Dreifaches Fest in Sins
27.08.2024 Sins, Region OberfreiamtNaturfreunde und Besucher feierten im Auenschutzpark Reussegg Jubiläum, Einweihung und Buchvernissage
Das Projekt «Reussegg» leistet seit der ersten Bauetappe 2019 seinen Beitrag zur Auenregeneration im Freiamt. Mit einem Durchstich der Reuss in die Aue ...
Naturfreunde und Besucher feierten im Auenschutzpark Reussegg Jubiläum, Einweihung und Buchvernissage
Das Projekt «Reussegg» leistet seit der ersten Bauetappe 2019 seinen Beitrag zur Auenregeneration im Freiamt. Mit einem Durchstich der Reuss in die Aue konnte das Werk eingeweiht werden.
Richard Gähwiler
Vor 30 Jahren haben Aargauerinnen und Aargauer über eine Verfassungsinitiative für ein einzigartiges Projekt die Basis gelegt: Mindestens ein Prozent der Kantonsfläche soll zu einem Auenschutzpark werden. Im Freiamt wurde Sins ausgewählt.
Renaturierung – ein bauliches Grossprojekt
Im Reussegger Schachen regenerierten das kantonale Amt für Landschaft und Gewässer und Pro Natura Aargau während der letzten fünf Jahre ein Auengebiet von rund 20 Hektaren: Rückbau von Uferverbauungen entlang der Reuss, Abtragen des Oberbodens, Erstellen einer neuen Trinkwasserfassung, da für die Renaturierung Grundwasserpumpwerke ausser Betrieb genommen werden mussten, Gestalten zusätzlicher Strukturen, wie Sandbänke, Uferanrisse sowie tieferer und flacherer Uferbereiche, welche Lebensraum neuer Arten, Habitat von bodenbrütenden Vögeln, Amphibien und einer Vielzahl von Insekten werden sollen.
Mit diesem Rückblick, ergänzt mit Gruss- und Dankesworten, erläuterten Fachleute und Spezialisten aus Politik, Wirtschaft und Verbänden anlässlich der Einweihung die Aue Reussegg am Wochenende. Norbert Kräuchi (Abteilung Landschaft und Gewässer) begrüsste die zahlreichen Besucherinnen und Besucher und erläuterte das bevorstehende Programm. Es war Regierungsrat Stephan Attiger, welcher gleich zu Beginn von einem einmaligen Ereignis sprach: «Denn es ist eine optimale Feier, drei Feste in einem: 30 Jahre Auenschutzpark Aargau, die Einweihung der Aue Reussegg und die Buchvernissage.» Attiger freute sich, dass das eingangs erwähnte Ein-Prozent-Flächenziel bezüglich «Auenschutzpark» erreicht ist. «Aber das ist das gesetzliche Minimum, es ist nicht verboten, weiterzumachen», machte er Mut zu weiteren Projekten.
Auen brauchen Pflege
In die gleiche Kerbe schlug Matthias Betsche, Geschäftsführer von Pro Natura Aargau: «Auen machen die Natur attraktiv. Das haben wir mit diesem Gemeinschaftswerk, mit Fachleuten auf allen Ebenen und Durchhaltewillen über Jahre sicher erreicht.» Er sprach weiter von einem Generationenprojekt, denn aufgrund der Dynamik der Natur sei Pflege und Instandhaltung einer Aue eine permanente Aufgabe, für Landwirtschaft, Verbände und Helfer.
Von Anfang an dabei war Josef Huwiler, Gemeindeammann Sins. Er erlebte die ganze Auen-Geschichte in allen Facetten. In Kurzform präsentierte er deren Ablauf und lobte die Zusammenarbeit aller Beteiligten, die Melioration sowie die neue Wasserfassung mit Pumpwerk, denn auch er sei Bezüger dieses wunderbaren Grundwassers. Es war dann Christoph Busenhart, Leiter Umfeld Wasserkraft, Elektrizitätswerke der Stadt Zürich (ewz), welcher eingestand, als Stromproduzent die Natur zu verändern. «Wir wollen dies mit Umweltprojekten kompensieren, indem wir diese aus einem Fonds unterstützen, sozusagen als Katalysator, wenn die Gelder von Bund, Kanton und Gemeinde für einen ökologischen Mehrwert nicht ausreichen», erläuterte Busenhart die Aktivitäten der ewz. Für die Aue Reussegg waren das rund 1,9 Millionen Franken, ergänzte er. «Keine Veranstaltung ohne Werbung», sein Abschlusshinweis, «es hat noch Geld im Umweltfonds der ewz, also meldet euch!»
Spatenstich der besonderen Art
Der «theoretische Teil» im Schatten des Festzeltes endete mit einem aktuellen Kurzfilm über die Aue Reussegg mit deren «Bewohnern» und der Präsentation des Buches «Auenland Aargau» von Heinz Staffelbach. Im Anschluss überreichte Norbert Kräuchi allen Referenten ein Auen-Präsent, bevor er einen weiteren Höhepunkt ankündigen konnte – den Durchstich der Reuss in die Aue. Das weitere Geschehen wurde von Projektleiter Christian Rechsteiner erklärt, worauf sich die Hundertschaft an Besuchern zum Südteil der Aue verschob, die nur noch mit einem schmalen Damm von der Reuss getrennt war. Diese paar Kubikmeter Erde wurden vom «Baggerpiloten» mit Gefühl ausgehoben, bis dann das Reusswasser, getrübt mit Sand und Humus, in die Seitenarme floss. Die Faszination dieses Ereignisses wurde abgelöst vom verführerischen Grillduft aus dem Festzelt. Gestärkt absolvierten die meisten Besucherinnen und Besucher am Nachmittag einen Rundgang mit kompetenter Führung oder informierten sich an den zahlreichen Infoboxen der Wanderausstellung von Pro Natura Aargau und dem Naturama Aargau. Ein Tag in der Natur und für die Natur.