Der Zauberfloh wills richten
24.10.2025 Fussball, Sport2. Liga: Der FC Muri empfängt Leader Lenzburg zum Spitzenkampf (Freitag, 20 Uhr, Brühl)
Der FC Muri ist in guter Form. Von den letzten schwierigen Jahren scheint nichts mehr übrig zu sein. Nun freut sich der Verein auf den ersten Spitzenkampf seit vielen ...
2. Liga: Der FC Muri empfängt Leader Lenzburg zum Spitzenkampf (Freitag, 20 Uhr, Brühl)
Der FC Muri ist in guter Form. Von den letzten schwierigen Jahren scheint nichts mehr übrig zu sein. Nun freut sich der Verein auf den ersten Spitzenkampf seit vielen Jahren. Besonders Miguel Ferreira, der mit Muri viele Berg-und-Tal-Fahrten durchgemacht hat, ist top motiviert.
Stefan Sprenger
Die letzten Jahre musste Muri untendurch. So auch Miguel Ferreira (seit 2020 im Team). «Ganz ehrlich, vieles davon möchte ich nicht mehr erleben», sagt der 27-Jährige. Angefangen 2020, die abgebrochene Coronasaison. Danach folgt ein schönes Jahr. Der Aufstieg in die 1. Liga classic 2022. Dann ziehen sportlich dunkle Wolken auf.
Muri steigt 2023 ab, rettet sich am grünen Tisch. 2024 folgt der definitive Fall in die 2. Liga interregional – und es geht 2025 direkt weiter in die regionale 2. Liga. Viele Gegentore, viele Niederlagen, «viele Dinge, die ich vergessen möchte», so Ferreira. Jene Talfahrt hat ihn stärker gemacht – und deshalb geniesst er die aktuelle Situation umso mehr. Denn Muri (3. Rang, 20 Punkte) empfängt heute Freitag den Tabellenführer Lenzburg (25 Punkte). «Einen Spitzenkampf hatten wir lange nicht mehr. Wir wollen die Erfolgswelle weiterziehen», sagt Ferreira.
Portugal, Rottenschwil, Wohlen, Muri
Und er selbst spielt dabei eine wichtige Rolle. Er ist mit 27 Jahren ein erfahrener Leistungsträger, Vizecaptain, Technik-Genie im Mittelfeld. «Ich übernehme gerne Verantwortung und führe auch gerne die jüngeren Spieler», sagt er.
Einst war er ein ganz junger Kicker. Und wenn man bei Miguel Ferreira in die Vergangenheit geht, dann gibt es einiges zu erzählen. Wir schreiben das Jahr 2000. Joao Miguel Ferreira Leite ist gerade mal zwei Jahre alt. Er berührt erstmals in seinem jungen Leben Schweizer Boden. Geboren im klangvollen portugiesischen Dorf «Vo e Aliviada Marco Canaveses» wohnt er fortan in Rottenschwil. Seine Grosseltern lebten bereits einige Jahrzehnte im Freiämter Dorf an der Reuss. «Sie suchten in der Schweiz ein besseres Leben und haben es gefunden. Eine neue Heimat», erzählt er. Die Ferreiras sind mittlerweile bestens integriert. Für ihn schon immer wichtig: der Fussball. Als 7-Jähriger startet er beim FC Muri. Mit 12 Jahren entdecken einige Clubs sein grosses Talent. Wohlen, Aarau und GC möchten ihn haben. Er entscheidet sich für Niederhasli und spielt von der U13 bis in die U16 bei den Grasshoppers. «Doch es passte bei GC nicht mehr und ich setzte den Fussball nicht an die erste Stelle», sagt er heute.
Miguel Ferreira macht die Lehre als Logistiker bei Planzer in Villmergen – dort arbeitet er auch heute noch. Damals zügelt die Familie nach Wohlen. Und auch er kehrt dann fussballerisch zurück ins Freiamt: zum FC Wohlen. A-Junioren, U23 – und 2018/19 spielt er regelmässig in der 1. Mannschaft in der 1. Liga Promotion. Dort knüpft er ein dickes Band mit FCW-Trainer Piu. Jenem Piu, der ihn nach einer Saison beim FC Dietikon wieder ins Freiamt holt. Nämlich 2020, als Piu beim FC Muri Trainer ist.
«Miteinander. Füreinander. Und der Trainer»
Dann folgt die Berg-und-Tal-Fahrt. 2023 geht Piu. Ferreira bleibt. «Migu» – wie er von allen genannt wird – wohnt mittlerweile mit seiner langjährigen Freundin (aus Fahrwangen) gemeinsam in Muri. Und er ist enorm verbunden mit dem Fussballclub. Deshalb freut es ihn umso mehr, läuft es aktuell so gut. Nach elf Spielen (sechs Siege, zwei Unentschieden, drei Pleiten) steht Muri auf dem 3. Rang. Und heute Freitag kann man mit einem Sieg bis auf zwei Punkte an Tabellenführer Lenzburg aufschliessen. «Das wird spannend. Spitzenkampf in Muri. Ich freue mich unglaublich fest – und hoffe natürlich auf einen Sieg», sagt Ferreira.
Angesprochen auf die Gründe der Murianer Erfolgswelle sagt er: «Wir sind als Team näher zusammengerückt. Miteinander. Füreinander. Wir haben einen tollen Spirit, haben Stabilität. Und wir haben mit Alain Schultz einen Trainer mit riesiger Erfahrung. Seine Präsenz spürt man an ganz vielen Orten.»
Wichtig für den Erfolg ist auch Ferreira. Der Mittelfeldspieler hat eine Übersicht wie ein Adler und eine brillante Technik. Der Murianer Zauberfloh. Seine Schwachstellen liegen im körperlichen Bereich. Mit 1,74 m Körpergrösse und 66 kg ist er den Gegenspielern physisch unterlegen. Er macht es mit seinem Ballgefühl wett.
Ferreira sagt, dass sich das Team auf einem «guten Weg» befindet. «Aber es gibt weiterhin Dinge, die wir verbessern müssen. Wir müssen konstanter werden», sagt er. Und erinnert an die beiden Heimspiel-Pleiten gegen Küttigen (3:5) und Baden II (2:3). «Da hatten wir beide Male einen Totalausfall für 10 Minuten. Und diese schlechte Phase reichte, dass wir die Partie verloren haben und unter die Räder gekommen sind. Wir müssen da stabiler werden und auch solche schlechtere Phasen, die es einfach in einem Match mal gibt, schadlos überstehen», so Ferreira. Er hofft natürlich, dass dies gegen Lenzburg klappt. «Es ist ein starker Gegner. Wir brauchen gegen Lenzburg Willen, Leidenschaft, Aggressivität. Wir müssen positiv in diesen Spitzenkampf rein, dann kommt es gut.» Der Zauberfloh will seinen Teil dazu beitragen, dass es auf der Brühl auch in Zukunft wieder einen Spitzenkampf zu erleben gibt.

