Heidi Ehrensperger, Bremgarten.
So fragte früher der Metzger, wenn er den Braten auf die Waage legte. Und meine Mutter nickte begeistert und meinte, es wäre doch schade, da etwas wegzuschneiden. Auch die Bäuerin am ...
Heidi Ehrensperger, Bremgarten.
So fragte früher der Metzger, wenn er den Braten auf die Waage legte. Und meine Mutter nickte begeistert und meinte, es wäre doch schade, da etwas wegzuschneiden. Auch die Bäuerin am Gemüsestand fragt das hie und da, weil man für das präzise Gewicht eine Zwiebel entzweischneiden müsste.
Jetzt überlege ich mir, ob diese schöne Frage nicht auch anderswo gestellt werden könnte. Wie wäre es mit ein bisschen mehr Lebensfreude? Sich es bitzli freuen können an einer späten Rose, die noch blüht. Das erinnert mich an die Bohnengeschichte. Man kann sagen, sie sei kitschig. Aber etwas Kluges ist doch drin. Wir lesen da, wie eine alte Frau täglich ein paar Bohnen in die linke Schürzentasche steckt und dann tagsüber für jeden gefreuten Moment eine Bohne in die rechte Tasche wandern lässt. Abends ruft sie sich diese schönen Momente nochmals in Erinnerung. Ein bisschen mehr Gelassenheit dürfte es auch sein. Es wäre enorm energiesparend, wenn man sich nicht wegen jeder Lappalie empören würde. Oder ein bisschen mehr den Blick zum Positiven hin wenden?
Oder ein bisschen mehr Leichtigkeit? Wie schwer ich alle meine Aufgaben gewichte, ist ja meine Entscheidung. Dass sie da sind, kann ich nicht ändern. Aber an meiner Einstellung kann ich arbeiten. Irgendwo habe ich gelesen, man könnte auch ein bisschen mehr Mut zum Unperfekten haben. Also zufrieden sein mit einer Ecke in der Wohnung, die man neu organisiert hat, und nicht gleich planen, die ganze Wohnung samt Keller und Garage umzustellen und zu entrümpeln. Dass man da scheitern wird, ist ja wohl voraussehbar.
Ein bisschen mehr Musse täte jedenfalls gut. Jetzt im Dezember häufen sich die Dinge, die ich noch erledigen müsste. Und dies immer mit dem Gefühl im Nacken, an Silvester müsste alles geregelt sein. Höchstwahrscheinlich dreht sich die Welt auch noch im Januar, und es gibt Arbeiten, denen ich mich dann noch annehmen kann.
«Es bitzli meeh teuf schnuufe» – das wäre das Gebot der Stunde. Im neuen Programm von Philipp Galizia heisst es zu Beginn: «Schnuufe, eifach schnuufe.» Das sagte damals die Hebamme zu seiner Mutter. Welch schöne Anregung für uns alle, nicht nur für diejenigen, die gerade am Gebären sind.