Die Emotionen festhalten
07.03.2025 Rottenschwil, KelleramtDie Liebe im Foto bewahren
Fotografin Annina Bannwart
Der Verein «Herzensbilder» sorgt dafür, dass zumindest Bilder bleiben, wenn ein Kind oder ein Elternteil stirbt. Teil davon ist Annina Bannwart.
Annina Bannwart ...
Die Liebe im Foto bewahren
Fotografin Annina Bannwart
Der Verein «Herzensbilder» sorgt dafür, dass zumindest Bilder bleiben, wenn ein Kind oder ein Elternteil stirbt. Teil davon ist Annina Bannwart.
Annina Bannwart spricht von Familien in stürmischen Zeiten. Dann, wenn Familienfotos nicht erste Priorität haben. Wenn der Tod naht – ob jener des Kindes oder eines Elternteils. Dann sorgt der Verein «Herzensbilder» dafür, dass zumindest Erinnerungen bleiben. Die Rottenschwilerin Annina Bannwart ist seit drei Jahren Teil des Teams. Sie ist Fotografin mit Leidenschaft – und mit eigenem Studio in Muri. --ake
Annina Bannwart ist Fotografin und Teil der Organisation «Herzensbilder»
Erinnerungen einfangen. Emotionale Momente für die Ewigkeit bewahren. Das ist es, was Annina Bannwart an der Fotografie fasziniert. Die Rottenschwilerin betreibt seit wenigen Jahren in Muri ein Studio. Und sie fotografiert für «Herzensbilder» Familien, in denen Kinder schwer krank sind oder gar still geboren wurden oder wo ein Elternteil schwer erkrankt ist.
Annemarie Keusch
«Das schaffe ich nicht.» Dieser Satz schwirrte anfangs oft in ihrem Kopf umher. Sie befürchtete, nachher selbst emotional am Boden zerstört zu sein. «Aber es war nicht so. Es erfüllt mich, anderen Familien in solch schwierigen Situationen beizustehen.» Annina Bannwart spricht von Einsätzen für die Organisation «Herzensbilder». 2012 wurde die Organisation gegründet. Ihr Ziel: Familien, die um ihr Kind oder einen Elternteil bangen, ein wertvolles Bild zu ermöglichen und mit professionellen Familienfotografien liebevolle Momentaufnahmen von bleibendem Wert zu schenken. Seit rund drei Jahren gehört auch Annina Bannwart zum riesigen Team von «Herzensbilder». 120 Fotografen sind es, 50 Stylistinnen. In der ganzen Deutschschweiz sind sie unterwegs bei Familien, «die stark im Sturm stehen». Das Kind oder ein Elternteil sind schwer krank. Das Kind wurde still geboren. «Als Fotografin weiss ich, wie wichtig Bilder für die Erinnerung sind», sagt Bannwart.
Und trotzdem. Sie hatte diese Zweifel, als sie zum ersten Mal einen «Herzensbilder»-Einsatz wahrnahm. Auch weil Annina Bannwart selbst zweifache Mutter ist. «Zudem bin ich nahe am Wasser gebaut.» Die eine oder andere Träne kullere bei solchen Begegnungen auch. «Kalt lässt das niemanden.» Die Distanz durch die Linse der Kamera hilft. Annina Bannwart weiss: «Ein Foto zu machen, daran denken Familien in solchen Situationen nicht. Erst später werden diese irgendwann enorm wichtig.» Anfragen für Einsätze kommen unter anderem von Mitarbeitenden in Geburtsspitälern, Kinderspitälern, Frauenkliniken und Palliativstationen. Manchmal melden sich auch die Eltern direkt. Hier beistehen zu können, das ist für die Rottenschwilerin eine Herzensangelegenheit. «Zumal dies für die Familien keine Kosten mit sich bringt. Der Verein finanziert sich ausschliesslich durch Spenden», sagt sie.
Seit 2022 Studio in Muri
Erinnerungen festhalten, das will Annina Bannwart nicht nur beim Projekt «Herzensbilder», sondern auch als selbstständige Fotografin. «Ich habe immer gerne fotografiert», erzählt sie. 2009 wars, als sie sich ihre erste Spiegelreflex-Kamera kaufte. «Es begann mit Blumen und Blättern, bevor ich mich an Menschen wagte», sagt sie und lacht. Anfangs waren es Bekannte, die sie porträtierte. «Von der ersten Anfrage, an einer Hochzeit zu fotografieren, war ich fast ein wenig überrumpelt.» Die Fotografie zog immer weitere Kreise – Babys, Familienbilder. «Als ich selbst Mutter wurde, hörte ich auf, im Büro zu arbeiten, und seit meine Kinder keine Babys mehr sind, setze ich auf die Fotografie.» Seit 2022 betreibt sie ein kleines Studio im Murianer Klosterfeld. «Zu Hause wurde es mit der Zeit einfach zu eng.» Viele der Shootings finden aber in der Natur statt. «Gerade in und um Rottenschwil lädt sie auch förmlich dazu ein.»
Die Tätigkeit als Fotografin erfüllt die 42-Jährige mit viel Freude. «Hochzeiten, Schwangerschaften, Familienfotografien, Geburtsreportagen, New-Born-Shootings. Ich bin dann dabei, wenn es besonders emotional ist. Was könnte es Schöneres geben?» Aber natürlich, als selbstständige Fotografin kommt weit mehr dazu. Buchhaltung, Werbung, Nachbearbeitung – alles macht Annina Bannwart selbst. «Der grösste Teil der Arbeit ist dabei die Nachbearbeitung. Ein Bäcker hört ja auch nicht auf zu arbeiten, wenn der Teig fertig ist.»
Authentisch, natürlich, verträumt
Übrigens, das fotografische Können hat sich die zweifache Mutter autodidaktisch beigebracht. «Ich habe einfach angefangen und geübt, geübt, geübt.» Zudem tauscht sie sich mit anderen Fotografen aus. Wichtig sei dabei, dass sie ihren Stil behalte. Bannwart beschreibt diesen als authentisch, natürlich und leicht verträumt. Das wird auch in ihrem Studio in Muri sichtbar – anhand der Farben der vielen verschiedenen Schwangerschaftskleider, anhand der Accessoires für Neugeborene. Annina Bannwart ist überzeugt, dass auch in Zeiten von immer besser werdenden Handy-Kameras die Fotografie weiter bestehen wird. «Weil das eben die ganz speziellen Momente sind.» Und diese bleiben auch der Fotografin in Erinnerung. «Die Hochzeiten sowieso alle», sagt sie und lacht. Aber auch die erste Hausgeburt, die sie begleitete. Hinzu kommen ganz viele Begegnungen, mit Kindern, mit frischgebackenen Eltern, aber auch mit Familien, deren Kind still zur Welt kam. «Emotional ist es immer.»
Mehr Infos: www.herzensbilder.ch und www.ab-fotografie.net