Ehrung eines Urgesteins
31.10.2024 Region Unterfreiamt, UezwilGV der Gemeindeschreiber des Bezirks Bremgarten im Forsthaus Uezwil
Er hat angefangen, als die Computer noch nicht mal die Textverarbeitung beherrschten. Er hört auf, nachdem die Kanzlei auf Internet-Telefonie umgestellt hat. Rolf Meier hat in seinen 40 Jahren in ...
GV der Gemeindeschreiber des Bezirks Bremgarten im Forsthaus Uezwil
Er hat angefangen, als die Computer noch nicht mal die Textverarbeitung beherrschten. Er hört auf, nachdem die Kanzlei auf Internet-Telefonie umgestellt hat. Rolf Meier hat in seinen 40 Jahren in Tägerig viel erlebt. Und wurde von den «Gspändli» an der GV verabschiedet.
Chregi Hansen
Es ist lange her, seit die Schreiber zuletzt in Uezwil getagt haben. Vor 36 Jahren tagte der Verband ebenfalls im Forsthaus. Von den Teilnehmern, die sich noch daran erinnern, sind die meisten inzwischen pensioniert und nehmen als Freimitglied an der GV teil. Nur einer der damals aktiven Gemeindeschreiber ist noch immer aktiv. Und dies nicht mehr lange.
National bekannt geworden
Seit 40 Jahren (und sieben Monaten, um genau zu sein) ist Rolf Meier schon Kanzler in Tägerig. Ende Januar geht er in Pension. Meier hat einst die Lehre in Mellingen absolviert und später in Wohlen, Aristau und Hägglingen gearbeitet. «Es war aber Wunsch, in einer eher kleineren Gemeinde zu arbeiten. In Tägerig hat er dann die Chance seines Lebens gepackt», so Präsident Urs Schuhmacher in seiner Laudatio. Am 1. April 1984 trat er seine Stelle als Gemeindeschreiber an, nachdem er zuvor dort bereits als Stellvertreter tätig war. Und in Tägerig ist er dann sein ganzes Arbeitsleben geblieben. «Er hat die kurzen Wege geschätzt und auch die Tatsache, dass in solch kleinen Gemeinden Entscheidungen eben oft schneller und unkomplizierter fallen», so Schuhmacher weiter.
Meier hat in seinen 40 Jahren die ganze technische Entwicklung seiner Branche miterlebt. «In seinem ersten Jahr erhielt die Kanzlei Computerarbeitsplätze. Sie waren extrem teuer, konnten aber nur wenig. Textverarbeitung war noch nicht dabei», schaut der Präsident auf Meiers Laufbahn zurück. Nationale Bekanntheit erhielt dieser vor einigen Monaten, weil sein Account gehackt wurde und in seinem Namen Tausende Phishing-Mails verschickt wurden. Die Telefonate, die danach eingingen, hielten ihn lange auf Trab. «Man lernt eben nie aus», sagt Meier selber zur technischen Entwicklung – gerade in diesen Tagen habe die Verwaltung in Tägerig auf Internet-Telefonie umgestellt. «Und schon am ersten Tag ging mein Headset kaputt», erzählte er an der GV schmunzelnd.
Mit der Technik stand er ab und an im Konflikt. Ansonsten hat Rolf Meier viele gute Erinnerungen an seine Zeit in Tägerig. Höhepunkte waren etwa die 800-Jahr-Feier oder die Einweihung des neuen Sportplatzes. Zudem hat er auch über den Tellerrand geblickt und eng mit den Kollegen des Bezirks Baden zusammengearbeitet. «Er war in dessen Verband als einziger Vertreter des Bezirks Bremgarten regelmässig an der GV dabei. Aber Freimitglied kann er nur bei uns werden», betonte Schuhmacher. Und zu diesem wird Meier ab nächstem Jahr. Mit einem Präsent gratulierte der Präsident dem Jubilar. Und von den Kollegen gab es einen lang anhaltenden Applaus.
Nächstes Jahr wird die Dottikon ES besichtigt
Die übrigen Traktanden waren schnell abgehandelt. Es gab durch diverse Stellenwechsel einige Veränderungen bei den Mitgliedern. Aktuell zählt der Verband der Gemeindeschreiberinnen und Gemeindeschreiber des Bezirks Bremgarten 60 Personen, davon sind 42 noch aktiv tätig. In seinem Jahresbericht schaute Urs Schuhmacher auf die verschiedenen Anlässe zurück, welche der Verband organisiert hat. Speziell erwähnte er die Besichtigung der Firma Römer in Wohlen. «Das Thema Recycling betrifft alle Gemeinden, und viele arbeiten schon mit der Firma zusammen. Daher war die Besichtigung sehr spannend», so der Präsident. Im kommenden Jahr steht eine Besichtigung der Dottikon ES auf dem Programm. Dort waren die Mitglieder vor einigen Jahren schon einmal, «aber seither wurde so viel investiert und gebaut, da lohnt sich eine Wiederholung sicher».
Fachkräftemangel als Problem
Finanziell steht der Verband auf solider Basis, bei Ausgaben von rund 1800 und Einnahmen von rund 2700 Franken resultierte in Gewinn von knapp 900 Franken, das Vermögen beträgt aktuell 11 400 Franken. Damit steht der Bezirks-Verband besser da als der kantonale Verband, bei dem das Vermögen immer schneller schwindet. Aktuell schreibt dieser jedes Jahr rund 30 000 Franken Verluste, «hier müssen wir Gegensteuer geben», ist für den Präsidenten des Bezirks Bremgarten klar. Der kantonale Gemeindeschreiber-Verband nehme bei Projekten rund um die Verwaltung immer wieder eine Vorreiterrolle ein und übernehme oft sogar die Vorfinanzierung. So aktuell auch beim Projekt «Public Pro», mit dem die Gemeinden etwas gegen den Fachkräftemangel tun wollen. «Wir müssen das Problem gemeinsam lösen. Einander die Leute abwerben, das kann es nicht sein», ist für Urs Schuhmacher klar.
Den Mitgliedern einen Mehrwert bieten
Auch mit anderen Themen setzt sich der Kantonalverband auseinander, wie Schuhmacher berichtet, etwa mit den Möglichkeiten der Digitalisierung oder dem neuen Inventarwesen. Dabei zeige sich, dass die Interessen des Kantons und der Gemeinde nicht immer die gleichen sind. Aber auch auf Bezirksebene möchte der Verband aktiver werden. «Wir möchten den Mitgliedern einen Mehrwert bieten», so der Präsident. Neben geselligen Anlässen möchte man in Zukunft auch Workshops zu bestimmten Themen anbieten und den Erfahrungsaustausch untereinander fördern. Etwa zum neuen Geschäftsverwaltungsprogramm, welches in vielen Gemeinden zum Einsatz kommt. «Die Software bietet enorm viele Möglichkeiten, fast alle nutzen sie etwas anders. Es wäre spannend, sich einmal darüber auszutauschen und fachliche Inputs zu erhalten», ist Schuhmacher überzeugt. Man will nun abklären, ob solche Angebote überhaupt geschätzt werden.
Die geselligen Anlässe sollen aber nicht zu kurz kommen. Darum genossen die Mitglieder nach der GV noch ein feines Znacht im Forsthaus Uezwil. Wer weiss schon, wann der Verband nächstes Mal in der kleinsten Gemeinde des Bezirks zu Gast ist.