Dem Belächeln entgegnen
23.04.2025 Kelleramt«Mister Zivilschutz» geht
Romuald Brem beendet sein Engagement
Acht Jahre lang präsidierte er den Aargauischen Zivilschutzverband und kämpfte um Anerkennung für den Zivilschutz. Nun tritt Romuald Brem ...
«Mister Zivilschutz» geht
Romuald Brem beendet sein Engagement
Acht Jahre lang präsidierte er den Aargauischen Zivilschutzverband und kämpfte um Anerkennung für den Zivilschutz. Nun tritt Romuald Brem kürzer.
Einst kommandierte er die Zivilschutzorganisation Freiamt. Zuletzt engagierte sich der einstige Rottenschwiler Gemeindeammann Romuald Brem als Präsident des Aargauischen Zivilschutzverbandes. An der letzten Versammlung nun trat er zurück. Brem erzählt von seinen Aufgaben und davon, dass die Corona-Pandemie für den Zivilschutz auch Gutes brachte. «Für uns war es eine der sehr seltenen Möglichkeiten zu beweisen, dass wir in der Bewältigung von Notlagen ein verlässlicher und kompetenter Partner sind.»
Führungsaufgaben zu übernehmen, das liegt Brem. Während acht Jahren war er Gemeindeammann von Rottenschwil. Obwohl er seit einiger Zeit nicht mehr in der Region lebt, sagt er: «Ich vermisse das Freiamt.» --ake
Romuald Brem war neun Jahre lang im Vorstand des Aargauischen Zivilschutzverbandes
Sich zu engagieren, das gehört zu Romuald Brem. Elf Jahre sass er im Gemeinderat von Rottenschwil, war acht Jahre Gemeindeammann. Zuletzt setzte er sich für den Zivilschutz im Aargau ein, seit 2017 als Präsident des Verbandes. Kürzlich trat er nun zurück. «In den letzten Jahren konnten wir unser Können zeigen», sagt er überzeugt.
Annemarie Keusch
Das Image pflegen. Es war in den letzten acht Jahren eine von Romuald Brems Hauptaufgaben. Als Präsident des Aargauischen Zivilschutzverbandes hatte er keine eigentlichen Führungsaufgaben. Stattdessen galt es, den Zivilschutz im Gespräch zu behalten, mögliche Verbesserungen zu erreichen und eben, gegen das schlechte Image anzukämpfen. Denn dass es dieses schlechte Image gibt, weiss Romuald Brem. «Ich weiss, dass viele denken, dass nur im Zivilschutz landet, wer für das Militär nicht taugt. Und ein Stück weit stimmt das auch.» Das heisse aber nicht, dass im Zivilschutz nicht auch viele hervorragende Leute dabei seien. Wichtig ist ihm dabei, dass sich die Leute der Rekrutierung bewusst werden. «Wir vom Zivilschutz rekrutieren nicht selber, sondern sind dem Armee-Rekrutierungsprozess angegliedert.» Die «unteren rund 30 Prozent» werden dem Zivilschutz angegliedert. Die Gründe dafür sind vielseitig, nicht selten gesundheitlicher Natur.
Dass der Zivilschutz aber entgegen einer verbreiteten Volksmeinung ganz vieles kann, das betonte Romuald Brem während seiner Zeit im kantonalen Verband immer wieder. Und die Organisation zeigte es auch. Bei der Bewältigung des Hochwassers im Suhrenund Uerkental zum Beispiel, vor allem aber während der Pandemie. «Bei aller Tragik, die diese Zeit mit sich brachte. Für uns war es eine der sehr seltenen Möglichkeiten zu beweisen, dass wir in der Bewältigung von Notlagen ein verlässlicher und kompetenter Partner sind.» In Gesundheitseinrichtungen aller Art kamen Angehörige des Zivilschutzes zum Einsatz – und das über Wochen und Monate hinweg.
Vermisst das Freiamt
Dass sich Romuald Brem während neun Jahren im Vorstand und acht davon als Präsident für den Aargauischen Zivilschutzverband engagierte, erstaunt jene, die ihn kennen, nicht. «Ich übernehme gerne Führungsfunktionen», sagt er. Und das tat er schon immer. Elf Jahre lang gehörte er dem Gemeinderat Rottenschwil an, war acht Jahre Gemeindeammann. Mittlerweile lebt Brem im Kanton Solothurn. «Hier konnte ich zuerst meine Pferde ideal unterbringen und bin ihnen später gefolgt.» Ins Freiamt pflegt er nach wie vor Kontakte, in erster Linie zu seinen Kindern und Enkeln, aber auch zu Bekannten, ehemaligen Ammännern des Bezirks Muri, damaligen Gemeinderatskollegen, am Rande verfolgt er auch das politische Geschehen in Rottenschwil. «Ja, ich vermisse das Freiamt. Diese Region ist nach wie vor meine Heimat und mit viel Herzblut verbunden – auch wenn mein dortiges Leben der Vergangenheit angehört.»
Während eines Jahres war Brem parallel zum Amt in Rottenschwil Kommandant der Zivilschutzorganisation Freiamt. 2016 folgte der Wechsel zum kantonalen Verband. «Das wollte ich gar nicht», erzählt er. Eine schwierige personelle Situation beim kantonalen Verband führte zum Wechsel. «Ich stand kurz vor meiner Pensionierung. Es war an der Zeit, Verantwortung im Kommando abzugeben», betont er. «Als alter Mann vor die Leute zu stehen, das war immer meine Schreckensvorstellung.» Aber wie kam Romuald Brem überhaupt zum Zivilschutz? Eigentlich durchlief er nämlich eine Militärkarriere. «Wegen eines Rückenschadens ging das nicht mehr. Ich wurde entlassen mit den Worten, dass es auch im Zivilschutz gute Leute brauche», erzählt er. «Sicher nicht», war seine erste Reaktion. Die Motivation kam erst später. «Die Hochwasser in Rottenschwil haben mich geprägt. Wenn der Reusspegel fast eine Evakuierung nötig macht, dann beschäftigt man sich plötzlich mit Themen des Zivilschutzes.»
«Zivildienst ist viel zu attraktiv»
Für die Anerkennung des Verbandes und des Zivilschutzes zu kämpfen, das war Romuald Brems oberstes Ziel. Hat er es erreicht? «Ein Stück weit. Ich darf sagen, dass wir im Aargau mittlerweile wahrgenommen werden.» Dafür hat er in den letzten Jahren einiges in die Wege geleitet. Er liess beispielsweise einen Imagefilm produzieren, lancierte eine Übung direkt vor dem Grossratsgebäude, um bei den Parlamentariern sichtbar zu sein, oder er organisierte ein interkantonales Zivilschutztreffen mit einem Podiumsgespräch zur Einführung der Dienstpflicht für Frauen. Ein brisantes Thema. Brem sagt: «Es würde den Personalmangel im Zivilschutz entschärfen. Darum wären mehr Frauen sehr wünschenswert.»
Überhaupt, Romuald Brem wünscht sich Veränderungen. «Etwa bei der Rekrutierung. Dass die jungen Leute wählen können, welchen Dienst sie leisten, unabhängig von einer allfälligen Tauglichkeit für den Militärdienst.» Er wisse, dass auch die Armee mehr Leute braucht. «Und ja, es wäre gerade in der jetzigen Weltlage falsch, die Armee zu schwächen. Aber etwas muss passieren.» Einen Ansatz sieht er darin, die Abwanderung in den Zivildienst einzuschränken. Brem betont: «Der Zivildienst ist viel zu attraktiv.» Er wünscht sich, dass diese Hürden gesetzlich wieder erhöht werden. «Ja, eigentlich wäre es am einfachsten und am übersichtlichsten, wenn es nur die Armee und den Zivilschutz gäbe, aber hierfür wurden die Weichen vor Jahren anders gestellt», führt Brem aus. Kommt hinzu, dass Armee und Zivildienst gerade in der Politik viel Rückhalt geniessen. «Der Zivilschutz wird eher stiefmütterlich behandelt. Das nervt, sehr sogar.» Das habe mit Wertschätzung zu tun. Und diese habe auch der Zivilschutz verdient.
Ihm wird nicht langweilig
Die Wahrnehmung verbessern – es war eine der Hauptaufgaben von Romuald Brem als Präsident des Aargauischen Zivilschutzverbandes. Diese gibt er nun nach acht Jahren weiter. «So wie ich es von Anfang an plante.» In ein Loch falle er deswegen nicht. «Bin ich auch nicht, als ich als Ammann in Rottenschwil aufhörte.» Zeit mit der Familie, den Enkeln, dem Pferd verbringen. Soziale Engagements leisten. Langweilig wird es dem 68-Jährigen auch ohne Zivilschutzaufgaben nicht.


