Ein Freiämter auf Abwegen
30.06.2023 Schwingen, SportSchwingen: Der Villmerger Lukas Räber schwingt für Lenzburg – und holte am Solothurner Kantonalen einen Kranz
Am Solothurner Kantonalen holen die Freiämter eigentlich keinen Kranz. Doch mit Lukas Räber aus Villmergen eben doch. Obwohl er sagt, er ...
Schwingen: Der Villmerger Lukas Räber schwingt für Lenzburg – und holte am Solothurner Kantonalen einen Kranz
Am Solothurner Kantonalen holen die Freiämter eigentlich keinen Kranz. Doch mit Lukas Räber aus Villmergen eben doch. Obwohl er sagt, er sei ein «waschechter Freiämter», geht er für den Schwingklub Lenzburg ins Sägemehl. Warum?
Stefan Sprenger
Er zieht durch die Fasnacht in Villmergen. Mit der Guggenmusik Tinitus ist Lukas Räber seit Jahren in der närrischen Zeit unterwegs. Und der 26-Jährige freut sich jetzt schon riesig, wenn in vier Jahren sein Jahrgängerverein gegründet wird und auch er die Tradition des «Güüggen» in Villmergen fortsetzen wird. Er ging im Hof in Villmergen zur Schule, hat hier am Laternenweg bis 2021 gelebt (bevor er mit seiner Freundin nach Beinwil am See gezogen ist). Nach wie vor ist er oft in Villmergen bei seinen Eltern. Vater Walter war 25 Jahre in der Sägerei Gottfried Stähli tätig, ist mittlerweile beim Bauamt Villmergen.
Man könnte noch viele Beispiele nennen, wieso Lukas Räber ein richtiger Villmerger ist. Auch er sagt: «Ich bin ein waschechter Freiämter.» Und doch schwingt er unter dem Radar der Freiämter Schwingwelt. Denn Räber geht für den Schwingklub Lenzburg ins Sägemehl.
Sein Cousin brachte ihn zu Lenzburg
Wieso geht er denn für Lenzburg ins Sägemehl und trainiert in Möriken, wenn doch der SK Freiamt «ein absoluter Topklub» ist, wie er meint? Räber erklärt: «Mein Cousin Christian Siegrist kommt aus Meisterschwanden und trainierte beim Schwingklub Lenzburg. Ich wollte dann auch ins Training, ich wollte auch schwingen. Und so hat er mich mitgenommen.» Und so ist er in Lenzburg gelandet statt bei den Freiämtern. Einfach so den Klub wechseln, das macht man im Schwingsport nicht. «Jetzt ist es so. Ich bin stolzer Freiämter. Aber auch stolz, für den Schwingklub Lenzburg anzutreten.»
2018 den ersten Kranz – «dann hatte ich Mühe»
Am letzten Wochenende gab es für ihn ein Highlight seiner Karriere. 2018 am «Baselstädtischen» holte er seinen ersten Kranz. Und jetzt schlug er am Solothurner Kantonalen wieder zu und errang zum zweiten Mal Eichenlaub. Mit drei Siegen und drei Gestellten reichte es ihm knapp (mit 56,00 Punkten auf Rang 8b) zum Kranzgewinn. «Im letzten Gang gab es viele Gestellte. Das hat mir in die Karten gespielt und deshalb hat es noch gereicht», analysiert er.
Für ihn war dieser Erfolg das Ende einer langen Durststrecke. 2018 zeigte er eine starke Saison, 2019 hat er sich das Kreuzband gerissen. Nach der Operation war er 2020 wieder fit – doch dann kam Corona. «Als es dann 2021 wieder losging, kam ich nicht in den Wettkampfrhythmus. Ich hatte Mühe», erzählt er. 2022 kugelt er sich die Schulter aus. Eine Saison zum Vergessen. Und jetzt – 2023 – geht er unbeschwert in die Saison und ist endlich wieder auf seinem besten Niveau und schafft seinen zweiten Kranzgewinn. «Das ist eine grosse Motivation für mich.» Seine weiteren Ziele dieser Saison: «Verletzungsfrei bleiben und am Nordwestschweizerischen gut mithalten.»
Räber, der drei ältere Schwestern hat, arbeitet als Zimmermann bei der Firma Stadelmann Stutz in Fahrwangen. Dort, wo auch Nick Alpiger, Eidgenosse vom Schwingklub Lenzburg, arbeitet. Lukas Räber holte Nick Alpiger dorthin.
Wer ist besser – Nick Alpiger oder Joel Strebel?
Er kennt also Nick Alpiger gut, als Mensch und als Sportler. Da stellt sich die Frage: Wer ist der bessere Schwinger, Nick Alpiger oder der Freiämter Joel Strebel? Beide gelten als die absoluten Leader in der Nordwestschweiz. Räber sagt: «Wenn Alpiger gegen Strebel antritt, dann helfe ich natürlich meinem Teamkollegen. Ich mag aber auch Strebel die Erfolge sehr gönnen. Die beiden sind sehr nahe beieinander. Alpiger ist vielseitig, Strebel ist angriffig. Ich schaue beiden gerne zu. Ganz ehrlich, ich kann mich nicht festlegen, wer der bessere Schwinger ist.»
Innerlich jubelt sein Freiämter Herz
Der Schwingklub Freiamt sei für ihn ein «absoluter Topklub». Eine grosse Beziehung zu den Freiämter Schwingern habe er nicht. «Man versteht sich», meint er dazu. Wenn er von seinem Wohnort Beinwil am See an seinen Arbeitsort Fahrwangen fährt, dann sieht er aber jeweils die Plakate in Sarmenstorf, wenn die Brüder Andreas und Lukas Döbeli wieder einen grossen Erfolg zu feiern haben – zuletzt den Kranzgewinn von Lukas am «Eidgenössischen» im letzten August. «Innerlich», so sagt er, «jubelt dann mein Freiämter Herz.»


