Der Zauber des Augenblicks
02.05.2025 Region Oberfreiamt, BoswilAn der GV des Kulturvereins zeigte Matthias Notter sein Hobby, die Naturfotografie
Vögel, Pilze, Pflanzen, Aufnahmen des Dorfes. Die Fotografie ist eine der Leidenschaften des Boswilers Matthias Notter. Einen Bruchteil seiner 200 000 Bilder zeigte er an der GV des ...
An der GV des Kulturvereins zeigte Matthias Notter sein Hobby, die Naturfotografie
Vögel, Pilze, Pflanzen, Aufnahmen des Dorfes. Die Fotografie ist eine der Leidenschaften des Boswilers Matthias Notter. Einen Bruchteil seiner 200 000 Bilder zeigte er an der GV des Kulturvereins und er erzählte, weshalb er den Akku der Kamera in den Backofen legt.
Annemarie Keusch
Nur acht Gramm wiegt es. Das Sommergoldhähnchen, einer der kleinsten Vögel im Freiamt. Oder er erzählt von der Haubenmeise mit ihrer speziellen Frisur. Vom Fichtenkreuzschnabel, der eigentlich nur in den Bergen lebt. Oder vom Eisvogel, dem «fliegenden Juwel», das im Freiamt immer mehr zu beobachten ist. Matthias Notter ist Naturfotograf, mit speziellem Flair für Vögel. Kein Wunder, im Garten seiner Eltern brüten mindestens 25 verschiedene Vogelarten. Mit der Fotografie hält er das fest, was sonst so schnell vergeht. Momente, Begegnungen, Bewegungen. Einen Distelfink im Flug zum Beispiel. Oder die vielen Begegnungen mit einem Rotkehlchen, das vier Jahre lang immer wieder vorbeikam. «Bis es kürzlich unter unserem Katzentürchen lag.»
Mehr sehen als von blossem Auge
Matthias Notter ist in Boswil aufgewachsen, lebt nach wie vor im Dorf. Dass ihm Boswil und seine Heimat viel bedeuten, zeigen seine Zeitrafferaufnahmen – des Hauses, in dem er lebt, der Kirche, mit Drohnentechnik kombiniert auch ganze Dorfansichten. Überhaupt, neben dem Sensorium für den richtigen Moment bringt Notter viel technisches Wissen mit. Über das Kamerasystem, mit dem er fotografiert, über die verschiedenen Techniken, über Bearbeitungsprogramme. Denn dass er die Fotos nachbearbeitet, daraus macht Matthias Notter keinen Hehl. «Gerade mit Farben darf man auch etwas spielen», sagt er. Schliesslich könne eine Kamera viel mehr Farben aufnehmen als das menschliche Auge. Zudem beherrscht Notter Programme, um Hunderte Bilder übereinanderzulegen und daraus ein Foto entstehen zu lassen, bei der Sternspurenfotografie zum Beispiel. Auch künstliche Intelligenz lässt er sich zu Hilfe kommen. Und er kann auch verschiedene Techniken kombinieren – Zeitraffer mit Drohne. «Das braucht einiges», sagt er. Auch Akkuleistung. Um möglichst 40 Minuten lang ganz viele Bilder für ein späteres Zeitraffervideo zu machen, greift Notter auch zu speziellen Massnahmen. «Dann lege ich den Akku eine Stunde lang bei 40 Grad in den Backofen.»
Es seien diese Momente ganz allein in der Natur, die ihn erfüllen. Und natürlich die Bilder, die entstehen. Auf allen Spaziergängen und Ausflügen habe er den Rucksack und die Kamera dabei. Dabei fotografiert Matthias Notter nicht nur Vögel. Für Begeisterung sorgte an diesem Abend auch die Zeitrafferaufnahme einer Königin der Nacht, mit acht Blüten, die gleichzeitig aufgehen.
Notter gibt auch Einblicke in die Makrofotografie. Dann, wenn es sehr stark in Details geht – bei Insekten zum Beispiel oder bei Pilzen. Da sieht der Nestlingsverwandte plötzlich gross aus, obwohl er in Tat und Wahrheit nur rund 1,5 Millimeter misst. «Sichtbar machen, worauf das menschliche Auge sonst kaum achtet, das macht die Faszination aus», fasst Matthias Notter zusammen. Der Kulturverein freut sich, einem «schlummernden Talent im Dorf» eine Möglichkeit bieten zu können, aufzutreten. Und das Publikum quittierts mit viel Applaus, Faszination und Begeisterung. Wie gross Notters Leidenschaft ist, zeigen zwei Zahlen. In seiner Datenbank finden sich 200000 Bilder. Es sind vielleicht 50, die er in dieser Stunde zeigt. Solche mit Verbindung zu Boswil und dem Freiamt. Ganz im Sinne des Kulturvereins.
Neues Museum lässt auf sich warten Das Dorfmuseum des Kulturvereins ist im Dachgeschoss des Gemeindehauses untergebracht. Nicht ideal, gerade auch platzmässig. Vor einigen Jahren kaufte die Ortsbürgergemeinde das Werderhaus bei der Alten Kirche, um darin ein neues Ortsmuseum zu ermöglichen. Daraus wird wohl nichts. Aktuell leben ukrainische Flüchtlinge im Werderhaus. Kulturverein-Präsident Urs Werder sagt: «Die Einwohner- und die Ortsbürgergemeinde sehen aktuell kaum eine Möglichkeit für ein dortiges Museum.» Stattdessen sei eine neue Variante da, die aber noch nicht spruchreif ist. «Ein Vorschlag, der für uns durchaus vorstellbar ist», so Werder. Vielleicht werde dieses Thema heuer noch an Gemeindeversammlungen traktandiert. An der GV blickten die Mitglieder vor allem auf das Programm des laufenden Jahres. Am 18. Mai, am internationalen Museumstag, wird von 10 bis 16 Uhr die neue Wechselausstellung eröffnet. Diese widmet sich dem 200-Jahr-Jubiläum der Schützengesellschaft Boswil. Am 14. Juni folgt eine Wanderung der Historischen Gesellschaft Aargau in Boswil. Neben anderen Stationen wird ein neu gefundener einstiger Grenzstein zwischen Unterund Oberfreiamt gesucht. Gewandert wird auch am 23. August. Die dritte Etappe der Boswiler Grenzwanderung steht an. Zudem führte der Präsident aus, dass ein Holzrelief des Wappenschildes von Pankraz Hildbrand von zirka 1660 bei Recherche-Arbeiten für einen Stammbaum gefunden wurde. «Wir haben ein Leihgesuch gestellt, um es nach Boswil zurückzuholen.» --ake