Doris Stöckli neue Präsidentin
13.06.2023 Hermetschwil-Staffeln, BremgartenGeneralversammlung des Kinderheims St. Benedikt in Hermetschwil-Staffeln
Kürzlich versammelten sich Vorstands- und Vereinsmitglieder zur jährlichen GV. Dabei waren auch die Demission der bisherigen und die Wahl der neuen Präsidentin wichtige Traktanden. ...
Generalversammlung des Kinderheims St. Benedikt in Hermetschwil-Staffeln
Kürzlich versammelten sich Vorstands- und Vereinsmitglieder zur jährlichen GV. Dabei waren auch die Demission der bisherigen und die Wahl der neuen Präsidentin wichtige Traktanden.
Nach der Begrüssung stellte Präsidentin Regula Jäggi im Rückblick zwei Themen besonders in den Vordergrund. Nach einem Strategieprozess im Jahr 2018/19 wurden einige Ziele umgesetzt. Was aber bisher bloss thematisiert, aber nicht realisiert wurde, ist die Öffnung des Heims auch für Mädchen.
Es mag Aussenstehende vielleicht erstaunen, dass im St. Benedikt ausschliesslich Knaben wohnen und zur Schule gehen. Um dies zu ändern, müssten gemäss Forderung des BKS und des BJ (Bundesamt für Justiz) jedoch bauliche und strukturelle Massnahmen erfolgen und ausschliesslich Einzelzimmer sowie getrennte Nasszellen angeboten werden. Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus zwei Personen aus dem Leitungsteam, zwei Vorständen und zwei Teamleitenden, ist bereits am Bearbeiten des Themas, unter Einbindung einer Machbarkeitsstudie von Architekten. Das BKS und das BJ werden dann die eingereichten Vorgaben prüfen. Regula Jäggi hofft, dass an der ordentlichen GV 2024 der nötige Baukredit gesprochen werden kann.
Never Walk Alone im Vormarsch
Eine gute Wende scheint nach einstweiliger Skepsis auch im Vorstand das Projekt Never Walk Alone – Leaving Care Aargau zu nehmen. Es soll Kindern und Jugendlichen nach ihrem Heimaustritt auch in Zukunft jederzeit eine Anlaufstelle bieten. Das Projekt wird jetzt von der Glückskette mit 150 000 Franken unterstützt, auch andere Institutionen leisten Support. Ein grösserer Batzen ist im August auch vom Swisslosfonds zu erwarten, sofern der Regierungsrat grünes Licht gibt.
Abschied nach 6 Jahren
Nach 21 Jahren im Vorstand, davon 6 Jahre als Präsidentin, schaute Regula Jäggi zurück. Die Zusammenarbeit mit vier verschiedenen Gesamtleiterinnen und -leitern sei stets geprägt von Wertschätzung und der Sache verpflichtet gewesen, nämlich dem Wohl der dem Heim anvertrauten Kinder und Jugendlichen. Die scheidende Präsidentin verdankte alle Mitarbeitenden des St.Benedikt, die Knochenarbeit leisten, stets mit Begeisterung und Elan. Den Austausch mit den Vorstandsmitgliedern an Sitzungen und an gemeinsamen Essen werde sie vermissen. Die Meinungen und Positionen waren durchaus nicht immer gleich, aber genau das möge es leiden, das tue gut und nur das mache es spannend.
Jahresrechnung einstimmig genehmigt
Nach der souveränen Präsentation der Jahresrechnung des Betriebes und des Vereins durch Thomas Stübi, den Leiter Finanzen und Dienste, folgte der Revisionsbericht durch Vizepräsident Stephan Köpfli. Fazit der Revisionsstelle THV Aarau: «Bei unserer Revision sind wir nicht auf Sachverhalte gestossen, aus denen wir schliessen müssten, dass die Jahresrechnung nicht dem schweizerischen Gesetz und den Statuten entspricht.»
«Alle wollten unbedingt das Präsidium, schlussendlich musste das Los entscheiden» – mit einer Prise Humor leitete Regula Jäggi über zur Vorstellung der neuen Präsidentin Doris Stöckli. Diese ist Vizeammann von Bremgarten, war zunächst seit 2015 im erweiterten Vorstand des St.Benedikt und seit 2020 im Vorstand. Regula Jäggi empfahl sie wärmstens zur Wahl, sie sei überzeugt, dass Stöckli die Geschicke des Vereins und des Vorstands gut und vorausschauend leiten werde. Diese erklärte erfreut die Annahme der Wahl und sie gedenke, da sie in Hermetschwil wohne, weiterhin die traditionell gute Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde, der Schule Staffeln und dem Heim zu fördern. Für sie sei die Übernahme des Präsidiums ein organischer Vorgang, da sie hier gut verwurzelt sei.
Einschätzungen des Gesamtleiters
Philipp Zimmermann, seit drei Jahren Gesamtleiter des Heims, blendete zurück auf den Strategieprozess seit 2020. Dabei sei als ständiger Grundauftrag die Reintegration des Kindes in das angestammte Umfeld zu beachten.
Im Bereich Wohnen sei Durchlässigkeit wichtig, das heisse, die Wohnsituation und die Schule zu trennen. Beispielsweise würden derzeit zwei Schüler die Schule in Bremgarten besuchen und im St. Benedikt wohnen. Der Fokus auf die Aussenanlagen sei wichtig. Der Spielplatz mit Pumptrack und Barfusszonen werde erfreulicherweise auch von Externen rege besucht, was genau die Absicht sei. Koedukative Angebote für Mädchen und Knaben beim Wohnen seien ja bereits in Planung.
Im Bereich Schule gehe es darum, den Lehrplan 21 umzusetzen, Lernnischen für Unkonzentrierte einzurichten, sogenannte Waben mit Kopfhörern zur Entspannung sind bereits verfügbar. Auch Musikangebote sind vorhanden, aktuell probt sogar eine Schülerband.
Bei der Familienarbeit strebe man durch interne Weiterbildung eine hohe Sensibilisierung an, veranstalte Fachvorträge und biete Familie-3+-Beratungen auch für Externe an. Kinder liessen sich ja nicht einfach «reparieren» und an die Familie zurückgeben. Die Familie selbst müsse in den Prozess eingebunden sein.
Vertrauen und Zutrauen als Basis
Grundsätzlich orientiere er sich als Gesamtleiter an einer Kultur, die auf Vertrauen und Zutrauen aufbaue. Ein Gelingensfaktor sei für ihn, einfach zu «machen». Dabei könne er sich auf ein gutes Team, hervorragende Bereichsleiter, Teamleiter, Sozialpädagogen verlassen. Der Vorstand trage mit viel Wohlwollen zum guten Klima bei. Philipp Zimmermann bedankte sich bei der scheidenden Präsidentin für den Support und die lange Leine, die sie ihm gelassen habe. Dadurch sei es gelungen, die strategische und die operative Ebene klar zu trennen und so gemeinsam auf dem Weg zu sein.
Geehrt wurde noch Thomas Stübi, Leiter der Finanzen und Dienste, für 20 Jahre über hundertprozentiges Engagement im St. Benedikt. Er sei durch seine unaufgeregte, effiziente, pragmatische Arbeit und sein humorvolles Wesen aufgefallen, ohne sich je selbst in den Vordergrund zu stellen.
Schliesslich verabschiedete Jacqueline Riedo aus dem Vorstand die scheidende Präsidentin mit einer musikalisch untermalten Projektion als gelungenem Rückblick auf deren Wirken. Ein feiner Dreigänger, durch das hauseigene Küchenteam exzellent gekocht, liebevoll gestaltet und im Freien serviert, rundete die Generalversammlung stimmungsvoll ab. --as