Dreistündiger Ohrenschmaus
21.11.2023 Boswil, Region OberfreiamtJodlerabend des Jodlerclubs Echo vom Lindenberg in Boswil – mit hochkarätigen Gästen
Am Freitag die A-cappella-Formation Ostinato, am Samstag der Jodlerclub Teufen. Und natürlich an beiden Abenden der Jodlerclub Echo vom Lindenberg. Zwei Abende voller ...
Jodlerabend des Jodlerclubs Echo vom Lindenberg in Boswil – mit hochkarätigen Gästen
Am Freitag die A-cappella-Formation Ostinato, am Samstag der Jodlerclub Teufen. Und natürlich an beiden Abenden der Jodlerclub Echo vom Lindenberg. Zwei Abende voller Folklore, Tradition und Heimatliebe. Zwischendurch durfte auch gelacht werden.
Annemarie Keusch
Über 50 Stimmen. Alle im Einklang. Die Appenzeller mit ihrem Ohrring im rechten Ohr und der traditionellen Tracht mit weissem Hemd und rotem Gilet. Zwischendrin die Freiämter Jodler in schwarzer Tracht, die Jodlerinnen mit bunten Schürzen. Es ist das Schlussbild des Jodlerabends. Es ist der Moment, als der Jodlerclub Echo vom Lindenberg mit den Gästen aus Teufen auf der Bühne steht. «En Sennetag» jodeln sie aus über 50 Kehlen. Der Applaus im Publikum ist laut. Und lang. «Ein Ohrenschmaus», sagte einer der Jodler, als er vorher das Duett von Maria Kuhn und Kerstin Wirz ankündigte. Zwei Worte, die auch den ganzen Abend beschreiben könnten.
Heimat – in ganz vielen Jodelliedern ist die Verbundenheit mit der Herkunft ein zentrales Element. Eines, das die Jodlerinnen und Jodler schon alleine mit ihrem Äusseren untermauern. «Heiterefahne» von Marc Trauffer mit Sätzen wie «Hie bini gebore, und da ghöri hi». Oder «Land ob de Wolke», das die Heimat nach dem irdischen Leben besingt, mit dem Schlusssatz: «Mir wärdid eus ganz sicher gseh.» Der Jodlerclub Echo vom Lindenberg besingt Emotionen, löst im Publikum aber auch solche aus.
Den Fünfliber kreisen lassen
Und die Jodlerinnen und Jodler bewiesen, dass sie nicht nur singen und jutzen können. Nach dem Startlied «I freu mi» begrüssten sie das Publikum, indem sie einen Rhythmus klopften auf Beine, Schulter und in die Hände. Die erste Überraschung war ihnen geglückt. Wie vielfältig Jodlergesänge sein können, demonstrierten sie später – mit der Vielfalt an Liedern, aber auch nur in «Ä Buebätraim». Von traurig bis lüpfig, von romantisch bis schnell, Jodel kann alles. Dass das Niveau dabei im «Echo vom Lindenberg» sehr hoch ist, das durfte das Publikum am Jodlerabend erfahren. Gleiches stellten sie aber schon im Sommer am Eidgenössischen Jodlerfest in Zug unter Beweis. Mit «Waldverspräche» holten sie sich damals ein «Sehr gut» und in der Boswiler Turnhalle als Zugabe nochmals grossen Applaus.
Während am Freitagabend die A-cappella-Formation Ostinato den Abend bereicherte, war am Samstag ein zweiter Jodlerclub, jener aus Teufen, zu Gast. Und schnell wurde klar: Im Appenzell wird anders gejodelt als im Freiamt. Etwa ist der Jodlerclub Teufen eine reine Männerformation. Oder sie präsentieren «Zäuerli», textlose Lieder, die meist überliefert sind, also nach Gehör gelernt werden. «Noten gibt es nur selten», betonte eines der Mitglieder. Mit «De Heeweh-Appezöller» oder «z’Alp» verdeutlichten sie ihre Heimatverbundenheit. Und ganz traditionell kam zum Gesang auch Talerschwingen dazu. «Einen silbernen Fünfliber brauchts und viel Kraft. Ganz so einfach ist das nicht.» Improvisieren muss man können. Als ein Fünfliber aus der Tonschüssel spickt, folgt ein schneller Griff in die Hosentasche und der nächste Fünfliber dreht seine Runden. Typisch Appenzell durfte natürlich auch ein träfer Witz nicht fehlen.
Sketches am Esstisch
Apropos Humor, diesen liessen die Jodlerinnen und Jodler immer wieder aufblitzen. Manchmal vielleicht auch etwas ungewollt. Ein Lachen ging etwa durch die Halle, als sie die Delegationen begrüssten und zwischen den Tanzgruppen und Jodlerclubs aus der nahen und weiteren Umgebung auch ein Schafzuchtverein war. Aber auch ganz gewollt bei den Sketches aus dem Esszimmer einer Bauernfamilie, wo sich die älteste Generation darüber beklagt, dass die Schwiegertochter nicht pünktlich das Essen auftischt und die jüngste Generation nur am Handy drückt. Aber wenn das Telefon des Bauern klingelt, dann ist es kein Problem. «Das ist wichtig.»
Ein dreistündiger Ohrenschmaus, der mit Ländlerformationen und Tanz eigentlich noch weitergeht. Um Mitternacht sowieso. Dann, wenn alle Jodlerinnen und Jodler im Saal zum «Mitternachts-Jutz» auf die Bühne kommen. Das hat Tradition. Wie an diesem Abend so ganz vieles.