Bezirk soll nicht attraktiver werden
27.09.2024 Auw, Region Oberfreiamt«Brennpunkt Oberfreiamt» lud zum Wahlgespräch der Parteien nach Auw ein
Knapp 50 Personen besuchten den politischen Austausch der Grossratskandidatinnen und -kandidaten im Mehrzweckgebäude in Auw. Alexander Eigensatz, Sins, von der Plattform ...
«Brennpunkt Oberfreiamt» lud zum Wahlgespräch der Parteien nach Auw ein
Knapp 50 Personen besuchten den politischen Austausch der Grossratskandidatinnen und -kandidaten im Mehrzweckgebäude in Auw. Alexander Eigensatz, Sins, von der Plattform «Brennpunkt Oberfreiamt», eröffnete den Abend.
Was würden die Kandidaten bei einem möglichen Sitzgewinn machen. Das wurden sie von Moderator Pius Vogel gefragt. Während die Grüne Lea Küng sich setzten und durchschnaufen würde, prognostiziert der Jüngste in der Runde, Finn Neiger, dass er an einem Herzinfarkt sterben würde. «Weil ich ja noch so jung bin.» Seraina Herzberg würde nach Aarau laufen. Wo hingegen Marlon Keller erst darüber schlafen würde und am anderen Morgen, «nachschauen, ob es wirklich wahr ist.» Die restlichen Kandidierenden würden mit der Partei und Familie feiern.
Wer hat das exklusivste Plakat, wurde Alain Bütler, SVP, Kallern, gefragt und warum er eine Herzform gewählt habe. «Ich setze mich mit Herzblut für unser Freiamt ein.» Er wünscht sich einen schlankeren Staat und dass Schulzimmer nicht zum Therapiezentrum werden. Beim Wohnungsbau ist er der Meinung, dass man bezüglich Bauhöhen etwas liberaler werden sollte. Weil Bauland ein heisses Eisen und dies eventuell früher eine super Fruchtfolgefläche gewesen sei.
Finn Neiger, SP, Muri, mit 18 Jahren der jüngste Kandidat, sagt von sich selbst: «Ich bin noch etwas jung, ich will die Politik aktiv mitgestalten und mitwirken.» Dies macht er bereits im Jugendparlament, in der Schülersession und im Vorstand JUSO Kanton Aargau. Er steht für eine nachhaltige und faire Gesellschaft, die jeder Mensch mitgestalten kann.
Mit der Erfahrung einer Legislatur
«Wenn ich wieder gewählt werde, dann nehme ich mehr direkten Einfluss.» Das hat Stefan Huwyler, FDP, Muri, aus seiner bisherigen Arbeit als Grossrat mitgenommen. Sein Thema im aktuellen Wahlkampf ist, «dass wir ein Umdenken vornehmen und damit flexibler werden, um Fachkräfte im Bezirk zu halten.» Bei der Wohnbauentwicklung liegt sein Fokus auf dem Überarbeiten des aktuellen Raumplanungsgesetzes, damit diese engen Fesseln sich nicht als Knebel entpuppen. Denn das Freiamt sei attraktiv und noch bezahlbar. Daher ziehe es auch Zuzüger aus anderen Regionen an. Bei der Verkehrsentwicklung steht Huwyler dazu, «neue Strassen braucht es, im Rahmen des Möglichen».
«Braucht es die Mitte noch?», wurde Daniel Käppeli, Mitte, Merenschwand, gefragt. «Wir bieten Hand für Kompromisse für tragfähige Lösungen», so der Informatiker. Er sieht die Macht in den Gewerbevereinen. Sein Appell: «Viele Firmen sehen von aussen langweilig aus. Schaut rein. Es wird so viel gemacht.» Dies sieht er als einen der Ansätze gegen den Fachkräftemangel. Bei der Wohnbauentwicklung fragt sich der Grossratskandidat: «Warum gehen die Gemeinden nicht hoch mit den Ausnutzungsziffern.» Beim Thema Verkehr befürchtet Käppeli, «dass die Schienen praktisch in Muri aufhören». Der Verkehr müsse in der Feinverteilung jedoch praktisch kombiniert werden.
Das E-Bike ist eine valable Alternative
Die Motivation für Lea Küng, Grüne, Beinwil, steht mit dem Fokus Klimaschutz und Energiewende. «Es geht zu wenig und zu wenig schnell.» Daher würde sie sich für einen vielfältigen offenen Aargau einsetzten. Bei der Frage des Wohnungsbaus plädiert sie für den Ausbau des Geländes rund um Bahnhöfe. Beim Verkehr empfiehlt sie das E-Bike statt das Auto, um die Lücke des ÖV im Oberfreiamt zu schliessen. «Auch wenn unsere Strassen für Autos ausgelegt sind.»
«Wir sind es unseren Kindern schuldig.» Davon ist Marlon Keller, Grünbliberale, Muri, überzeugt. «Damit sie mit zwanzig die gleichen Voraussetzungen haben wie wir.» Er steht für die Sicherstellung einer lückenlosen Kinderbetreuung und eine Änderung des Systems bezüglich Teilzeitarbeit, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Bei der Wohnbaufrage ist sich der Fachmann bewusst: «Es gilt über die Parzelle hinauszuschauen und für ganze Quartiere oder Areale zu denken.» Dies soll smart gemacht werden, Siedlungsflächen sollen Lebensraum, nicht Verkehrsflächen sein. Bei der Verkehrsentwicklung sieht er eine Chance darin, wenn Gemeinden in die Vorleistung bezüglich ÖV gehen.
Ländlich oder doch kleinstädtisch
Ob sie nicht in der falschen Partei sei, wird sie oft gefragt. Doch Seraina Herzberg, EVP, Muri, will Brücken bauen. Sie will neue Begriffe mit alten Werten füllen und so Politik leben. Sie sieht ihre Politik Sachen und Menschen zugewandt, «was früher Nächstenliebe genannt wurde». Beim Fachkräftemangel setzt sie darauf, Stipendien für Erwachsene auszubauen. Und die Menschen, die hier sind, sollen ausgebildet werden. Frauen sollen die Möglichkeit erhalten, bei niedrigen Pensen Versorgungslücken zu stopfen. Davon ist die Juristin und Mutter von drei Kindern überzeugt. Bei der Wohnbauentwicklung ist sie der Meinung, «dass wir im Bezirk Muri Abschied nehmen sollen von der Idee, einfach ländlich zu sein. Muri und Sins sollen zwei kleine Städte sein. Wir brauchen die Verkehrswege und Strassen», dafür plädiert die Juristin. Pendler und der Freizeitverkehr sollten jedoch durch den ÖV abgedeckt werden.
Christliche Werte zur Orientierung
Wo findet man Sicherheit im Leben, wurde Markus Bammert, EDU, Sins, gefragt, «Wenn es einem schlecht geht, braucht es ein Netzwerk. Werte und Lösungen wollen wir alle.» Er will auch die christlichen Werte hochhalten. Beim Fachkräftemangel sieht er ein Potenzial darin, dass Arbeitnehmer 50plus einfacher wieder eine Stelle finden sollten. Bei der Wohnbauentwicklung sieht er den Schlüssel darin, als Bezirk nicht attraktiver zu werden, um so weniger neue Zuzüger anzuziehen. Denn es sei mehr als die Infrastruktur, die erstellt werden müsse. «Wir sind von Aarau weit weg», daher würde er aus seiner Sicht empfehlen, grenzüberschreitend den Verkehr abzudecken, auch wenn dies schwierig sei. «Wir haben nicht so viele Ressourcen von Boden, doch Zwänge schränken ein und fördern Kreativität», darin sieht Bammert die Verkehrschance.
Plattform mit Mehrwert im Austausch
Der zweite Anlass der Informationsplattform «Brennpunkt Oberfreiamt», organisiert von Jürg Weiss und Günther Trost, Muri, und Alexander Eigensatz, Sins, thematisierte die Grossratswahlen. Je ein Kandidat oder eine Kandidatin der acht im Bezirk vertretenen Parteien wurde zum Podium eingeladen. Die Besucher konnten sich ein Bild der Kandidierenden und der Parteien machen und selbst Fragen stellen. Schwerpunktthemen waren der Fachkräftemangel, die Wohnbauentwicklung, und die Verkehrsentwicklung. Was nicht nur als ernste Sache angeschaut wurde, sondern ab und an zu Lachern oder auch zu Zwischenapplaus führte. --vaw