Der Neue oder die Bisherige
04.11.2025 Region OberfreiamtKampfwahl um Gemeindeammann-Amt in Bettwil am Sonntag, 30. November
Im ersten Wahlgang wurde der amtierende Gemeindeammann Peter Keusch als Gemeinderat abgewählt. Sein Gegenkandidat um das Amt als Ammann, Marc Evangelista, verpasste das absolute Mehr. Für eine ...
Kampfwahl um Gemeindeammann-Amt in Bettwil am Sonntag, 30. November
Im ersten Wahlgang wurde der amtierende Gemeindeammann Peter Keusch als Gemeinderat abgewählt. Sein Gegenkandidat um das Amt als Ammann, Marc Evangelista, verpasste das absolute Mehr. Für eine kleine Sensation fehlten sieben Stimmen. Zum zweiten Wahlgang am 30. November tritt nun auch die bisherige Gemeinderätin Dominique Hoffmann als zweite Kandidatin in den Wahlkampf.
Verena Anna Wigger
Die Doppelkandidatur für ein Amt sehen die beiden als echte Wahlchance für die Bevölkerung. Dass es in Bettwil zu einer Kampfwahl um das Amt des Ammanns kommt, sei eine Chance. Das sagen beide Kandidierenden. Zum einen die bisherige und wiedergewählte Gemeinderätin Dominique Hoffmann. Sie sagt: «Die Bettwilerinnen und Bettwiler sollen selbst entscheiden, wer das Dorf die nächsten vier Jahre als Ammann vertritt.» Marc Evangelista, der schon im ersten Wahlgang als Ammann kandidierte, ist dankbar für das Vertrauen, das er dort erfuhr. Die Abwahl von Peter Keusch habe auch andere Menschen dazu bewogen, über eine Kandidatur nachzudenken, so der Bettwiler. Er sieht die geänderte Ausgangssituation als demokratischen Prozess: «Für mich war die Kandidatur zum Gemeindeammann von Anfang an eine bewusste Entscheidung.»
Marc Evangelista definiert seine Beweggründe: «Ich möchte aufzeigen, dass ich zu meinem Wort stehe.» Auch wenn ihm im ersten Wahlgang sieben Stimmen fehlten, ändere das nichts daran, dass er sich für die Bevölkerung einsetzen will. Dominique Hoffmann, welche im zweiten Wahlgang neu antritt, hat sich nach intensiven Gesprächen mit ihrer Familie und vielen persönlichen Überlegungen für die Kandidatur entschieden. «Wichtig ist für mich der Rückhalt zu Hause, ohne diese Unterstützung wäre für mich eine Kandidatur nicht infrage gekommen.» Aus der bisherigen Erfahrung im Gemeinderat weiss sie, wie gross die Verantwortung ist und wie zeitintensiv dieses Amt sein kann.
Bereit, Ammann zu werden
Auf die Frage, ob sie denn bereit sei für das Amt, sagt Hoffmann: «Ja, ich bin bereit, auch wenn mir bewusst ist, dass dies eine grosse Herausforderung wird.» Sie sei motiviert, in diese Rolle hineinzuwachsen. Durch das Wissen, das sie sich in den letzten Jahren angeeignet habe, und den Blick hinter die Kulissen der Gemeindearbeit habe sie viel gelernt. Sie freue sich auf die neue Herausforderung, sagt Hoffmann.
Evangelista, der frisch in den Gemeinderat gewählt ist, fühlt sich ebenfalls bereit für das Amt des Gemeindeammanns. «Aus meinem aktuellen Angestelltenverhältnis bei der Gemeindeverwaltung wie auch aus früheren Anstellungen konnte ich bereits viele Erfahrungen und Fähigkeiten sammeln.» Unabhängig davon, ob er gewählt wird: Marc Evangelista möchte besser vorbereitet sein, darum wird er einen Kurs in Kommunalpolitik besuchen. Er ist sich auch bewusst, dass er im Vergleich zum bestehenden Gemeinderat ein wenig im Nachteil sei, da ihm die Erfahrung im Amt fehle. Dafür bringe er frische Perspektiven ein, sagt Evangelista. Er arbeitet als Scrum Master, in dieser Position hat er eine Schlüsselrolle in agilen Teams. Dort hilft er, Hindernisse zu beseitigen. So seien ihm Projekte und das Lösen von Problemen unter Zeitdruck bekannt. Er ergänzt, dass er nicht unbedingt Buchhalter sei, aber von Berufs wegen als Data Analyst ein gewisses Flair für Zahlen und Daten mitbringe.
Welche Vorteile für die Gemeinde
Hoffmann sieht es als Vorteil, dass sie authentisch und ehrlich kommuniziere. Sie handle nach dem Vorsatz «mit Herz und gesundem Menschenverstand». Sie fragt sich, «ob eine einzelne Person der Gemeinde wirklich Vorteile bringen kann». Denn aus ihrer Sicht besteht Bettwil als Dorf aus dem Gemeinderat und vielen engagierten Menschen. In diesem Zusammenspiel sieht sie ihre Rolle darin, zuzuhören und gemeinsam gute Lösungen zu finden. Evangelista sieht sein Plus darin, dass er belastbar sei und auch in stressigen Situationen einen kühlen Kopf bewahre. Dazu habe er immer das Grosse und Ganze im Blick. «Hier kommen mir mein vernetztes Denken und meine vielen Interessen zugute», so Evangelista.
Wo liegen in den nächsten vier Jahren die Schwerpunkte als Ammann? Marc Evangelista stellt sich vor, dass die Digitalisierung in den Verwaltungsprozessen und im Online-Dienst angegangen werden sollte, dies spare Ressourcen und verbessere die Finanzen. «Denn nur mit einer soliden Finanzlage sind andere Projekte überhaupt erst durchführbar.» Als Vater und Leiter im Kinderturnen liegt ihm die Jugend am Herzen. Mit Bildungs- und Freizeitangeboten möchte er Bettwil attraktiv für Familien halten und so gegen die Überalterung in der Gemeinde angehen. Dazu möchte er den regionalen Austausch unter den Gemeinden fördern.
Dominique Hoffmann möchte das Gemeinschaftsgefühl und die Zusammenarbeit innerhalb der Gemeinde stärken. «Ein gutes Miteinander ist die Grundlage für ein lebendiges Dorfleben», ist sie überzeugt. Auch ihr ist es wichtig, dass die Gemeinde für die Zukunft gut aufgestellt ist, sowohl infrastrukturell als auch organisatorisch. Die Schule sei für sie das Herzstück der Gemeinde, sagt Hoffmann. Die Qualität der Bildung in Bettwil soll weiterhin auf gutem Niveau bleiben. Wenn es nach ihr geht, sollen die Schüler bestmögliche Voraussetzungen für ihre Entwicklung erhalten.
Ehrliche Kommunikation ist beiden wichtig
Beide möchten die Bevölkerung stärker in die politischen Entscheide einbinden. Für beide ist es wichtig, dass man eine ehrliche Kommunikation führe und weniger übereinander spreche.
Hoffmann sagt: «Das politische System bietet da bereits verschiedene Möglichkeiten zur Mitwirkung.» Evangelista möchte auch hier zeitgemässe Kommunikationsmittel wie Newsletter, Website und digitale Plattformen vermehrt in Anwendung bringen. Beide sind der Überzeugung, dass, wenn Fragen im Raum stehen, diese frühzeitig zu stellen seien und nicht nur zweimal im Jahr zur Gemeindeversammlung.
Frage der Planung
Hoffmann weiss aus ihrer Tätigkeit als Gemeinderätin, dass die Budgetplanung jedes Jahr eine anspruchsvolle Aufgabe ist. Natürlich gebe es Fixkosten, die nicht verhandelbar oder kürzbar seien, so die Gemeinderätin. Vieles sei eine Frage der Planung und Priorisierung, davon ist sie überzeugt. Auch Evangelista sieht die Priorisierung und die vorausschauende Planung als wichtig an. Aus seiner Sicht müsse man vorausschauend planen und budgetieren und die nächsten Jahre auf dem Radar haben.


