Chef aus misslicher Lage befreit
23.09.2025 Mutschellen, Rudolfstetten
Abwechslungsreiche Hauptübung der Feuerwehr auf dem Friedlisberg
Hoch über den Köpfen des Publikums kommentierend, als Figurant im demolierten Auto schwitzend: Dem abtretenden Kommandanten Felix Hüsser kam bei der Hauptübung der Feuerwehr eine ...
Abwechslungsreiche Hauptübung der Feuerwehr auf dem Friedlisberg
Hoch über den Köpfen des Publikums kommentierend, als Figurant im demolierten Auto schwitzend: Dem abtretenden Kommandanten Felix Hüsser kam bei der Hauptübung der Feuerwehr eine besondere Rolle zu. Zur Freude der vielen Schaulustigen.
Erika Obrist
Eigentlich ist das verpönt: Schaulustige, die bei einem Brand oder einem Verkehrsunfall neugierig herumstehen, womöglich noch fotografieren oder filmen und die Rettungskräfte im schlimmsten Fall bei ihrer Tätigkeit behindern. Bei der Hauptübung der Feuerwehr sind kleine und grosse Zuschauerinnen und Zuschauer jedoch hochwillkommen. Sie sollen der Ortsfeuerwehr beim Verrichten ihres Einsatzes zusehen und gewiss werden, dass sich die Bevölkerung im Ernstfall auf sie verlassen kann.
Vier Rettungen ausgeführt
So war es auch am letzten Samstag bei der Hauptübung der Feuerwehr Rudolfstetten-Friedlisberg. Diese fand im Ortsteil Friedlisberg statt. Und da es da oben fast keine Parkplätze hat und der Weg hinauf zu Fuss lang und steil ist, wurden die Zuschauerinnen und Zuschauer in Fahrzeugen der Feuerwehr hinaufchauffiert. Und nach der Übung auch wieder hinunter zum Feuerwehrlokal. Die benachbarten Feuerwehren aus Bergdietikon, Mutschellen und vom Stützpunkt Dietikon stellten dafür Transportfahrzeuge zur Verfügung. Auch die Mannschaft wurde so zum Einsatzort gefahren.
Es zeigte sich rasch, dass es eine besondere Hauptübung werden würde, stand doch die Autodrehleiter des Stützpunkts Dietikon bereits einsatzbereit vor Ort. Diese wurde sogleich in Betrieb genommen. Nicht etwa um Personen aus einem brennenden Haus zu retten. Vielmehr stiegen der abtretende Kommandant Felix Hüsser und seine Frau Myriam in den Korb, der alsbald in fast schwindelerregende Höhe gehoben wurde. Von da oben, hoch über den Köpfen des zahlreichen Publikums, kommentierte er, was sich unten am Boden abspielte. Aus drei Gebäuden mussten insgesamt vier Personen gerettet werden. Drei Rettungen wurden mit Leitern ausgeführt, eine aus einem schwer zugänglichen Dachfenster mit dem Hubretter der Feuerwehr Mutschellen. Die geretteten Personen wurden von der Sanität fürsorglich betreut. Auch der Atemschutz kam zum Einsatz und natürlich die Löschtrupps. Einsatzleiter Christian Leppert erteilte die Aufträge mit klarer Sprache und umsichtig. Gearbeitet wurde zügig und ruhig, sodass der Einsatz bald beendet war.
Demonstration der Strassenrettung
Vermeintlich. Denn kaum hatte Kommandant Felix Hüsser wieder sicheren Boden unter den Füssen, wartete eine nächste Aufgabe auf ihn. Als Figurant setzte er sich in ein demoliertes Auto, das den ganzen Nachmittag in der brütenden Sonne gestanden hatte. Mächtig schwitzend, aber noch immer kommentierend, wartete er auf Rettung. Während die Strassenrettung der Stützpunktfeuerwehr Dietikon ihr schweres Gerät bereitstellte, kroch eine Angehörige der Sanität via Kofferraum zum Unfallopfer und prüfte, ob es bei Bewusstsein und ansprechbar war. Inzwischen versuchte die Strassenrettung mit Spreizer und Schneidegerät, die vordere Tür auf der Fahrerseite so zu bearbeiten, dass man diese letztlich entfernen konnte. Unter dem Applaus der vielen Zusehenden gelang dies vortrefflich und der Kommandant konnte gerettet und der Sanität zur Betreuung übergeben werden.
Hüsser war rasch wieder auf den Beinen. Musste er auch sein, denn der Höhepunkt der alljährlichen Hauptübungen stand an: die Beförderungen. Fünf waren es insgesamt. Sandra Koller wird Gefreite, Daniela Brem und Fabian Kaspar werden Korporal, Christian Leppert wird Leutnant und Marius Anklin Hauptmann. Anklin wird der Feuerwehr ab nächstem Jahr als Kommandant vorstehen, Hüsser selbst bleibt weiterhin im Korps.
Schliesslich waren vor dem Lindenhof alle zum Apéro eingeladen. Die Mitglieder des Gemeinderats – alle waren da – schenkten die Getränke aus, und Gemeindeschreiber Urs Schuhmacher fischte Würste aus dem siedend heissen Wasser.
Übrigens: Die Feuerwehr zeigte sich erstmals in der neuen Schutzkleidung. Schuhe, Jacke, Stiefel und Handschuhe sind gemietet von der Aargauer Gebäudeversicherung. Diese beschafft die Schutzkleidung und stellt sie den Ortsfeuerwehren zur Verfügung.