Einblicke voller Inspiration
03.12.2024 WohlenZum Abschied der Kultursekretärin Claudia Nick: Persönliche Kunstführung im Gemeindehaus
Sie macht ihren Job mit Herz und Leidenschaft. 17 Jahre lang war Claudia Nick Wohlens Kultursekretärin. Nun präsentierte sie im Gemeindehaus ihre acht ...
Zum Abschied der Kultursekretärin Claudia Nick: Persönliche Kunstführung im Gemeindehaus
Sie macht ihren Job mit Herz und Leidenschaft. 17 Jahre lang war Claudia Nick Wohlens Kultursekretärin. Nun präsentierte sie im Gemeindehaus ihre acht Lieblingswerke. Und gab damit auch Einblick in ihr Leben.
Daniel Marti
Es ist ein spezieller Abschied einer besonderen Persönlichkeit. Claudia Nick hat die letzten 17 Jahre die Kulturszene in Wohlen mitgeprägt. Sie war als Kultursekretärin Dreh- und Angelpunkt für Kulturschaffende und Organisatoren von Kulturevents. Und einfach so kann man sie Ende Jahr nicht ziehen lassen. Dies jedenfalls dachten sich Verena Schütz und Robert Keller, das Co-Präsidium der Kunstkommission. So wurde die Idee kreiert, dass Claudia Nick ihre acht Lieblingswerke präsentieren und kommentieren soll.
Eine Idee, die bestens angekommen ist. Diese Kunstführung im Gemeindehaus ist auf so viel Interesse gestossen, dass sie am nächsten Samstag wiederholt wird. «Wir wollen Kunst für alle bieten», erklärte Verena Schütz. Und weil die Kultursekretärin für die Betreuung der Kunstsammlung der Gemeinde zuständig ist, kennt Claudia Nick die Werke natürlich bestens. Sie wünschte den Besucherinnen und Besuchern denn auch einen «inspirierenden und schönen Einblick» in die Werke im Gemeindehaus. Dabei gab Claudia Nick auch persönliche Einblicke in ihr Leben und ihre Gefühlswelt.
Das Bild vom Vorstellungsgespräch
Acht Bilder auszuwählen, das fiel ihr nicht so einfach. Sie startete mit dem Werk «Rubli» von Reto Lanzendörfer, das den Hausberg des Dorfes Rougemont zeigt. Lanzendörfer sei Vagabund und Maler, so Robert Keller, der Informationen lieferte zu den Malerinnen und Malern der ausgewählten Werke. «Unsere Schweizer Berge sind für mich Heimat pur», sagte Nick zum 2012 entstandenen Werk.
Eine besondere Beziehung hat sie zum Werk «Malve» aus dem Jahr 1980 von Willi Helbling. Vor über 17 Jahren sei ihr dieses Bild aufgefallen, so Nick. Damals beim Vorstellungsgespräch. Sie kam nach einem Unfall an Krücken ins Gemeindehaus und schaute sich dieses Bild an. Und dachte: «Gib mir einfach Kraft.» Sie wusste damals eine Delegation mit Gemeindeschreiber, Gemeinderat und Vorgängerin zu überzeugen – und bekam den Lieblingsjob bei der Gemeinde Wohlen.
Das Werk «Kloster Hermetschwil» geniesst eine besondere Stellung. «Ich kann das Kloster von unserem Haus in Unterlunkhofen aus sehen. Es strahlt für mich Ruhe aus.» Einfach ein schöner Ort. Erschaffen wurde das Werk von Heinrich Strebel. Er war von 1952 bis 1970 Bauverwalter in Wohlen, er wuchs mit seinen sechs Geschwistern als Vollwaise auf. Hier schliesst sich der Kreis wieder, wie Robert Keller erklärte. «Der Vormund von Heinrich Strebel war der Grossvater von Architekt Urs Müller, und Urs Müller ist ehemaliger Vizepräsident der Kunstkommission.»
Verlockung – auch in Wohlen
Die Werke «Wohler Wochenmarkt» und «Regensberg» gehören für Claudia Nick irgendwie zusammen. Sie zeigen das pure Leben, beim Wochenmarkt, bei jenem bei der Kirche wird ein Einblick in die Gemeinschaft gezeigt, wie sie funktioniert, wie ein Treffpunkt verschiedene Generationen und Kulturen zusammenführen kann. «Hier kann man feilschen, hier kennt man sich, ich liebe solche Märkte», betonte die scheidende Kultursekretärin. Der «Wohler Wochenmarkt», Elisabeth Hostettler aus Zofingen zeichnete das Werk im Jahr 1986, lässt bei ihr besondere Gefühle aufkommen. Bei einem Markt sei die Verlockung immer gross. «Genau so kam es mir vor, als ich in Wohlen mit meiner Arbeit startete. Es war ein Neuanfang, das Angebot musste ich zuerst auskundschaften, alles war und neu.» Mit vielen Gesprächen habe sie den Weg gefunden. «Zwischenmenschliche Gespräche sind immer wichtig und immer ein Gewinn.» Elisabeth Hostettler, sie startete ihre Karriere als Modezeichnerin, malte rund 700 Bilder.
Das Werk «Regensberg», gemalt 1986 von Gertrud Kägi-Schwarz, ist für Claudia Nick «ein Blick in die alte Heimat». Sie ist in Zürich Nord aufgewachsen und kennt Regensberg gut. Dorthin führten nur spezielle Ausflüge, beispielsweise an den bekannten Skilift. Beim kurzen Wintereinbruch vor knapp zehn Tagen zeigte die «Tagesschau» tatsächlich diesen Skilift, der immer noch in Betrieb ist. «Viele schöne Erinnerungen sind mit diesem Ort verbunden.»
Mimmas Werk – «ich liebe es»
Eine tiefe Verbundenheit verspürt Claudia Nick mit dem Engel-Werk von Mimma, mit Namen Maria Domenica Russo. In der Schweiz geboren, die Kindheit verbrachte sie in Venedig. «Von der Stadt des Lichts und des Goldes» habe sie sich inspirieren lassen, erklärte Robert Keller. Schule in Turin, Abstecher nach New York, Sekundarschule in Wohlen, wo sie sich niederliess. Erst nach der KV-Ausbildung tauchte Mimma in die Welt der Kunst ein – und trifft mit ihrem Engelbild die Kultursekretärin mitten ins Herz.
Sie liebe die Engel, diese kleinen Wesen. «Was gibt es Schöneres, als zu hoffen, dass so ein kleiner Engel auf einen aufpasst und seine Flügel schützend über einen hält.» Auf dem Mimma-Bild sind die Engel zwölf kleine Könige, «die Engel sind Platzhalter für unsere Träume». Das Werk hängt normalerweise im Büro der Bibliothek, nun durfte es Claudia Nick ins Gemeindehaus einfliegen lassen. Ganz zur Freude der Besucherinnen und Besucher ihrer Abschiedstour.
Um einen Engel geht es auch bei einem weiteren Lieblingswerk «Ängeli und Tüüfeli» von Sprayer Pirmin Breu. Die beiden Bilder sind ewige Begleiter von Claudia Nick. Sie durfte bei der Entstehung live dabei sein. Eines der beiden passe immer zu ihrem Tun – ob Engelchen oder Teufelchen. «Wenn es hektisch und nicht gerade himmlisch zu und her geht, kommt das Tüüfeli zum Einsatz.» Aber meistens sei sie ja in friedlicher Kulturmission unterwegs, und dann kommt wieder der Engel in ihr zum Vorschein.
Der Stein, der Energie spendet
Zum Schluss wurde es noch leicht sentimental. Ein Kalkstein hat es ihr besonders angetan. Das Kunstobjekt lag immer auf dem Pult des Zivilschutzkommandanten. «Wenn er mit einem sprach, strich er immer über die glatte Oberfläche. Der Stein gab Kraft und Energie.» Dann wanderte der Stein ins Archiv, der Zivilschutzkommandant erkrankte unheilbar, und vor seinem Tod wurde der Jura-Kalk nochmals hervorgeholt ... um nochmals Energie zu spenden. «Das war eine unheimlich schöne Beziehung», so Claudia Nick.
Ihre Bilderreise zeigt ganz viele verschiedene Facetten. «Es ist eine Mischung von persönlichen Geschichten und Sachwissen», so Verena Schütz. Es sei halt eine besondere Art des Abschieds. Auch für Claudia Nick, die einen «kleinen Teil der Reise» durch die vielfältige Wohler Kulturwelt zeigen konnte. Ihre persönliche Kunstführung habe ihr richtig Spass gemacht. Noch ist sie knapp zwei Wochen im Einsatz. Sie wird auch diese Zeit mit viel Liebe zur Kultur meistern. «Obwohl ich momentan etwas nahe am Wasser gebaut bin», gibt sie zu. Und eine Abschiedsträne darf schon kullern. Beidseitig. Bei ihr und der Wohler Kulturszene.
Die Kunstführung von Kultursekretärin Claudia Nick im Gemeindehaus geht am nächsten Samstag, 7. Dezember, 10.30 Uhr, in die zweite Runde. Eine Anmeldung ist nötig unter: kultursekretariat@wohlen.ch.