Das Leben etwas bunter gestalten
08.08.2023 Wohlen«et Voilà!»: Das neue Programm des Circus Monti wurde vom Publikum frenetisch bejubelt
Nach einem eher gemächlichen Start nimmt die Geschichte viel Fahrt auf. Und endet in einem fulminanten Finale. Dazwischen gibt es hochklassige Nummern zu bestaunen. ...
«et Voilà!»: Das neue Programm des Circus Monti wurde vom Publikum frenetisch bejubelt
Nach einem eher gemächlichen Start nimmt die Geschichte viel Fahrt auf. Und endet in einem fulminanten Finale. Dazwischen gibt es hochklassige Nummern zu bestaunen. Viel zu lachen. Und wunderbare Momente für Auge und Ohr.
Chregi Hansen
Das Motiv des zweifelnden Künstlers, der nach Inspiration und Erfolg sucht und beides nicht findet – es zieht sich wie ein roter Faden durch den Abend. Und macht deutlich, dass das Leben an sich ein Kunstwerk ist, welches es verdient, jeden Tag wieder neu gestaltet zu werden. Und das uns zudem lehrt, dass aus anfänglichem Scheitern Grosses entstehen kann.
Ausgedacht haben sich das Konzept Didi Sommer und Cécile Steck. Als Comedia Zap sind sie selber eher im komischen Fach zu Hause. Das ist wohl mit ein Grund, dass es dieses Jahr im Programm des Monti ganz viel zu lachen gibt. Clown Antonin Wicky ist als trotteliger Assistent des Malers der heimliche Star des Abends. Wie er die ihm übertragenen Aufgaben des Meisters erledigt und dabei das Atelier beziehungsweise die Manege in ein Chaos verwandelt, das ist wahrlich meisterhaft. Nicht nur die Kinder lachen Tränen, auch die Erwachsenen erliegen seinem Humor und seinem Charme.
Im Scheitern Klasse zeigen
Antonin Wicky und der Monti – das passt. Als Bub hat der Neuenburger einst mit seiner Familie eine Woche im Monti-Ferienwagen verbracht und so die Leidenschaft für den Circus entdeckt. Nun also kehrt er zum Wohler Unternehmen zurück. Dabei agiert er nicht einfach als komischer Kauz, sondern zeigt Akrobatik vom Feinsten. Wer auf Rollschuhen ständig so nahe an der Katastrophe vorbeirollt wie er, der muss das Metier extrem gut beherrschen. Wicky zeigt in seinem Scheitern grosse Klasse. Und kann damit als Vorbild für viele dienen.
Grosse Klasse sind aber auch all die anderen Artisten. Auch bei ihnen wirkt vieles ganz leicht und einfach. Und ist doch so unfassbar schwer. Ob in der Luft, am Boden oder mit den Keulen – die Nummern sind alle auf ganz hohem Niveau. Und auch wenn die verschiedenen Disziplinen nicht neu erfunden werden können, so ist immer wieder Neues zu entdecken. Mehr als einmal bleibt der Mund vor Staunen offen. Oder macht sich eine kollektive Erleichterung breit, wenn etwas ganz Gefährliches gelingt.
Wenn die Schwerkraft quasi ausgehebelt wird
Eindrücklich, wie die beiden Spanier Adrian Alonso Garcia und Carlos Salmeron Serrano ihre Partnerin Sara Gonzalez Soler durch die Luft wirbeln lassen und wieder sicher fangen. Oder wie der Australier David Trappes, der im Stück den grossen Künstler gibt, eine lange Stange auf seiner Schulter balanciert, auf der Partner Skip Walker-Milne seine Kunststücke präsentiert. Und dabei die Schwerkraft quasi aushebelt. Mario Muntwyler wiederum beweist, dass er ein Meister der Jonglage ist. Mit welcher Leichtigkeit er die Keulen wirbeln lässt, ist beeindruckend. Ganz hoch über den Köpfen tanzt die Neuseeländerin Rosita Hendry mit dem Vertikalseil und spannt immer wieder neue Figuren.
Mit dem und im Roue Cyr, einem grossen Rad, wirbeln der Franzose Matis Motteau und die Genferin Julie Levrat so rasant durch die Manege, dass einem allein vom Zuschauen schon schwindlig wird. Die Kanadierin Halle Baart wiederum ist die einzige Artistin, die professionell mit einem Strapeze arbeitet – einer Mischung zwischen Trapez und Strapaten, also Bändern. Und sich dabei so verrenkt, als gäbe es keine Grenzen. Das gilt auch für die Amerikanerin Anne Arellano, die über viel Kraft und eine unglaubliche Körperbeherrschung verfügt. Und die fähig ist, über Kopf und mit den Füssen Pfeil und Bogen so zu beherrschen, dass sie die Zielscheibe trifft. Genial!
Wenn die Musik mehr ist als nur Begleitung
Die Artisten und Artistinnen überzeugen mit ihren Nummern. Wie immer beim Monti müssen sie aber auch zwischen den Nummern ihr Können beweisen. Sie wirbeln und tanzen durch die Manege und machen den Abend noch bunter, als er schon ist. Die Gruppennummern sind weniger artistisch als in den Vorjahren, dafür tänzerisch und voller Farbe. Überhaupt ist es ein sehr buntes Programm, zu dem auch die wunderbare Musik von Lukas Stäger beiträgt, der für jede Stimmung die passende Komposition bereithält. Und der sich auf eine unglaublich talentierte Band verlassen kann. Dass diese in diesem Programm auch zu zwei speziellen Auftritten kommt, unterstreicht die Philosophie des Circus Monti, dass eben alle dazugehören und zum Erfolg beitragen.
Inzwischen ist das Gastspiel im eigenen Dorf bereits beendet. Aktuell verschiebt sich der Monti nach Windisch, wo die nächsten Aufführungen anstehen. Die Tour dauert noch bis zum 26.November. Es gibt also noch viele Möglichkeiten, das Programm zu erleben. Es lohnt sich.