Sabrina Salm, Redaktorin.
Der unangekündigte Besuch
Ein unerwartetes Klingeln an der Haustür. Sofort stellen sich bei mir die Nackenhaare auf und ein mulmiges Gefühl breitet sich in ...
Sabrina Salm, Redaktorin.
Der unangekündigte Besuch
Ein unerwartetes Klingeln an der Haustür. Sofort stellen sich bei mir die Nackenhaare auf und ein mulmiges Gefühl breitet sich in meiner Magengrube aus. Wer ist das wohl? Ich schaue aus dem Fenster, das mir direkt Blick auf den Eingangsbereich beschert. Es ist bloss ein Freund meines Sohnes. Er will nur spielen. Ich bin erleichtert und entspanne mich wieder. Beim nächsten unerwarteten Klingeln an der Haustür überkommt mich wieder ein unangenehmes Gefühl. Und dieses wird leider nicht so schnell wieder verschwinden. Denn diesmal steht eine mir wildfremde Person vor der Tür. Wieder einmal bin ich froh über das Fenster oberhalb des Eingangs. Der Mann, angeblich ein Sicherheitsberater für Brandund Einbruchsschutz, will mit mir einen Termin vereinbaren, um über unsere Mängel am Haus zu sprechen. «Danke, aber wir haben kein Interesse», sage ich. Doch diese Aussage reicht nicht, um den Mann abzuwimmeln. Er redet einfach weiter. Schliesslich schaffe ich es doch, ihn loszuwerden. Er werde eine Visitenkarte in unseren Briefkasten legen, so hätten wir den Ball selber in den Händen.
Ich weiss nicht, ob dieser Berater seriös war oder nicht. Aber das ist mir egal. Für mich ist er jetzt schon untendurch. Denn ich kann Verkäufer, Berater oder Sammler an der Haustür nicht ausstehen. Ganz und gar nicht. Sie wecken in mir automatisch Skepsis. Ich fühle mich überrumpelt und gestört. Sie nerven mich. Und ich mag sie schon nicht deswegen, weil sie mich regelrecht zur Unfreundlichkeit zwingen, denn ihre Hartnäckigkeit versteht keine andere Sprache. Dabei würde ich von mir behaupten, dass ich ein höflicher Mensch bin.
Sogenannte «Haustürgeschäfte» gehören für Unternehmen nach wie vor zur beliebten Werbestrategie. «Näher an den Leuten», «direkter Kontakt» oder «Gekonntes Um-den-Finger-Wickeln» ist vielleicht in ihrem Marketingkonzept für gut befunden worden. Doch in der heutigen Zeit, in der immer mehr Betrügerinnen und Betrüger an der Haustür klingeln, finde ich dieses Marketing schlicht falsch. Anstatt eines «Keine Werbung erwünscht»-Klebers am Briefkasten, brauche ich ein «Keine unangekündigten, fremden Besucher willkommen» an der Haustür. Vielleicht nützt es ja.