«Eine echt krasse Show»
28.11.2023 WohlenJeremy Chavez präsentierte bei «Chat mit Chavez» Webvideoproduzent und TikTok-Grösse «Aditotoro»
Er will «Entertainment für alle» bieten. Um dieses Ziel zu erreichen, kam Jeremy Chavez extra nach Wohlen, «damit sich Wohlen ...
Jeremy Chavez präsentierte bei «Chat mit Chavez» Webvideoproduzent und TikTok-Grösse «Aditotoro»
Er will «Entertainment für alle» bieten. Um dieses Ziel zu erreichen, kam Jeremy Chavez extra nach Wohlen, «damit sich Wohlen wie eine Stadt fühlen kann». Und mit «Aditotoro» hatte er in seiner chaotischsten Talkshow einen prominenten Gast.
Daniel Marti
Er liebt es, vor ausverkauftem Sternensaal zu spielen. Das bedeutet, vor 100 Zuschauern aufzutreten und «Entertainment für alle» zu bieten. Ob sich alle wegen Jeremy Chavez und seiner chaotischsten Talkshow in den Sternensaal zwängten oder ob es einen Andrang gab wegen des Gastes? Man weiss es nicht. Wohl wegen beiden. Mit «Aditotoro» hatte der Villmerger den nationalen Top-Webvideoproduzenten zu Gast. Jener junge Mann, der auf TikTok seine Welt zeigt. Und mit viel Selbstironie über zwei Millionen Follower unterhält.
Dass «Aditotoro» diese Einladung überhaupt angenommen hat, ehrt Jeremy Chavez. Und überrascht ihn. Er habe nicht gedacht, dass er zu ihm in den Sternensaal kommen würde. Zu «Chat mit Chavez». Zur puren Spontanität. Keine Vorbereitung, keine Inputs, keine Infos gab es für «Aditotoro», alles nur nach dem Geschmack und nach dem Programm von Chavez.
Freundschaft wie eine Eintagsfliege
Eine knappe Stunde vor der Talkshow trafen sie sich im «Sternen», drüben im Landrestaurant haben sich die beiden erstmals getroffen. Die Bedienung sei sehr freundlich gewesen, «vor allem auch zur Katze, die anscheinend zum Restaurant gehört», so Chavez. Er habe aber tolle Sprüche drauf, lobte «Aditotoro» sein Gegenüber bei der Begrüssung. Es sei cool, hier in Wohlen zu sein. «Wohlen, das Langenthal der Schweiz.» Der Baselbieter hat sich anscheinend über Wohlen informiert …
Gemäss Chavez pflegen beide den gleichen Stil. Allerdings: «Er hat zwei Millionen Follower, ich deren 77.» Und beide haben eine tolle Frisur. Und wenn doch nicht, wird die von Chavez auf der Bühne angepasst, auch wenn es nur eine Perücke ist.
Das mit Wohlen wollte Jeremy Chaven schon noch genauer wissen. «Wohlen ist ein linker Ort im rechtesten Kanton», gab er «Aditotoro» einen politischen Kompass. «Wo fängt denn cool an?», fragte dieser, «in Wohlen hört es auf.» Aha, danke für die Blumen für die grösste Freiämter Gemeinde. Er habe sich halt gehen lassen und sei in den Sternensaal gekommen, fügte der prominente Gast an.
Ja, die beiden fanden sich prächtig. Wohlen habe glaubs nicht den gesamten Anspruch aufs Internet, erklärte Chavez allfällige Verbindungsprobleme beim «Powerpointkaraoke». Wer denn der «Aditotoro» sei, fragte Chavez und zeigte Bilder von Roger Federer, Trudi Gerster und Ueli Maurer. Das kam an beim Top-Webproduzenten. Die beiden einigten sich auf eine «Eintagsfliege-Freundschaft».
«Jetzt verdiene ich zu viel damit …»
«Aditotoro», Adrian Vogt, ist im Netz tatsächlich ein Star. Aktiv auf You-Tube, Instagram und Twitch und hauptsächlich auf TikTok als Hauptplattform. Logisch, das etwas jüngere Publikum war angesprochen im Sternensaal. «Aditotoro» lädt täglich Unterhaltungsvideos hoch und gibt Einblick in seinen Lebensstil. Da kann schon mal eine Flasche, welche die Treppe runterrollt, gegen 20 Millionen Aufrufe generieren. Älteren Semestern mag das nicht einleuchten, die sind selbstverständlich gar nicht angesprochen. «Sechs Jahre lang hat das niemand angeschaut», sagt er dazu, «jetzt heisst es, ich verdiene zu viel damit.»
Ob er denn einen harten Job ausübe, wollte Chavez von «Aditotoro» wissen. Er arbeite wirklich viel, antwortete er. «Und wenn die Leute sagen, es kommt gar nicht so rüber, wie wenn ich erst um 12 Uhr aufstehe, sehe ich das als Kompliment.» Die beiden konnten sich also auch ernst miteinander unterhalten. Vieles sei im Internet nicht zu kontrollieren, so «Aditotoro», darum sieht er das Thema «Abkupfern» recht locker. Jede Show sei doch irgendwo schon mal gelaufen, «ausser der Donnschtigjass». Oder eben «Chat mit Chavez», diese Show ist ziemlich neu. Und speziell.
Eine Woche nichts essen und Millionen schauen zu
Mittlerweile hat «Aditotoro» vom typischen Schweizerdeutsch in seinen Videos ins Hochdeutsche gewechselt. «Ich habe einfach probiert und es hat funktioniert. In Deutschland kann ich viele coole Sachen umsetzen.» Eine Woche lang hat er beispielsweise versucht, nichts zu essen. Zehn Millionen schauten zu. Wahnsinn.
Oder 100 000 Schritte zwischen Zürich und Basel. «Ich wollte schauen, wie das ankommt. Cool», so «Aditotoro». Eben Entertainment für alle. Das bot die chaotischste Talkshow von Jeremy Chavez.
Beide hatten ihren Spass. Der Gewinner des Swiss Comedy Awards 2020 (Kategorie online), aufgewachsen in einem kleinen Dorf im Oberbaselbiet, der auch mal als erfolgreichster Komiker der Schweiz bezeichnet wird. Und Chavez, der Villmerger, der 2018 zum ersten Mal auf einer Bühne stand und 2019 zur eigenen Überraschung im Poetry Slam u20-Schweizer-Meister wurde.
Tückische Heimfahrt
«Aditotoro» sprach jedenfalls von einem tollen Start von «Chat mit Chavez» im Sternensaal. «Eine echt krasse Show.» Und «Aditotoro» filmte nicht nur live aus dem Sternensaal, sondern auch von seiner Heimfahrt von Wohlen ins Baselbiet. Also wie er steckengeblieben ist – mit Sommerpneus im Schneegestöber. Alles über Instagram. Das ist tatsächlich «Entertainment für alle.»
Mit dem nötigen Respekt
Jeremy Chavez, der Villmerger, der mittlerweile in Basel lebt und studiert (Geschichte und Germanistik), war mit der Premiere im Sternensaal sehr zufrieden. Er sprach davon, dass sich «Chat mit Chavez» in einem «strukturierten Rahmen» bewegt, «und trotzdem ist vieles spontan». Ganz so einfach, wie es aussah, war es auch wieder nicht. «Aditotoro» sei eine so grosse Nummer, da kommt automatisch viel Respekt auf. «Aber er hörte gut zu.»
Das Heimspiel im Sternensaal war für Chavez «schon besonders.» Viele Menschen im Publikum kannte er, auch sein 85-jähriger Grossvater zählte dazu. Ein spezielles Erlebnis. «Hier im Sternensaal muss ich die Leute nicht überzeugen. Sie alle wissen, was sie erwartet», so Chavez. «Das Ziel ist natürlich ein junges Publikum.» Und viel Aufmerksamkeit.
Übrigens, die nächste Talkshow mit Chavez ist am 26. Januar. Dann wollte der Villmerger ursprünglich Anna Rosenwasser begrüssen. Weil sie in den Nationalrat gewählt wurde, hat sie nun abgesagt. Für guten Ersatz ist gesorgt. Nächster Gast ist Anaïs Decasper. Die März-Show ist noch in Abklärung. --dm