Die Sehnsucht ein wenig gestillt
25.02.2025 Mutschellen, BerikonRenée Schneider erzählte über ihre Reisen in den Westen Kanadas
Kanada war schon immer der Sehnsuchtsort von Renée Schneider. Beinahe wäre sie dorthin ausgewandert. Dazu gekommen ist es nicht. Doch nun hat die Frau aus Rudolfstetten-Friedlisberg ...
Renée Schneider erzählte über ihre Reisen in den Westen Kanadas
Kanada war schon immer der Sehnsuchtsort von Renée Schneider. Beinahe wäre sie dorthin ausgewandert. Dazu gekommen ist es nicht. Doch nun hat die Frau aus Rudolfstetten-Friedlisberg den Westen Kanadas während mehrerer Wochen bereist.
Kanada hat es Renée Schneider angetan. Schon immer. «Ich habe davon geträumt, dorthin auszuwandern», sagte sie anlässlich des Anlasses «Weltenbummler» des Kulturvereins Berikon im Bürgisserhus. Dort zeigte sie den rund fünfzig Interessierten ihren Bericht in Bild und Ton von ihrer Reise nach Westkanada. Kurz vor dem geplanten Auswandern ging Renée Schneider als Lehrerin in den Osten Kanadas. Geblieben ist sie, die ursprünglich aus dem Elsass (Frankreich) stammt und seit Jahrzehnten in Rudolfstetten-Friedlisberg wohnt, nicht. «Wie es halt so ist im Leben: Es kommt oft anders als geplant», erzählte sie lachend.
Sogar KI eingesetzt
Ein Land der Sehnsucht ist Kanada jedoch für sie geblieben. Ende des letzten Jahrhunderts bereiste sie den Osten Kanadas. Inklusive Besuch bei den Eisbären. Nun folgte ein mehrwöchiger Aufenthalt auf der anderen Seite des riesigen Landes, im Westen Kanadas. Sie hat die unterschiedlichsten Landschaften und das Leben darin aufgesogen und in unzähligen Bildern festgehalten und daraus eine dreiteilige Präsentation in Bild und Ton erstellt. Dabei hat sie sogar künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt: Der Text wurde von einer imaginären Frau gesprochen. Als ehemalige Informatikerin weiss Renée Schneider mit Computerprogrammen umzugehen. Mit dem Resultat, dass das Zuhören und Zuschauen zu einem Genuss für die Anwesenden wurde. Wie viel Arbeit im Zusammenstellen der Präsentation steckt, lässt sich nur erahnen. Bilder auswählen, Geschichte des Landes nachschlagen, über Land und Leute recherchieren, Text verfassen, Hintergrundmusik auswählen und schliesslich die einzelnen Sequenzen zu einem stimmigen Ganzen komponieren. Auf die Frage, wie lange sie denn an der Präsentation gearbeitet habe, rollte Renée Schneider nur die Augen und antwortete: «Sehr lange.» Weil sie Wert auf Qualität bezüglich Fotos – «die habe ich nicht nachträglich bearbeitet» – und Inhalt legt.
Wale im Nebel
Ausgangspunkt ihrer mehrwöchigen Reise war die Millionenstadt Calgary in der Provinz Alberta. Dominierten hier früher die Cowboys auf ihren Rodeos, so ist die Stadt heute das Zentrum der kanadischen Ölindustrie. Neben vielen Wolkenkratzern gibt es aber noch alte Quartiere und lauschige Orte am Fluss. Neben dem Glanz, den die Wirtschaftsmetropole verbreitet, gibt es auch Elend: Obdachlose in den Strassen und Drogenabhängige. Zudem konnte sie negative Folgen des Massentourismus auch in dieser Ecke der Welt ausmachen: Schlange stehen vor Sehenswürdigkeiten. Beeindruckend sind jedoch die Landschaften ausserhalb der Stadt, in Richtung der Rocky Mountains. Mächtige Wasserfälle, schier endlose Wälder, seltene Pflanzen und bei uns wenig bekannte Tiere. Mit offenen Augen und wachen Sinnen hat Renée Schneider das Einmalige dieser Region mit ihrer Kamera festgehalten. Und wo sie selbst nicht hinkam – «ich leide unter Höhenangst» –, da hat sie andere gebeten, Fotos für sie zu machen. Das habe wunderbar geklappt.
Renée Schneider war auf ihrer Reise mit dem Mietauto, dem Flugzeug, dem Zug und dem Schiff unterwegs. Bis zum Pazifischen Ozean. Sie begegnete Schwarzbären und sie sah beim Lachsfang zu. Sie hatte im Voraus eine Walbeobachtungsfahrt gebucht, doch leider war es an diesem Tag sehr neblig. Immerhin konnte sie ein paar Schwanzflossen der Riesensäuger mit der Kamera festhalten. Auch besuchte sie Orte der «First Nations», wie die Indianer heute genannt werden, und sie ging der Bedeutung der Totems nach. Das Augenmerk stets auf die Lebensweise der unterschiedlichsten Menschen in den einzelnen Regionen gerichtet.
Es war zu spüren während der Präsentation, dass ihr Land und Leute sehr am Herzen liegen. Und dass sie nicht an der Oberfläche des Wahrgenommenen kleben blieb, sondern den Ursachen des Bestehenden nachging. Um es mit den Worten einer Zuhörerin auszudrücken, die ursprünglich aus Kanada stammt: «Ich habe heute noch einiges gelernt über Kanadas.»
Ob mit dieser eindrücklichen Präsentation über eine mehrwöchige Reise in den Westen Kanadas die Sehnsucht von Renée Schneider nach dem Land ihrer Träume gestillt ist? Es bleibt abzuwarten. --eob