«Das ist riesig»
22.08.2023 Schwingen, SportJoel Strebel holt sich den Bergkranz am Schwägalp-Schwinget und schafft Einzigartiges
Historisch: Joel Strebel ist der erste Freiämter Schwinger, der alle sechs Bergkränze gewinnt. Paul Vollenweider, der 1984 den Schwarzsee-Schwinget gewann, adelt Strebel ...
Joel Strebel holt sich den Bergkranz am Schwägalp-Schwinget und schafft Einzigartiges
Historisch: Joel Strebel ist der erste Freiämter Schwinger, der alle sechs Bergkränze gewinnt. Paul Vollenweider, der 1984 den Schwarzsee-Schwinget gewann, adelt Strebel für diese Leistung.
Stefan Sprenger
Rigi, Stoos, Brünig, Schwarzsee, Weissenstein und Schwägalp. Sechs Bergkranzfeste gibt es – und wer dort einen Kranz holt, ist schon ein ziemlich starker Schwinger. Dem Aristauer Joel Strebel ist am vergangenen Sonntag das Kunststück gelungen, diesen Satz zu komplettieren. Mit dem Kranzgewinn am Schwäg alp-Schwinget hat er an jedem Bergkranzfest abgeräumt. «Jeder, der mal an einem Bergkranzfest war, der weiss, wie hart das ist. Ich verneige mich vor Strebel. Das ist riesig, was er geschafft hat», sagt Paul Vollenweider.
Der Merenschwander ist nicht einfach ein normaler Schwinger. Paul Vollenweider ist der einzige Freiämter, der jemals ein Bergfest gewinnen konnte. Das war 1984 am Schwarzsee. Und die Geschichte dazu ist so unglaublich gut, dass Vollenweider (der morgen Mittwoch seinen 67. Geburtstag feiert) sie an dieser Stelle nochmals erzählt.
Die unvergessliche Geschichte
Am Freitagabend nahm Paul Vollenweider am eidgenössischen Turnfest in Winterthur teil und holte den Kranz. «Dann haben wir ein Bier genommen. Vielleicht auch zwei.» Am Samstag nahm er am Steinheber-Wettbewerb für Mühlau teil. «Und wir haben wieder ein Bier getrunken.» Dann wollte er eigentlich nach Hause, weil er am nächsten Tag am Schwarzsee-Schwinget teilnehmen wollte. «Dann hats wie aus Kübeln geregnet und ich blieb sitzen.» Vollenweider wollte dann eigentlich absagen für das Schwingfest, doch die Verantwortlichen vom Schwingklub Freiamt überredeten ihn. «Ich ging doch. Zum Glück», wie er heute lachend sagt. Fünf Siege und einen Gestellten später ist er Sieger am Schwarzsee. Die Feier war «eine Riesenchilbi». Und bis heute unvergessen. Vollenweider holte sich aber nur den Kranz am Schwarzsee und am Brünig (wo er auf dem 2. Rang landete). Ein anderes Freiämter Schwinger-Schwergewicht namens Stefan Strebel schaffte es nicht, vom Brünig oder vom Stoos mit einem Bergkranz zurückzukommen. Auch Marcel Villiger, in den 90er-Jahren einer der besten Schwinger des Landes, konnte beispielsweise auf dem Stoos nichts holen. «Joel Strebel ist der Einzige aus dem Freiamt, der alle sechs Bergkränze holte. In der Neuzeit sowieso», sagt Vollenweider. Auf dem Weissenstein und der Schwägalp ist es erst seit etwas mehr als 20 Jahren möglich, überhaupt einen Kranz zu holen.
Am Sonntag geschah also Historisches. Joel Strebel, der mit der Hitze gut zurechtkam, sagt: «Ich bin mehr oder weniger zufrieden. Mein Ziel habe ich erreicht, aber es wäre mehr dringelegen.» Zum Start ging es gegen den Eidgenossen Werner Schlegel. «Das ging gleich ab wie die Post», sagt der 26-Jährige. Der hochattraktive Gang endet gestellt. Sven Lang wird dann mit Maximalnote 10 bezwungen. Und dann folgt Eidgenosse Roger Rychen. «Ich hatte ihn eigentlich pfannenfertig bereit», meint Strebel.
Doch aus dem Angriff des Freiämters wird ein Konter von Rychen. Strebel verliert. Und reagiert. Lars Rotach (mit einer 10) und Eidgenosse Martin Roth wirft er ins Sägemehl. Im letzten Gang gegen Samuel Schwyzer hat Strebel die Chance, mit einem Sieg an die Spitze der Rangliste zu kommen. Doch er wusste auch, dass ein «Gestellter» mit grosser Wahrscheinlichkeit für den Kranz reichen würde. «Und so habe ich nicht alles riskiert.» Der Plan geht auf. 56,25 Punkte, Rang 6b, der Kranz ist gewonnen. «Und jetzt habe ich alle Bergkränze, das ist schon toll.»
Joel Strebel am Unspunnen: «Auf Tutti gehen»
Die Freiämter Schwing-Koryphäen Vollenweider, Villiger und Stefan Strebel huldigen diese «grandiose Leistung», wie alle drei sagen. Für Joel Strebel (und Andreas Döbeli) geht es nun weiter mit dem Unspunnen-Schwinget am Sonntag, 27. August. Der grosse Abschluss, der Höhepunkt.
Was ist Strebels Ziel? «Gewinnen», sagt er – und muss dabei lachen. Ganz ernst meint er das nicht, und doch ist womöglich mehr Wahrheit dabei, als man sich vorstellen kann. Denn dieser Joel Strebel gehört zu den besten Schwingern dieser Saison und kann an einem sehr guten Tag an jedem Schwingfest ein Wörtchen um den Sieg mitreden. Am Unspunnen gibt es keine Kränze zu gewinnen. Joel Strebel wird in jedem Gang «voll angreifen» und er will «mindestens vier Duelle» gewinnen. «Ich werde auf Tutti gehen. Taktieren gibts nicht. Egal, wer der Gegner ist.» Wer weiss, was dieser besondere Umstand bei einem Typ wie Joel Strebel auslösen kann.
Döbeli auf Rang 13e
Der zweite Freiämter am Schwägalp-Schwinget war Andreas Döbeli. Vor einer Woche gab er nach einjähriger Verletzungspause (Kreuzbandriss) am Nordwestschweizerischen sein Comeback und holte gleich den Kranz.
Am Schwägalp-Schwinget startet er gegen Eidgenosse Marcel Räbsamen mit einem Gestellten, bezwingt danach Thomas Koch und verliert gegen Eidgenosse Jonas Burch. Gegen Michael Bernod gewinn der Sarmenstorfer, gegen Marc Lustenberger gibt es einen Gestellten und zum Abschluss verliert er gegen Eidgenosse Sven Schurtenberger. Am Ende ist es Rang 13e mit 54,50 Punkten. «Grundsätzlich war es schwingerisch keine so schlechte Leistung», sagt Döbeli. «Ich habe mein Bestes gegeben. Aber der Rhythmus, die Schwingpraxis und die Routine fehlen noch ein wenig nach der langen Pause», sagt er weiter. Döbeli hat seine zwei Niederlagen kassiert, als er angegriffen hat. «Ich habe da mit zu wenig Köpfchen angegriffen», analysiert er.
Die Enttäuschung über den verpassten Bergkranz war gross bei Andreas Döbeli. «Aber es ist erklärbar. Ich nehme für das Unspunnen wichtige Erkenntnisse mit.» --spr