Das Tüpfelchen auf dem i
22.08.2023 Berikon, MutschellenZweiter Rundgang auf dem Kulturweg Berikon mit Grenzstein-Einweihung
An historischen Schmuckstücken mangelt es in Berikon nicht. Dies wurde am Samstag auf einem Rundweg durchs Oberdorf wieder einmal bewiesen. Eine grosse Schar Interessierter wurde von den Mitgliedern ...
Zweiter Rundgang auf dem Kulturweg Berikon mit Grenzstein-Einweihung
An historischen Schmuckstücken mangelt es in Berikon nicht. Dies wurde am Samstag auf einem Rundweg durchs Oberdorf wieder einmal bewiesen. Eine grosse Schar Interessierter wurde von den Mitgliedern der Kulturgruppe auf eine Zeitreise mitgenommen.
April 1855. Um Mitternacht fängt ein Haus im Beriker Oberdorf Feuer. Schnell züngeln sich die Flammen voran und befallen fünf Häuser. Die Einwohner werden im Schlaf überrascht. Für neun Menschen kommt jede Hilfe zu spät. Sie kommen durch das Feuer um. «Das war die grösste Brandkatastrophe, die es je in Berikon gegeben hat. Spenden aus der ganzen Schweiz erhielten die Opfer des verheerenden Feuers», erzählt Nick Wettstein von der Dorfgruppe des Kulturvereins Berikon. «Ein Jahr später wurde zum Gedenken der Verstorbenen das Wegkreuz, vor dem wir jetzt stehen, erstellt.» Den Ausführungen des ehemaligen Gemeindeschreibers von Berikon wird gespannt gelauscht und das Brandkreuz mit den eingravierten Namen der Todesopfer inspiziert. Das Kreuz ist aus Muschelkalkstein. Speziell ist die Bildhauerarbeit, indem alle Schriften und Symbole aus dem Stein herausgearbeitet wurden.
Neben Nick Wettstein erzählten auch Albin Koller und Max Welti Spannendes über die Zeitzeugen, die im Beriker Oberdorf stehen. So berichtete Koller über das Metzgerhüsli beim Restaurant Stalden. «Das Backsteingebäude wurde um 1890 von Metzger Groth als Metzgereiverkaufsladen erbaut.» Es wurde in den Hang gebaut, um so die Innenräume kühl zu halten. «Als Schulbub war ich jeweils hier zum Einkaufen. Ein Rädli Wurst gab es obendrauf immer dazu», verrät Albin Koller. Auch zwei, drei Anekdoten hatte der Beriker über das alte Schulhaus (1824) in Oberberikon zu erzählen. Hier ging sein Vater noch zur Schule. Ein weiteres prägendes Gebäude ist das «Hafner Hus» an der Friedlisbergstrasse, wie Welti in seiner Erzählung festhält. «Die grosse, schöne Fensterfront ist typisch für die damalige Zeit. Man sagte, die Freiämter Häuser hätten die hellsten Stuben gehabt.» Das Haus wurde um 1830 errichtet und zuletzt 2019 renoviert.
Ältester historischer Zeitzeuge
Auf dem Rundgang auf dem Kulturweg wurde wieder einmal klar, dass es in Berikon viele interessante alte Gebäude, Brunnen und Wegkreuze gibt, welche das Dorfbild prägen. Ein neuer historischer Zeitzeuge ist nun mit dem Grenzstein von 1586 dazugekommen. Er markierte die damalige Grenze zwischen der Grafschaft Baden und dem Stadtstaat Zürich, die durch Berikon gezogen war. Es ist die originalgetreue Nachbildung des alten Grenzsteins. Das Original steht im Garten des Ortsmuseums Dietikon. Dass er in Dietikon gelandet ist, ist auf Unachtsamkeit zurückzuführen. Der Grenzstein stand bis in die 1950er-Jahre mitten auf dem Feld zwischen dem Emmet-Wald und dem Kalberhau-Wald in Berikon. Damit er damals der Landwirtschaft nicht in die Quere kam, wurde er ausgegraben und an den Wegrand gestellt. Ein Hobbyhistoriker aus Dietikon nahm ihn unter seine Fittiche. Den Original-Grenzstein in die Heimat zu führen, blieb erfolglos. Die Kulturvereine Dietikon und Berikon verhandelten immerhin den Deal, dass auf dem Original die wahre Herkunft vermerkt wird. Und der Kulturverein Berikon hat die Nachbildung des Grenzsteins in Auftrag gegeben. Die Firma Emilio Stecher in Root hat ihn angefertigt. Das Duplikat des Grenzsteins wurde nun bei den Alterswohnungen Im Feld gestellt. «Der Grenzstein ist eines der ältesten Kulturdenkmäler aus dem Dorf und ist nun das Tüpfelchen auf dem i auf unserem Kulturweg», sagt Max Welti nicht ohne Stolz.
Zur Einweihung des Grenzsteins sind auch je ein Abgesandter der Grafschaft Baden, verkörpert durch Albin Koller, und des Stadtstaats Zürich (Nick Wettstein) eingeladen. Enthüllt hat den Grenzstein Berikons Ammann Stefan Bossard alias der Untervogt von Ober- und Unterberikon. Voll des Lobes für so viel Engagement für die Aufrechterhaltung der Geschichte zeigt sich Bossard: «Durch die Dorfgruppe wird die Dorfgeschichte lebendig gehalten und weitergegeben.» --sab