Das Los musste entscheiden
14.04.2023 WohlenLeserinnen und Leser zu Besuch im Bundeshaus
Nationalrat Matthias Jauslin begrüsst eine Delegation von Freiämtern im Bundeshaus – und gewährt interessante Einblicke.
Die Nachfrage war so gross, dass zu guter Letzt das Los entscheiden ...
Leserinnen und Leser zu Besuch im Bundeshaus
Nationalrat Matthias Jauslin begrüsst eine Delegation von Freiämtern im Bundeshaus – und gewährt interessante Einblicke.
Die Nachfrage war so gross, dass zu guter Letzt das Los entscheiden musste: 50Leserinnen und Leser der Freiämter Regionalzeitungen dürfen an die Bundeshausführung von Matthias Jauslin nach Bern. Die ersten 25 nahm der Wohler Nationalrat am Mittwochnachmittag in Empfang – bei regem Treiben nach der CS-Sondersession. --cbl
Im Trubel der Sondersession
Beim «Aktiv»-Anlass der Freiämter Regionalzeitungen führte Nationalrat Matthias Jauslin durch das Bundeshaus
Ein kurzer Schwatz mit Nationalratspräsident Martin Candinas, ein Blick in das wohl berühmteste Stillzimmer der Schweiz und Platz nehmen auf einem Parlamentssitz – Matthias Jauslins Führung bot den einen oder anderen «Insider»-Moment.
Celeste Blanc
Grossgewachsen steht er da, der höchste Schweizer des Landes. Nationalratspräsident Martin Candinas am Kopiergerät – in der einen Hand ein Bündel Akten, mit der anderen drückt er am Gerät herum. Kurzer Schwatz mit Wohler Nationalrat Matthias Jauslin, dann ab durch die grosse, hölzerne Tür, deren Türrahmen aus Marmor besteht. Oben ragen in Gold die Buchstaben «President», Candinas Büro.
Doch weit kommt der Präsident nicht. Auf Italienisch wird er vom Freiämter Franco Mazzotta angesprochen. Es ist ein kurzes Gespräch, das beweist, wie vielsprachig man doch in der Schweiz unterwegs ist: Rätoromanische Antworten folgen auf italienische Fragen. Und obwohl Candinas weitermuss, nimmt sich der Bündner noch kurz Zeit für ein Foto mit Mazzotta. Frau Helene drückt ab, zeigt das Bild ihrem Mann. Der Büttiker lacht zufrieden. Candinas ist mittlerweile verschwunden.
Das Los musste entscheiden
Diese Zufallsbegegnung ermöglichte die von den Freiämter Regionalzeitungen («Wohler Anzeiger», «Bremgarter Bezirks-Anzeiger» und «Der Freiämter») organisierte Führung durch das Bundeshaus. Als Dankeschön für die Lesertreue dürfen an zwei Durchführungen (die zweite findet Ende April statt) jeweils 25Abonnenten und Abonnentinnen mit Wohler Nationalrat Matthias Jauslin das Parlament besuchen. Das Interesse war so gross, dass kurzerhand das Los entscheiden musste, wer mit nach Bundesbern durfte. Zu den glücklichen Gewinnerinnen zählten auch die 17-jährige Sara und ihre Mutter Daniela Strebel. Für die Teenagerin ist es der erste Besuch der Landesregierung. «Ich bin sehr an Politik interessiert.» Auch deshalb wollte sie schon immer das Bundeshaus sehen. «Es fasziniert mich, dass hier die grossen Entscheidungen getroffen werden», freut sie sich und lacht ihrer Mutter zu. Diese hat die Aktion in der Zeitung gesehen: «Da musste ich uns für meine Tochter anmelden.» Umso schöner, dass es tatsächlich geklappt habe.
Geheime Verwinklungen
Matthias Jauslin trat an diesem Nachmittag nicht nur als kompetenter Parlamentarier auf, sondern bewies sich auch als begnadeter Bundeshausführer. Dabei zeigte er eindrückliche Flexibilität: War er kurz vor der Führung noch in der Sondersession zur Credit-Suisse-Rettung eingespannt, mutierte er kurz nach den hitzigen Parlamentsdebatten zum informativen und wortwitzigen Bundeshauskenner.
So führte der Wohler die Freiämter Delegation durch die imposante Eingangshalle, weiter durch den Nationalrats- und Ständeratssaal (inklusive Probesitzen auf Matthias Jauslins Parlamentsplatz, die Nummer 136) sowie das eine oder andere Besprechungszimmer. Bestaunung und Aufklärung über die aufwendigen Holzverzierungen und wunderschönen Fensterbilder inklusive. Jauslin punktete mit viel Wissen über Architektur und Geschichtliches. Und gab, was fast noch ein wenig interessanter war, den einen oder anderen persönlichen Einblick in den Parlamentsbetrieb. Frisch von der Leber erzählte er, führte unter anderem am wohl berühmtesten Stillzimmer der Schweiz, das rund 100 000 Franken kostete und vor ein paar Jahren für viel Kontroversen sorgte. Und zeigte den «Geheimgang» der Parlamentarier und Verwaltungsmitarbeitenden, der schnell ins Bundeshaus Nord führt («und immer dann benutzt wird, wenn man nach einer Session schnell ungesehen verschwinden muss»).
Lobbyieren bei Kaffee und Bier
Speziell war das rege Treiben im Bundeshaus an diesem Nachmittag. Denn nach Beendigung der CS-Sondersession tummelte sich noch das eine oder andere bekannte Gesicht in den Gängen: Balthasar Glättli, Präsident der Grünen Schweiz, im hitzigen Gespräch mit einem Ratskollegen, Marianne Binder-Keller, Präsidentin CVP Aargau, speedet von einem Zimmer ins nächste und in einer Ecke sitzt Tamara Funiciello und tauscht sich bei einem Getränk aus. Und mittendrin: die Freiämter Delegation. An der gehaltenen Sondersession sprach der Nationalrat zum zweiten Mal ein «Nein» zum CS-Deal zwischen Bundesrat und UBS aus. Ein Politikum, das auch die Anwesenden nicht unhinterfragt liessen. «Eine ‹Machtdemonstration› vom Parlament ist das falsche Wort. Aber es ging darum, das Misstrauen gegenüber dem, was passiert und wie es über die Bühne gegangen ist, auszusprechen», erklärt Jauslin den Anwesenden. Mit dem zweiten «Nein» ist die Sondersession nun beendet, der «Deal zwischen UBS und Bundesrat geplatzt». Der Entscheid wird aber nur symbolische und keine realen Auswirkungen haben. Zum Schluss der Führung gab es für die Besuchenden noch ein wenig «Kommissionsluft» zu schnuppern. Im Kommissionszimmer 3, in dem sich die FDP für Besprechungen zusammenfindet, erzählte Jauslin noch von der eigentlichen Kommissionarbeit. Jauslins Lieblingsarbeit in Bundesbern. «Hier wird um Wörter gefeilscht, Sätze und Inhalte werden erkämpft und Gesetzestexte ausgearbeitet.» Auch rund um die Fachkommission stellten die Anwesenden zahlreiche Fragen. Wie geht die vonstatten? Wer ist alles anwesend? Hat man als Einzelner Gewicht im Prozess? Und wie sieht es mit dem «Lobbying» aus? «Das findet vor allem bei einem Kaffee oder im Feierabend statt», verrät Jauslin.
Zwar wurde am darauffolgenden Apéro nicht lobbyiert, aber bei einem Glas Apéro noch weiter über das Parlamentsgeschäft gesprochen. Helene Mazzotta zeigt sich begeistert: «Es war sehr interessant und wir nehmen viele Eindrücke mit nach Hause.» Und Franco Mazzotta ergänzt: «Ein zusätzlicher Bonus war die sympathische Art von Matthias Jauslin.» Und was sagt der Nationalrat zum Besuch der Freiämter Delegation? «Es ist immer schön, Externen den Betrieb zu zeigen. Besonders dann, wenn sie aus der Heimat kommen.»