Betreuung bald in eigenen Händen
10.10.2025 Region Bremgarten, ZufikonEigene Betreuung ab 2026
Ab Januar nimmt die Gemeinde Zufikon die Betreuung ihrer 71 Flüchtlinge in die eigene Hand. Sie hat den Vertrag mit der Firma ORS gekündigt. Dies, weil sie mit den Leistungen der Firma nicht mehr zufrieden war. Bemängelt werden vor ...
Eigene Betreuung ab 2026
Ab Januar nimmt die Gemeinde Zufikon die Betreuung ihrer 71 Flüchtlinge in die eigene Hand. Sie hat den Vertrag mit der Firma ORS gekündigt. Dies, weil sie mit den Leistungen der Firma nicht mehr zufrieden war. Bemängelt werden vor allem die mangelnde Zuverlässigkeit der Betreuung und die vielen Personalwechsel. Die beiden Angestellten nehmen ihre Tätigkeit ab Anfang November auf. --rwi
Die Gemeinde stellt zwei Personen für die Asylsuchenden an
Bisher kümmert sich in Zufikon die Firma ORS um die 71 Flüchtlinge in der Gemeinde. Damit ist ab dem neuen Jahr Schluss. Das Dorf stellt zwei Leute an, welche diese Aufgabe ab November nach und nach übernehmen.
Roger Wetli
«Die Betreuung unserer Flüchtlinge durch eine externe Firma war richtig, als wir bei uns noch 14 bis 15 Flüchtlinge aufnehmen mussten – heute ist es das bei 71 Flüchtlingen nicht mehr», erklärt Natascha Brunold. Sie kümmert sich als Gemeinderätin um das Ressort Soziales und ist damit für die Asylsuchenden verantwortlich.
Massive Zunahme von Flüchtlingen
Brunold blickt zurück: «Vor dreieinhalb Jahren explodierte die Zahl der Asylsuchenden plötzlich aufgrund des Krieges in der Ukraine und wir mussten in kurzer Zeit viele Flüchtlinge aufnehmen.» Zuvor wurden Asylsuchende zuerst in Bundes- und danach in kantonalen Zentren aufgenommen, bevor sie in die Gemeinde kamen. «Für uns war es also voraussehbar», so Brunold.
Das änderte sich mit dem Status S der Ukrainer. «Diese Leute konnten nun einfach in der Gemeinde auftauchen und wir mussten ihnen sofort eine Unterkunft bereitstellen», schaut die Gemeinderätin zurück. «Wir erlebten dadurch einen Kontrollverlust der Situation. Teilweise wussten wir nicht einmal, wie viele Flüchtlinge gerade in Zufikon leben. Sie waren noch gar nicht registriert» Es sei mehrmals vorgekommen, dass sie von neuen Flüchtlingen erst durch den Schulleiter erfuhren, weil die frisch zugezogenen Eltern ihre Kinder in die Schule schickten. «Es war für alle Akteure eine schwierige Situation. Wir erhielten zum Beispiel jeden Monat eine Liste mit der neuen Zahl von Asylsuchenden, die wir unterbringen mussten, und wussten zuvor nicht, was drinsteht», schaut auch Gemeindeschreiber Uwe Krzesinski zurück. Heute leben in Zufikon 71 Flüchtlinge. 59 stammen aus der Ukraine. Die Gemeinde müsste 58 Personen aufnehmen. «15 Leute sind bei Privaten untergebracht. Diese können jederzeit entscheiden, dass sie die Flüchtlinge nicht mehr bei sich wollen. Dann muss wieder die Gemeinde für die Unterbringung sorgen», erklärt Natascha Brunold die höhere Aufnahmezahl. Krzesinski gibt zu bedenken: «Für jede Person, die wir unter der kantonalen Pflichtmarke nicht aufnehmen, zahlen wir pro Tag eine Strafgebühr von 90 Franken pro Tag. Das wird schnell sehr teuer.» Deshalb ist Brunold auch dankbar für das Wohnmodul an der Aettigüpfstrasse und die Wohnungen, welche die Ortsbürger und die Stiftung Emaus zur Verfügung stellen.
Personelle Wechsel erschweren Betreuung
Kümmert sich die Gemeinde um die Unterbringung, hat sie die Betreuung der Asylsuchenden bisher an die ORS ausgelagert. Die Firma bietet ihre Dienste in verschiedenen Ländern von Europa an. «Von diesem grossen Unternehmen erhofften wir uns und erhielten von ihr das Versprechen, dass sie sich zuverlässig um unsere Flüchtlinge kümmert. Dies auch dann, wenn die Hauptperson in den Ferien weilt oder krankheitsbedingt ausfällt. Das war leider nicht der Fall. Teilweise stellte die ORS bei Ausfall keinen Ersatz», bedauert Natascha Brunold.
Fuhr die betreuende Person ursprünglich in wenigen Minuten von Dietikon nach Zufikon, wechselte der Standort schon bald nach Dübendorf. «Das ging noch», weiss die Gemeinderätin. Als die ORS von einer anderen Firma aufgekauft wurde, verlegten die Verantwortlichen den Hauptsitz nach Pratteln. «Die Anfahrtswege wurden dadurch sehr lang. Und aus diesem Grund gab es von der ORS für Zufikon immer wieder neue Betreuungspersonen. Im Schnitt kam das alle sechs Monate vor», so Brunold. Uwe Krzesinski gibt zu bedenken, dass selbst die Flüchtlinge zum Teil nicht mehr wussten, wer von der ORS jetzt für sie zuständig ist. «Deshalb besuchten sie für ihre Anliegen die Gemeindeverwaltung, weil diese zu ihrer Konstante wurde.» Natascha Brunold betont: «Es macht für uns keinen Sinn, eine externe Firma für etwas zu bezahlen, um was wir uns am Ende doch selbst kümmern müssen.»
Konstante Betreuung ermöglichen
Aus diesem Grund stellt jetzt Zufikon auf Anfang November selbst zwei Fachpersonen an. Eine kümmert sich mit einem 60-Prozent-Pensum um die Administration und übernimmt auch die Stellvertretung für den Leiter der Abteilung «Soziale Dienste». «Das fehlte uns bisher», begrüsst Natascha Brunold die neue Lösung. Die zweite Person kümmert sich innerhalb eines 30-Prozent-Pensums um die Flüchtlinge. «Es sind beides Fachleute», versichert der Gemeindeschreiber. «Das 30-Prozent-Pensum ergänzt sich beim künftigen Betreuer zudem ideal mit seiner anderen Arbeitsstelle.» Die Übergangszeit von zwei Monaten solle zu einem guten Start im Januar führen. Natascha Brunold formuliert für den Alleingang verschiedene Ziele: «Wir möchten damit näher bei unseren Klienten sein und eine Konstanz bei der Betreuungsperson ermöglichen. Diese soll die Flüchtlinge nicht mehr wie bisher nur am Montag besuchen, sondern mehrmals pro Woche. Und sie soll den Leuten mit Status S Wege zeigen, wie sie auf dem Schweizer Arbeitsmarkt Fuss fassen können.»
Krzesinski betont, dass sie im Einstellungsprozess die für Zufikon best geeigneten Personen ausgesucht haben. Natascha Brunold erklärt: «Wir hatten als Optionen auch geprüft, ob wir für die Betreuung unserer Flüchtlinge einen anderen externen Anbieter engagieren könnten, haben jetzt aber mit den eigenen neuen Angestellten die für uns ideale Lösung gefunden.» Wobei die Kosten etwa gleich bleiben dürften. «Dies aber mit einer besseren Qualität», ist die Gemeinderätin überzeugt. «Ich freue mich auf den Start. Die Büromöbel sind geliefert, der Zeitplan wird bisher eingehalten. Ich bin zuversichtlich, dass es gut wird.»


