Damit es genug Platz für alle hat
16.01.2024 Villmergen, Region UnterfreiamtGemeinde Villmergen orientierte über den aktuellen Stand der Schulraumplanung
Dass der Raum knapp wird in den Villmerger Schulhäusern, das ist unbestritten. Jetzt plant der Gemeinderat den grossen Befreiungsschlag und will in den Mühlematten ein neues ...
Gemeinde Villmergen orientierte über den aktuellen Stand der Schulraumplanung
Dass der Raum knapp wird in den Villmerger Schulhäusern, das ist unbestritten. Jetzt plant der Gemeinderat den grossen Befreiungsschlag und will in den Mühlematten ein neues Schulhaus für 20 Abteilungen bauen. Kostenpunkt zirka 25 Millionen Franken.
Chregi Hansen
Die Idee ist schon länger bekannt. Die Gemeinde Villmergen will das in die Jahre gekommene Schulzentrum Dorf aufgeben und lieber ein neues und modernes Schulhaus in den Mühlematten bauen. Jetzt hat der Gemeinderat die Einwohner ausführlich informiert und begründet, warum er diesen Weg gehen will.
Tatsache ist, dass der Platz in allen Schulzentren mit Ausnahme des Hofs sehr knapp ist. Im bestehenden Schulhaus Mühlematten, das einst für 12 Abteilungen geplant war und erst 2017 eingeweiht wurde, werden aktuell 16 Klassen unterrichtet. Im Dorf sind alle Räume belegt. «Falls wir da eine weitere Abteilung eröffnen müssen – und die Gefahr ist gross –, haben wir ein riesiges Problem», sagt der zuständige Gemeinderat René Schmidli. Auch der Kindergarten platzt aus allen Nähten – gebaut einst für sieben Abteilungen, beherbergt er aktuell neun.
Sanierung und Ausbau kommen fast gleich teuer wie Neubau
Seit 2021 arbeitet eine Arbeitsgruppe an der Lösung des Problems. Die jetzt gewählte Variante ist auf den ersten Blick ungewöhnlich. Die Gemeinde Villmergen will auf eine weitere schulische Nutzung des Schulzentrums Dorf verzichten. Ein Schulhaus aufgeben, wenn es an Schulraum fehlt? «Wir haben hier einen riesigen Sanierungsbedarf, die Kostenschätzungen gehen von 15 Millionen Franken aus. Trotzdem haben wir dann nicht mehr Schulraum, dafür wären nochmals rund 8 Millionen nötig. Und die Räume sind trotzdem nicht geeignet für die heutigen Unterrichtsformen, zudem braucht es während der Sanierung teure Provisorien», erklärte Ammann Ueli Lütolf.
Statt 23 Millionen Franken für eine schlechte Lösung auszugeben, sei es doch sinnvoller, für zirka 25 Millionen ein modernes Schulhaus zu bauen, so die Überlegung der Arbeitsgruppe. Das neue Gebäude wird auf 20 Abteilungen ausgerichtet und soll die Mittelstufe beherbergen. Die Unterstufe, welche derzeit das Schulzentrum Dorf besucht, zügelt dann ins bestehende Schulhaus Mühlematten. «Das ist ideal für die elf Abteilungen. Zudem können wir so Synergien nutzen und einen Teil der Nebenräume im neuen Schulhaus sparen», so der Ressortverantwortliche René Schmidli.
Wohin mit dem Jugendtreff?
Mit dem Bau eines neuen Schulhauses können also mehrere Probleme auf einmal gelöst werden. Zudem sind keine Provisorien nötig. Das bestehende Schulzentrum Dorf soll in Zukunft für andere Zwecke genutzt werden. «Klar ist, dass das Areal in der Hand der Gemeinde bleiben muss. Land mitten im Zentrum ist wertvoll für die Entwicklung der Gemeinde», so Ammann Ueli Lütolf. Ausreichend sind die Kapazitäten der Turnhalle – einzig eine zusätzliche Garderobe im Hof ist nötig. Weil es hier für eine Dreifachhalle nur zwei Garderoben gibt, können jeweils nur zwei Klassen gleichzeitig unterrichtet werden. Etwas länger muss der Kindergarten auf eine Lösung warten. Hier sollen die fehlenden Räume gebaut werden, sobald das Schulhaus Dorf leer ist und während der Umbauphase als Ausweichort genutzt werden kann. Klar ist aber auch, dass der Jugendtreff dem Ausbau weichen muss. «Hier müssen wir noch eine Lösung finden», so Lütolf.
Steuerfuss geht wohl rauf
Die Arbeitsgruppe ist überzeugt, dass die Schule mit diesem Vorgehen fit wird für die kommenden Jahrzehnte. «Das enorme Wachstum der letzten Jahre wird sich laut Prognosen so nicht fortsetzen», erklärte Schmidli. Zudem werden mit dem Neubau gewisse Reserven geschaffen. Dass dadurch die gesamte Schule im Gebiet Hof/Mühlematten angesiedelt wird, erachtet man nicht als Problem. Wichtig seien getrennte Zugänge und Aussenbereiche. Und der Bau des neuen Schulhauses neben der Turnhalle soll so geplant werden, dass auf der benachbarten Wiese weiterhin grosse Feste möglich sind. Machbar ist der Neubau, das belegen verschiedene Studien. Klar ist aber auch, dass ein Neubau eine finanzielle Herausforderung wird. Aktuell geht der Gemeinderat davon aus, dass der Steuerfuss in den kommenden Jahren steigt, und dies allenfalls um bis zu 8 Prozent. Dies nicht nur wegen des Schulraums, aber zu einem grossen Teil. Vorerst geht es an der ausserordentlichen «Gmeind» vom 20. März um einen Planungskredit in der Höhe von 1,5 bis 1,7 Millionen Franken. Der Terminplan sieht vor, dass im Juni 2026 über den Baukredit abgestimmt wird und das neue Schulhaus im Sommer 2029 bezugsbereit wäre.
Nicht alle haben Freude
Bis dahin aber ist noch Überzeugungsarbeit zu leisten. Es gab einige Stimmen, welche der Idee eines neuen Schulhauses und der Aufgabe eines bestehenden Schulhauses kritisch gegenüberstehen. Auch die hohe Investitionssumme und die drohende Steuerfusserhöhung kommen nicht gut an. «Wer bauen will, braucht Geld. Das haben wir in Villmergen nicht», erklärte ein Anwesender. Andere betrachten den Ausbau als Luxus, früher habe man auch grössere Klassen unterrichtet. «Dazu gibt es klare Vorgaben vom Kanton, über die wir uns nicht hinwegsetzen können», machte René Schmidli deutlich. Es gab aber auch zustimmende Voten zum Projekt. Eines ist aber jetzt schon klar: An der «Gmeind» vom 20. März wird es spannende Diskussionen geben. Der Entscheid dort wird zeigen, wohin die Villmerger Schulraumplanung sich bewegt.