen. Zu den grössten Erfolgen zählen etwa der zweite Platz am 24-Stunden-Rennen am Nürburgring im Jahr 2004 und im letzten Jahr der Gewinn der «British Car Trophy». «Im Jahr zuvor erreichten wir ebenfalls den ersten Platz», sagt er.
Wer sich in der Garage in Zufikon umsieht, entdeckt ganze Regale voll mit Pokalen. Es sind alles schöne Erinnerungen für Gregor Nick. «Wir sind im 23. Rennjahr fast zu gut, um aufzuhören», schmunzelt er. «Es ist toll und das ganze Leiden und den Stress wert, wenn man alles gibt und dann das Feld auf den Rennstrecken in Holland, Belgien, Tschechien und Deutschland mitdominieren kann.»