Die unerwartete Ehre
03.10.2025 Region Bremgarten, Zufikon, Bücher, LiteraturGrosse Ehre für Krimiautor
Der gebürtige Zufiker Peter Beeli ist nominiert
Peter Beeli gesellt sich mit seinem Namen in diesen Tagen neben berühmte Autoren wie Roger Graf und Martin Suter. Sein Krimi «Tagliabue – Schatten der ...
Grosse Ehre für Krimiautor
Der gebürtige Zufiker Peter Beeli ist nominiert
Peter Beeli gesellt sich mit seinem Namen in diesen Tagen neben berühmte Autoren wie Roger Graf und Martin Suter. Sein Krimi «Tagliabue – Schatten der Vergangenheit» ist auf der Longlist für den Schweizer Krimipreis nominiert. Dieser wird am 18. Oktober im Hotel National in Bern verliehen. Für den gebürtigen Zufiker, der heute in Seengen lebt, ist diese Nomination eine riesige Überraschung. Denn sein Krimi wurde von vielen kritisiert. Dies unter anderem, weil den Namen der Hauptfigur Salvatore Tagliabue kaum jemand aussprechen kann und sein Krimi beim Lesen grosse Konzentration erfordert, um die Geschichte richtig zu erfassen. --red
Der gebürtige Zufiker Peter Beeli schafft es auf die «Longlist» für den Schweizer Krimipreis
Überrascht sei er gewesen, beinahe ungläubig, als er erfuhr, dass sein Kriminalroman «Tagliabue – Schatten der Vergangenheit» für den Schweizer Krimipreis nominiert ist. Neben Namen wie Roger Graf oder Martin Suter taucht nun auch seiner auf: Peter Beeli.
Sabrina Salm
Eigentlich habe er bei seinem Krimi «Tagliabue» alles falsch gemacht. «So haben es mir viele andere gesagt», erzählt Peter Beeli. Schon der Name seines Protagonisten – Kommissar Salvatore Tagliabue – sei eine Zumutung. «Den kann fast niemand aussprechen.» Auch der Roman selbst gelte nicht als leicht zugänglich. Zu lang, zu komplex, zu wenig «Mainstream» – so die Kommentare. «Nicht nur Krimis gelten als Konsumgut, leicht verdaulich, schnell lesbar. Mein Buch verlangt, dass man sich mit der Geschichte auseinandersetzt, statt sich einfach berieseln zu lassen.» Der Kommissar ist alles andere als ein strahlender Held. «Tagliabue ist nicht mein Freund. Er steht sich dauernd selbst im Weg. Er ist ein Idiot.» Schuld oder Unschuld, Recht oder Unrecht – diese klassischen Krimifragen stehen nicht im Zentrum. «Spannender finde ich die Frage nach Gerechtigkeit.» Wer am Ende der Mörder ist, bleibt offen. «Ich weiss es schlussendlich selbst nicht.»
Anerkennung trotz kleiner Auflage
Der Zytglogge-Verlag brachte den Roman vor zwei Jahren heraus. Verkauft wurde er zwar nicht in grossen Stückzahlen, doch nun ist er Teil der exklusiven Auswahl des Krimipreises – ein Erfolg, der Beeli selbst überrascht. «Offenbar gefällt er den Kritikern. Und das zeigt mir, dass ich doch nicht alles falsch gemacht habe», meint er mit einem Lächeln. Die Konkurrenz ist prominent: Roger Graf, Kult-Autor der Hörspielreihe «Die haarsträubenden Fälle des Philipp Maloney», tritt mit «Falsche Freunde» an. Martin Suter, international erfolgreich mit «Elefant» und seiner «Allmen»-Reihe, ist mit «Allmen und Herr Weynfeldt» im Rennen.
Aufgewachsen ist Beeli teilweise in Zufikon, die Kantonsschule hat er in Wohlen besucht, als Unihockeytrainer prägte er jahrelang den Nachwuchs in Bremgarten. Heute lebt er in Seengen, die Verbindung zum Reusstal ist ihm geblieben. Beruflich ist er Mitbegründer und Berater einer Branding-Manufaktur – ein Kontrast zu seiner schriftstellerischen Arbeit, der ihm offenbar guttut.
Schreiben ohne Stillstand
Die Preisverleihung folgt am 18. Oktober im Hotel National in Bern – im Rahmen des dritten Schweizer Krimifestivals, das 2025 erstmals in der Bundesstadt stattfindet. Dass Beeli überhaupt auf der Liste steht, sei bereits eine Ehre. «Allein schon auf die Longlist zu kommen, ist cool.» Es ist Bestätigung, Ermutigung und nicht zuletzt ein Signal, dass vielschichtige, unkonventionelle Krimis ihren Platz haben.
Beeli indes denkt nicht ans Aufhören. Der zweite Fall von «Tagliabue» ist bereits fertig, allerdings noch unveröffentlicht. Diesmal führt es den eigenwilligen Kommissar nach Italien, ins Herkunftsland seiner Eltern. Dort muss er nicht nur einen Mord aufklären, sondern auch seine eigene Vergangenheit bewältigen. Ebenfalls hat er seine zweite Davoser Geschichte geschrieben, die im Herbst 2026 publiziert werden soll. Ähnlich wie in seinem Erstlingswerk, dem Roman «Wolfseisen», geht es dabei um die Familiengeschichte seiner Vorfahren. Diesmal um den Bruder seines Urgrossvaters, der nach Amerika ausgewandert ist und beim Bürgerkrieg fünf Jahre lang aufseiten der Union kämpfte. Daneben hat Beeli zwei Theaterstücke verfasst. Und er arbeitet an einer zweiten Krimiserie – bewusst einfacher erzählt, mit klarerem Plot und einer Kommissarin in der Hauptrolle. «Sie ist trotzdem speziell», sagt er mit einem Schmunzeln. «Vielleicht gefällt das ja den Leuten besser», sinniert er. Doch eigentlich ist das egal, er schreibt für sich. «Ich habe einfach Spass am Erzählen von Geschichten. Teilweise fliegen sie mir einfach nur zu.» Für Lesestoff wird Peter Beeli also auch in Zukunft sorgen.
Weitere Infos unter: www.krimischweiz.org.
Der Schweizer Krimipreis
Am 18. Oktober findet im Hotel National in Bern das Schweizer Krimifestival statt. Neben Peter Beeli wird mit Martin Rüfenacht ein zweiter Freiämter am Krimifestival mit seinen Büchern anwesend sein. Beide sind am Autorentisch, die Bücher können vor Ort gekauft und von ihnen signiert werden.