Der ganze Stolz der Zügers
19.04.2024 Kelleramt, UnterlunkhofenBesuch bei den Sechslingen
Sensation in Unterlunkhofer Schafstall
Vor einem Monat gebar ein Mutterschaf auf der Unterlunkhofer Züger-Farm sechs Lämmer. Eine Sensation, die viele Reaktionen auslöste. «Auch wir konnten es kaum glauben. ...
Besuch bei den Sechslingen
Sensation in Unterlunkhofer Schafstall
Vor einem Monat gebar ein Mutterschaf auf der Unterlunkhofer Züger-Farm sechs Lämmer. Eine Sensation, die viele Reaktionen auslöste. «Auch wir konnten es kaum glauben. Dass das ausgerechnet bei uns passiert. Mehrlingsgeburten sind nicht selten, aber sechs?» Noch immer gibt es Momente, in denen die Züchterin Gisela Züger kaum glauben kann, was sich vor wenigen Wochen in ihrem Stall abspielte. Ein Besuch zeigt, dass es allen sechs Lämmern gut geht und sie sich prächtig entwickeln. --ake
Zu Besuch bei den Sechslingen und dem Mutterschaf auf der Züger-Farm in Unterlunkhofen
Rund ein Monat ist seit der grossen Sensation vergangen. Auf der Züger-Farm in Unterlunkhofen brachte ein Mutterschaf sechs Lämmer zur Welt. Ein Besuch zeigt, dass alle wohlauf sind. «Das ist bei Mehrlingsgeburten nicht selbstverständlich», sagt Züchterin Gisela Züger.
Annemarie Keusch
«Fast schon berühmt», sagt Gisela Züger und lacht. Plötzlich bleiben wildfremde Leute vor ihrem Hof mitten in Unterlunkhofen stehen, zeigen mit dem Finger auf die Wiese, auf der die Sechslinge mit ihrer Mutter weiden. Oder sie wird bei ihrer Arbeit im Coop in Bremgarten angesprochen. «Sind Sie nicht die Frau mit den Sechslingen? Nein, aber eines unserer Schafe», erzählt sie. Viele Reaktionen hätten sie erhalten, viele Gratulationen. «Es ist schön, dass ganz viele Leute, auch Fremde, diese Freude mit uns teilen.» Gisela Züger geniesst das, auch weil es so ungewohnt ist.
Es war eine Sensation. Mehrlingsgeburten sind in Schafställen keine Seltenheit. Dass ein Mutterschaf gleich sechs Lämmer gebärt, hingegen schon. Kugelrund sei das Mutterschaf vor der Geburt gewesen, laufen habe es kaum mehr können. Ein Montag wars, an dem sie Drillinge gebar. Soweit, so normal. «Weil der Bauch immer noch sehr gross war, sagte ich damals, dass sicher noch mehr Lämmer kommen. Geglaubt hat mir niemand.» Aber so war es. Am nächsten Tag lag das nächste Lamm neben der Mutter im Stroh. Und es war nicht vom anderen trächtigen Schaf, das im gleichen Stall war. Während die Tierärztin unterwegs war, kam nochmals eines und das letzte half die Tierärztin zu gebären. «Wir zählten immer wieder und konnten es kaum glauben. Sechs Lämmer von einem Mutterschaf – dass das ausgerechnet in unserem Stall passiert.»
30 Muttertiere, 48 Lämmer
Seit 18 Jahren werden auf der Züger-Farm Schafe gezüchtet. In etwa gleichzeitig kam Gisela Züger auf den Hof, führt diesen seither mit Ehemann Thomas Züger. «Schafe waren für mich Neuland», sagt die gebürtige Wohlerin. Tierlieb sei sie aber immer gewesen, entsprechend sei sie schnell in die Aufgabe hineingewachsen. 30 Mutterschafe und ein Schafbock zählt die Herde, aktuell kommen 48 Lämmer hinzu. Dieses Jahr sei allgemein speziell gewesen in Sachen Mehrlingsgeburten. «Warum? Keine Ahnung.» Es mache unglaublich Spass, sich um die Tiere zu kümmern. «Sie geben mir viel retour», sagt Züger.
Aber diese Arbeit, sie ist mit der Geburt der Sechslinge mehr geworden. Das Mutterschaf hat normalerweise schon bei Drillingen zu wenig Muttermilch, entsprechend sind Schoppen gefragt. Anfangs waren es viermal täglich bis zu zweieinhalb Deziliter, mittlerweile noch dreimal täglich – einmal wird das angerührte Lämmer-Milchpulver mit Kamillentee gestreckt. Das tue der Verdauung gut. «Nein, lange dauert das nicht. Natürlich vor allem wegen der Milchbar, die unser Mitarbeiter Roman Nick gebaut hat, damit alle sechs Lämmer gleichzeitig trinken können. Und alle sechs haben einen gesunden Appetit. Nach wenigen Minuten ist alles weg.» Vorbereiten und Waschen im Nachgang brauchen mehr Zeit.
Überhaupt, die Züchterin ist glücklich darüber, wie sich die sechs Lämmer entwickelten. «Mehrlingsgeburten bringen immer das Risiko mit sich, dass nicht alle gleich entwickelt sind», weiss sie. Und ein Blick in den Unterstand der Grossfamilie zeigt, dass es auch hier grössere und kleinere Lämmer gibt. «Aber grundsätzlich geht es allen gut. Wir schauen, dass alle genug Milch haben, dass sie mittlerweile auch schon Gras fressen. Wir sind sehr zufrieden, wie sie wachsen.»
Drei männliche und drei weibliche Lämmer
Die Lämmer wachsen, die Herde der Zügers soll das aber nicht tun. «Mehr als 30 Schafe wollen wir eigentlich nicht», sagt Gisela Züger. Dass Lämmer geschlachtet oder verkauft werden, gehört zum Alltag. «Bei Lämmer, die mit dem Schoppen aufgezogen wurden, ist dieser Ablöseprozess immer viel schwieriger.» Bei den Sechslingen wohl noch mehr, auch wenn sich Züger noch nicht stark mit solchen Gedanken beschäftigen will.
Schliesslich bleiben Lämmer je nach Wachstum vier bis fünf Monate auf der Züger-Farm – noch bleibt also genug Zeit miteinander. Genug Momente, die Gisela Züger derart erfüllen. Wenn die Lämmer stürmisch auf sie zurennen. Wenn sie über das Gitter klettert, den Kleinsten streichelt. «Er ist mein Liebling, weil er derart tapfer ist», sagt sie. Aber das Mutterschaf schaue auch zu ihm gut.
Drei männliche und drei weibliche Lämmer sind es. Gisela Züger kann sie mittlerweile gut auseinanderhalten, wegen unterschiedlicher Fellpigmentierung, wegen anderer Posturen. Der Stolz ist ihrem Blick anzusehen. Aber eben, sie weiss, dass nicht alle sechs Lämmer der Sensations-Sechslings-Geburt für immer auf dem Hof bleiben können. «Wenn sich die weiblichen Jungtiere gut entwickeln, ziehen wir sie nach», sagt sie. Das sei dann auch der Moment, wo sie Namen erhalten. Und die jungen Schafböcke? «Es wäre sehr toll, wenn wir sie verkaufen könnten, damit andere Züchter mit ihnen arbeiten. Das Schlachten wäre die absolute Notlösung.»
Konkrete Interessenten gebe es noch nicht. «Aber eben, das dauert auch noch seine Zeit.» Und diese Zeit geniesst Gisela Züger mit der Schaf-Grossfamilie in vollen Zügen.