Berikon hat die Auswahl
19.09.2025 Mutschellen, Wahlen, BerikonSechs Kandidierende wollen den Sprung in den Gemeinderat schaffen
Vier Bisherige und zwei Neue wollen in den Beriker Gemeinderat. Alle Kandidierenden nennen die Finanzen als grosse Herausforderung. Aber es gibt noch anderes, das sie als Exekutivmitglied anpacken ...
Sechs Kandidierende wollen den Sprung in den Gemeinderat schaffen
Vier Bisherige und zwei Neue wollen in den Beriker Gemeinderat. Alle Kandidierenden nennen die Finanzen als grosse Herausforderung. Aber es gibt noch anderes, das sie als Exekutivmitglied anpacken möchten.
Sabrina Salm
Was würden die Kandidierenden machen, wenn die Gemeinde unverhofft zu 10 Millionen Franken käme? Zu diesem Gedankenspiel wurden die Bisherigen Petra Oggenfuss-Feldgrill (GLP), Patrick Stangl (Die Mitte), Stefan Bieri (FDP) und Roland Koller (parteilos) sowie die Herausforderer Anthony Paine (SP) und Yves Blülle (SVP) eingeladen. Für alle stand schnell klar, der Schuldenabbau würde im Zentrum stehen.
Unverhoffter Geldsegen
Zumindest mit einem Teil der Summe, würde das für einige geschehen. Einen grösseren Teil des Geldes würde Anthony Paine aber auch in die Entwicklung des Gemeindelands im Riedacher investieren, um durch Bebauung im Baurecht stabile Einnahmen für die Zukunft zu sichern. «Zudem würde ich die nachhaltige Mobilität fördern, etwa durch den Ausbau des Radwegnetzes oder die Möglichkeit, in Berikon das Busnetz kostenlos zu nutzen», meint der 45-Jährige. Patrick Stangl würde in das investieren, was Berikon stark mache: Bildung, Familienfreundlichkeit, Nachhaltigkeit und Lebensqualität. «Damit schaffen wir nicht nur bessere
Schulen und Betreuungsangebote, sondern gestalten eine zukunftssichere Energieversorgung, moderne Kulturund Begegnungsorte und eine digitale, bürgernahe Verwaltung. Wir investieren in Menschen, Natur und Zukunft, das Herz von Berikon.» Mit zehn Millionen extra für die Gemeinde würde Roland Koller in diverse Infrastruktur-Objekte investieren. Als Beispiele nennt er das Bauen von weiteren Trafostationen, den Ausbau und Unterhalt der Elektrizität, Wasser und Abwasser. «Auch diverse Liegenschaften der Gemeinde haben Sanierungsbedarf. Diese könnte man dann gut angehen.» Dies sieht auch Petra Oggenfuss so und würde einen Teil für kostenreduzierende Investitionen wie energetische Sanierungen bei den Gemeindeliegenschaften hineinstecken. Sie sinniert aber noch weiter: «Interessant fände ich einen Test mit einem selbst fahrenden Ortsbus, der es ermöglicht, innerhalb der Mutschellen-Gemeinden ohne eigenes Auto mobil zu sein.»
Oggenfuss: «Einstehen für ein lebenswertes Berikon»
Es ist Petra Oggenfuss-Feldgrill ein wichtiges Anliegen, dass die Herausforderungen des prognostizierten Bevölkerungswachstums für Berikon mit Weitsicht angegangen werden. «Generell stehe ich ein für ein lebenswertes und lebendiges Berikon – und Mutschellen. Ich finde es wichtig, dass wir mit den anderen Mutschellen-Gemeinden eine gute und konstruktive Zusammenarbeit pflegen.» Mit einer Verstärkung der Kommunikation möchte die Projektleiterin bei Swiss Life AG mehr Nähe und Interesse an den politischen Prozessen schaffen, «denn nur gemeinsam können wir Berikon weiterbringen». Seit vier Jahren macht sie sich als Gemeinderätin für die Gemeinde stark. Seit eineinhalb Jahren als Frau Vizeammann. Ihre Motivation und Qualifikationen für das Amt als Gemeinderätin und nun Frau Gemeindeammann seien: «Die Arbeit bereitet mir viel Freude. Die Berikerinnen und Beriker können sich darauf verlassen, dass ich mich weiterhin mit viel Engagement und Weitsicht für ihre Belange einsetzen werde.»
Stangl: «Gemeinsame Wege zu finden, ist mir wichtig»
Der 48-jährige Patrick Stangl war, bevor er im 2022 Gemeinderat das Ressort Schule/Bildung übernahm, als Schulpfleger und Schulpflegepräsident an der KSM tätig. «Ich kenne meine Dossiers im Detail und habe auch gezeigt, dass ich in einer Krisensituation Verantwortung und Führung übernehme», sagt er dazu, weshalb die Bevölkerung ihn erneut wählen soll. «Mir ist ein grosses Bedürfnis, Menschen einzubeziehen und gemeinsam Wege zu finden.» Stangl ist bei der Stadtpolizei Zürich und Stellvertretender Leiter der Fachgruppe Schulinstruktion tätig. Als Gemeinderat und zukünftiger Vizeammann würde er sich für ein Berikon einsetzen, das den Bedürfnissen aller Menschen in der Gemeinde gerecht wird. «Besonderes Augenmerk gilt dabei den Kindern und Jugendlichen.» Zudem ist ihm ein Anliegen, die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden und der Region zu stärken – mit dem Ziel, Wissen gemeinsam zu nutzen und Ressourcen effizient einzusetzen.
Koller: «Andere Sichtweise einbringen»
Seit Juni letzten Jahres ist Roland Koller im Amt. Der 47-jährige Familienvater ist ein waschechter Beriker. «Hier ist meine Heimat», sagt er. Die Berikerinnen und Beriker sollen ihn wählen, da er sich für bodenständige, nachhaltige Lösungen einsetzt. «Ich möchte das angehen, was es wirklich braucht.» Und so könne man bei vielen Projekten sparen. Das habe er bereits für manches bewiesen, wie etwa beim Hochwasserschutz an der Marrengasse. «Durch meine selbstständige Tätigkeit als Zimmermann und Bio-Landwirt bringe ich oft eine andere Sichtweise ein.» Herausforderungen gebe es einige. Er bleibt pragmatisch und weiss: «Alles hängt mit den Finanzen zusammen.» Den Dorfcharakter zu wahren und moderat zu wachsen, sei etwas, worauf in Zukunft besonders geachtet werden müsse.
Bieri: «Erfahrungen bilden ein gutes Fundament»
Seit März 2023 ist Stefan Bieri im Gemeinderat tätig. Der 44-jährige Leiter Investment Controlling sagt, dass er seit seinem Amtseintritt sehr viel dazulernen durfte und Erfahrungen sammeln. «Diese möchte ich in die nächste Legislaturperiode mit einbringen.» Er ist überzeugt, dass sein Master in Betriebsökonomie und seine langjährigen Erfahrungen in der Finanzbranche ein gutes Fundament für das Amt als Gemeinderat sind. Einsetzen möchte er sich für eine transparente Kommunikation mit der Bevölkerung, um das verlorene Vertrauen in den Gemeinderat zurückzugewinnen. Besonders am Herzen liegt Stefan Bieri das Elektrizitätswerk. «Das möchte ich fit für die Zukunft machen», so der Familienvater. Und erklärt: «Einerseits nehmen die Anforderungen seitens der Regulierung laufend zu, andererseits sind Investitionen in den Ausbau unseres Stromnetzes unumgänglich, um eine jederzeit einwandfreie Stromversorgung sämtlicher Haushalte gewährleisten zu können.»
Blülle: «Habe meinen Sparwillen bereits demonstriert»
«Ich befasse mich mit den Themen und äussere dazu klar meine Meinung. Zudem bringe ich auch gleich Ideen für die Lösung ein», sagt der 26-jährige Yves Blülle. Dies qualifiziere ihn zum Gemeinderat. Mit dem Referendum gegen eine geplante Stellenpensenerhöhung in der Gemeindeverwaltung habe er bereits Sparwillen demonstriert. «Mir liegt Berikon sehr am Herzen, was sich auch in meinem Engagement widerspiegelt.» Am Herzen liegt ihm, abgesehen von den Finanzen, die Stabilisierung der Kreisschule Mutschellen. «Ein grosses Thema, was aber alle Verbandsgemeinden angeht», so der Mitinhaber einer Weinhandelsfirma. Weiter möchte der Präsident der Ortspartei SVP das Vertrauen der Bevölkerung mittels Miteinbezug und klarer, offener Kommunikation zurückgewinnen.
Paine: «Habe gelernt, Verantwortung zu übernehmen»
Mit seinen «Brückenbauer-Qualitäten» können in der neuen Legislatur zwischen Gemeinderat und Bevölkerung der Austausch und das Vertrauen wieder gestärkt werden, sagt Kandidat Anthony Paine. Dem Präsident der SP-Sektion Mutschellen-Kelleramt sei wichtig, dass der soziale Zusammenhalt und die Lebensqualität in Berikon gestärkt werden. Als dringliches Problem sieht er die Verkehrsbelastung. «Ich will den Verkehr klug steuern, Fuss- und Veloverkehr stärken und zusammen mit Nachbargemeinden und dem Kanton tragfähige Lösungen entwickeln.» Paine setze sich für Solidarität, Nachhaltigkeit und eine Gemeindeentwicklung ein, die alle einbezieht. «Als Flugverkehrsleiter und Ausbildner habe ich gelernt, Verantwortung zu übernehmen, klare Entscheide zu treffen und auch in stressigen Situationen Lösungen im Dialog zu entwickeln», sieht er seine Stärke.
Blick in die Zukunft
Die Lage, das Dorfleben, die Kombination aus ländlichem Dorfcharakter und einem vielfältigen, beinahe städtischen Angebot empfinden die Kandidierenden unter dem Strich alle als das Besondere an Berikon. Und wie könnte es hier in zehn Jahren aussehen? Paine: «Berikon ist immer noch eine Gemeinde mit hoher Lebensqualität. Verkehr, Siedlungsentwicklung und Mobilität sind klug gesteuert und nachhaltig organisiert, während die Menschen solidarisch und verantwortungsbewusst handeln.» Auch in zehn Jahren habe es in der Gemeinde weiterhin aktive Vereine und Parteien, sinniert Yves Blülle. «Das Ausgabenproblem wurde längst behoben und die Steuern konnten für alle gesenkt werden», prognostiziert er weiter. «In Berikon herrscht immer noch Dorfcharakter und es ist nicht kontinuierlich gewachsen.» Petra Oggenfuss hofft, dass es sich in Berikon ihn zehn Jahren gleich gut leben lässt wie heute. «Wir sind weiterhin eine lebendige Gemeinde mit vielfältigen Angeboten für Jung und Alt – eben eine Gemeinde, in der man gerne lebt und sich gerne engagiert.» Berikon 2035 sei ein familienfreundliches, nachhaltiges und digital vernetztes Dorf, das Tradition und Zukunft verbindet, glaubt Patrick Stangl. «Ein Ort, an dem man sich zu Hause fühlt und gerne lebt.» Dass die Gemeinde sich in zehn Jahren kaum verändert, meint Koller. «Da wir eine fast reine Wohngemeinde sind, die nur wenige Arbeitsplätze bietet, hoffe ich, dass wir das Freizeitangebot, wie beispielsweise Spielplätze, erhalten können.» Stefan Bieri hat die Hoffnung, dass sich Berikon dann immer noch vielfältig geprägt, aktiv und attraktiv für alle Generationen und Einwohner zeigt.