Die Distanz überwinden
04.02.2025 Villmergen, Region UnterfreiamtSeniorenzentrum Obere Mühle erhält monatlich Medienboxen der Dorf bibliothek
Der Weg bis in die Bibliothek ist für die Bewohner und Bewohnerinnen der Oberen Mühle weit. Für viele zu weit. Darum kommt jetzt die Bibliothek eben regelmässig ins ...
Seniorenzentrum Obere Mühle erhält monatlich Medienboxen der Dorf bibliothek
Der Weg bis in die Bibliothek ist für die Bewohner und Bewohnerinnen der Oberen Mühle weit. Für viele zu weit. Darum kommt jetzt die Bibliothek eben regelmässig ins Haus. Das Angebot soll für etwas Abwechslung im Alltag sorgen.
Chregi Hansen
Bücher zum Ausleihen gab es schon immer im Alterszentrum. Direkt neben der Cafeteria steht ein Regal mit ganz vielen Werken. Eine kunterbunte Mischung verschiedener Genres, wo sich jeder und jede bedienen kann. «Das sind alles Bücher, die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben oder die wir geschenkt bekommen haben», erklärt Karin Villiger, Leiterin der Aktivierung. Aber nicht alle Bücher sind passend.
Da kommt das Angebot der Bibliothek gerade recht. Leiterin Simona Steger fragte die Obere Mühle an, ob Interesse an einer Zusammenarbeit besteht. Sie selbst kommt auch aus der Pflege und weiss, dass es da Zeiten gibt, in denen es einem langweilig werden kann. «Der Weg in unsere Bibliothek ist für viele Senioren und Seniorinnen leider zu weit. Darum haben wir den Kontakt mit den Verantwortlichen gesucht und überlegt, was für Möglichkeiten es gibt», erzählt sie.
Ursprünglich war vorgesehen, dass die Bibliothek einmal im Monat eine Auswahl an Medien in die Obere Mühle bringt und dort eine Art Ausleihe betreibt, die intern, aber auch von auswärtigen Kunden genutzt werden kann. An einem Infomorgen wurde die Idee vorgestellt. «Wir haben schnell gemerkt, dass das Bedürfnis nach einer monatlichen Ausleihe im Quartier nicht vorhanden ist», so Steger. Doch ganz wollte man die Idee nicht begraben. Und darum bringt die Bibliothek jetzt jeden Monat eine Medienbox für die Bewohner der Oberen Mühle vorbei.
Dieses Projekt ist jetzt gestartet. «Wir stellen eine Auswahl an Büchern, Hörbüchern, Musik-CDs und auch DVDs zusammen, von der wir annehmen, dass sie hier gefragt sein könnte», erklärt die Leiterin der Bibliothek das Konzept. Dabei nehme man auch die Wünsche der älteren Menschen entgegen. Auch das eine oder andere Buch in Grossdruck ist dabei für alle, die nicht so gut sehen. Dass die Medien an die Bewohnerinnen und Bewohner gelangen, dafür ist dann die Aktivierung zuständig. «Wir zeigen ihnen, was es alles gibt, und die Bewohner können die Medien bei uns ausleihen. Wir schauen dann, dass sie auch wieder zurückkommen», erklärt Villiger. Wobei die Gefahr, dass diese plötzlich verschwinden, eher klein sei. «Die meisten gehen nicht mehr gross weg», schmunzelt Villiger.
Warum nicht mal einen Filmabend anbieten?
Aus Rücksicht auf das Alter der Kunden und Kundinnen wird die Ausleihfrist von Anfang an von einem auf zwei Monate verlängert. Auch ein Zugang zur digitalen Ausleihe «ebookplus» ist im Angebot enthalten. Weniger für die Senioren, die meist keine entsprechenden Geräte besitzen. «Aber wir haben auch Freiwillige, die zum Vorlesen kommen. Diese haben so Zugriff auf eine grosse Auswahl an Büchern», freut sich Karin Villiger. Und wie kommt das neue Angebot an? Auf die Antwort sind auch Steger und Villiger gespannt. «Wir haben eben erst gestartet. Wir beobachten jetzt, wie es funktioniert. Und passen das Ganze dann entsprechend an», sagt die Leiterin der Bibliothek. «Es liegt auch an den Mitarbeitenden, auf das Angebot aufmerksam zu machen. Da ist das bei uns eingeführte System mit Bezugspersonen hilfreich. Sie wissen, ob die betreffenden Personen gerne lesen und wenn ja, was für sie infrage kommt», fügt Villiger an. Auf diese Art gelangen dann auch die Wunschtitel an die Bibliothek. Gerade auch die Möglichkeit, DVDs für einen Filmabend auszuleihen, wird in der Oberen Mühle geschätzt. Und die Hörbücher sind eine wunderbare Alternative für alle, die nicht mehr so gut sehen. «Wir sind vom Erfolg überzeugt», sagen die beiden Initiantinnen einstimmig.
Mit dreimonatigen Gratisabos die Hemmschwelle senken
Selina Steger ist froh über das neue Angebot. Eigentlich wollte sie dieses bereits in Fahrwangen einführen, wo die Dottikerin ebenfalls tätig ist. «Aber dort gibt es kein richtiges Altersheim», erklärt sie. Sie weiss aber, dass in anderen Gemeinden schon ähnliche Projekte angeboten werden. So gibt es im Zofinger Seniorenzentrum beispielsweise einen Lesekiosk. Erwachsene zum Lesen animieren, das sieht die Bibliothek als wichtige Aufgabe an. «Wir stellen fest, dass wir im Vergleich zur Bevölkerungszahl eher weniger erwachsene Kunden haben», erklärt Steger. Das habe sicher auch damit zu tun, dass im Dorf immer viel los ist.
Trotzdem will man das eigene Angebot noch bekannter machen. Und aufzeigen, dass die Bibliothek zwar in der Schule einquartiert ist, aber eine grosse Auswahl an Medien für Erwachsene hat. Gerade im Bereich der Krimis. Um neue Kunden zu gewinnen, hat sich die Bibliothek darum verschiedene Massnahmen überlegt. So erhalten beispielsweise Neuzuzüger für drei Monate eine Gratismitgliedschaft und haben so die Möglichkeit, das Angebot kennen und schätzen zu lernen. Auch ein Morgen der offenen Bibliothek ist geplant. All dies soll dazu beitragen, die Lust am Lesen zu fördern. So, wie es jetzt auch in der Oberen Mühle der Fall ist.