Die ganze Vielfalt des Hanfes
25.02.2025 Kelleramt, OberlunkhofenZwei Oberlunkhofer betreiben in Bremgarten den Zauber-Blüten Grow- und Headshop
Hanfpflanzen züchtet Sebastian Hampl schon länger. Damit hat seine Faszination für diese Pflanze angefangen. Doch es ging weit darüber hinaus. Mittlerweile vertreiben ...
Zwei Oberlunkhofer betreiben in Bremgarten den Zauber-Blüten Grow- und Headshop
Hanfpflanzen züchtet Sebastian Hampl schon länger. Damit hat seine Faszination für diese Pflanze angefangen. Doch es ging weit darüber hinaus. Mittlerweile vertreiben er und seine Freundin CBD-Produkte im ganzen Land, entwickeln neue Produkte und führen zwei Ladenlokale.
Annemarie Keusch
Das ganze Lager hätte im Haus in Oberlunkhofen längst keinen Platz mehr. «Obwohl das Haus gross ist», sagt Sebastian Hampl und lacht. Der Zauber-Blüten Grow- und Headshop ist gewachsen – und das gewaltig. «Mittlerweile sind noch die Büros in unserem Haus in Oberlunkhofen», erzählt Hampl. Zusammen mit seiner Freundin Rita Vogt betreibt er das Geschäft. «Wir haben damit den Nerv der Zeit getroffen, weil sich viele nach Alternativen zur Chemie umschauen, etwa im Medikamentenbereich», ist er überzeugt. Aber, nur einfach ist das Metier nicht. 2018 haben Hampl und Vogt angefangen. «Da trafen wir noch auf ganz viele Vorurteile.» Dass sogenannter CBD-Hanf nur eine begrenzte Menge an THC (Tetrahydrocannabinol) enthält und somit keine psychoaktive oder berauschende Wirkung hat, das wussten längst nicht alle. «Zu unserer Aufgabe gehörte vor allem auch das Aufklären», sagt Hampl. Mittlerweile seien CBD-Produkte etablierter. «Wir können vielen Menschen helfen, was natürlich sehr toll ist.»
Auch wenn es gewissen Vorurteilen entspricht: Gekifft hat Sebastian Hampl. Und auch selbst Hanfpflanzen gezüchtet, «gegrowt», wie er es nennt. Hampl arbeitete als IT-Abteilungsleiter. Als die Firma verkauft wurde, passte es für ihn nicht wirklich. «Weil ein Jahr zuvor CBD in der Schweiz legalisiert wurde, wollten wir diese Chance packen.» Wenn, dann jetzt, sagte sich das Paar. Sie gründeten die Zauber-Blüten Hanf GmbH. Und legten los. 2020 eröffneten sie beim Schellenhausplatz in Bremgarten ihren Laden, vor einem Jahr folgte ein zweiter in Chur, der von einem Store-Manager geführt wird, der schon im Kelleramt für die Firma arbeitete.
Lager im Thurgau, Produktion im Aargau
Die Bandbreite der Produkte, die bei der Zauberblüten-Hanf GmbH erhältlich sind, ist riesig. Von Öl über Kapseln bis zu Nahrungsergänzung. Von Bier über Kosmetik bis zu Raucherwaren. Genauso bunt sei die Kundschaft. «Ein über Hundertjähriger kaufte bei uns Öl gegen seine Schmerzen», sagt Hampl. Die klassischen CBD-Raucher seien aber gut 25-jährig. «Sie wollen das Ritual behalten, aber nicht mehr kiffen.» Und viele Kundinnen und Kunden seien über 40. «Das ist das Alter, in dem sich viele Gedanken machen zu Alternativen zu herkömmlichen Schmerzmitteln.»
Und Sebastian Hampl und Rita Vogt und ihr Team erfinden sich immer wieder neu. Hier kommt Vogts beruflicher Hintergrund als gelernte Drogistin ins Spiel. Sie schreibt immer wieder neue Rezepte. Für eine Tattoo-Crème, die die Narben besser heilen lässt. Für eine Hanf-Zahnpasta. Aktuell für ein After-Sun. «Dabei ist uns wichtig, dass unsere Produkte auch wirklich einen Nutzen haben. Die Hanf-Sonnencrème zum Beispiel, die wir entwickelten, war nicht besser als eine normale Sonnencrème. Also brachten wir sie nicht auf den Markt», sagt Hampl. In einem Labor im Thurgau wird alles getestet und entwickelt, bevor in der Produktionshalle in Untersiggenthal losgelegt wird. Dabei betont Sebastian Hampl, sich keineswegs in der Rolle eines Pioniers zu sehen. «Hanf als Heilpflanze, das ist überhaupt nichts Neues, das war vor vielen Jahren hier ganz normal.» Nichtsdestotrotz fasziniere ihn die vielfältige Verwendung dieser Pflanze. Zumal der Oberlunkhofer auch weiss: «Ein Grossteil der Bestandteile dieser Pflanze ist überhaupt noch nicht erforscht. Das Potenzial ist daher noch riesig.»
Landwirte in Schaffhausen und St. Gallen bauen Hanf an
Die Zauber-Blüten Hanf GmbH ist etabliert, auch im Städtchen Bremgarten. «Unsere Beratung wird von vielen geschätzt, dafür sind wir bekannt», sagt Sebastian Hampl stolz. Und obwohl sie beispielsweise auch CBD nach Japan exportieren, setzen sie auf inländische Lösungen, wo das möglich ist. Den Hanf, der für die verschiedensten Produkte verwendet wird, bauen zwei Landwirte in Schaffhausen und im Kanton St. Gallen an. «Wir testen jährlich jeden Hektar auf Herbizid, Fungizid oder Schwermetalle», betont Hampl. Die Hanfpflanze sei sehr heikel. Auch weil aus der ganzen Pflanze eine Biomasse entsteht und aus dieser CBD extrahiert wird. «Mit Ultarschallmethode und ohne Lösungsmittel. In der Schweiz sind wir die Einzigen, die das so machen.»
Aus dem jungen Sebastian Hampl, der zu Hause Hanfpflanzen züchtet, ist längst ein gestandener Unternehmer geworden. Die Firma des 40-Jährigen hat auch einen Sitz in Deutschland, liefert von da aus in europäische Länder, die das erlauben. Auch im CBD-Grosshandel ist er aktiv, obwohl sich dieses Geschäft erst langsam wieder erholt. Pläne und Ideen haben er und Rita Vogt noch viele. Bleibt die Frage, weshalb sie sich mit ihrem Geschäft im Kelleramt und in Bremgarten niedergelassen haben? «Ja, vielleicht wären Städte attraktiver», gesteht Hampl, der mit seiner Firma und seinen Produkten oft auch an Festivals und Messen präsent ist. Er ist in Obfelden aufgewachsen, Rita Vogt in Ottenbach, gemeinsam lebten sie lange in Jonen, seit sieben Jahren in Oberlunkhofen. «Wir fühlen uns einfach wohl und heimisch hier.» Sein Engagement als Präsident des Vereins Fachgeschäfte Altstadt Bremgarten ist ein weiteres Indiz dafür.
Mehr Infos: www.zauber-blueten.ch.