Bergab auf dem Weg nach oben
12.07.2024 Sport, RadsportDer Joner Mike Huter hat grosse Ziele im Mountainbike-Downhill
Der Joner Mountainbiker Mike Huter fährt eine starke Saison. Neben der Titelverteidigung an den Schweizer Meisterschaften erreichte er seinen ersten Podestplatz im Weltcup. Anfang August will er an der EM ...
Der Joner Mike Huter hat grosse Ziele im Mountainbike-Downhill
Der Joner Mountainbiker Mike Huter fährt eine starke Saison. Neben der Titelverteidigung an den Schweizer Meisterschaften erreichte er seinen ersten Podestplatz im Weltcup. Anfang August will er an der EM aufs Podest – und eines Tages von seinem Sport leben.
Josip Lasic
Eine Rennstrecke im Wald, gespickt mit natürlichen Hindernissen, auf der Radsportler mit Geschwindigkeiten von über 70 km/h bergab rasen. Das ist Mountainbike-Downhill, die Leidenschaft des Joners Mike Huter. «Das Gefühl während der Fahrt, der Adrenalinkick, der Druck, in einem Rennen abliefern zu müssen – all das gefällt mir sehr.»
Der 18-Jährige verteidigte kürzlich seinen Schweizer-Meister-Titel in der Kategorie U19. Es war sein dritter nationaler Titel in Folge, nachdem er bereits 2022 in der Kategorie U17 erfolgreich war. Zudem gewann er dreimal die «iXS International Rookies Championships», die inoffizielle Weltmeisterschaft der Nachwuchsklassen, und wurde Vize-Europameister in der Kategorie U17. Vor einem Monat erreichte er beim Weltcup in Österreich den 3. Rang und stand damit erstmals auf dem Podest. «Bis Ende Jahr will ich noch konstanter werden und weiterhin im Weltcup vorne mitfahren. Nächstes Jahr wechsle ich zur Elite und will mich dort etablieren.» Dafür investiert der junge Mann sehr viel Zeit und Mühe. Neben seiner Ausbildung zum kaufmännischen Angestellten an der United School of Sports in Zürich (die vom Wohler Tobias Rohner geleitet wird), trainiert er rund 13 Stunden pro Woche. Das umfasst Kraft-, Ausdauerund Intervalltrainings sowie Trainings auf dem Downhill-Bike am Wochenende.«Mein Ziel ist es, eines Tages vom Sport leben zu können. Darauf habe ich mein ganzes Leben ausgerichtet.»
Unterstützt wird Huter von seinem Coach, der auch die ehemalige Downhill-Weltmeisterin Camille Balanche trainiert, von seinem Team «Gamux Factory Racing» und von seinen Eltern Patrick und Irene. «Das Team deckt einen grossen Teil der Kosten, denn der Sport ist ziemlich teuer. Meine Eltern fahren mich oft zum Training und zu den Rennen, wofür ich sehr dankbar bin. Ich hoffe, bald die Autoprüfung zu bestehen und dadurch selbstständiger zu werden.»
Schon mehrere Brüche
Vor dem Radsport hat Mike Huter auch Fussball, Tennis und sogar Ski-Aerials ausprobiert. Doch nichts hat ihn so gepackt wie das Biken. Früh begann er mit BMX-Racing und folgte bald seinen beiden älteren Brüdern ins Cross- Country-Mountainbiking. «Damals war ich ungefähr sechs Jahre alt. Downhill hat mich mit der Zeit aber stärker interessiert als Cross-Country. Und als wir gesehen haben, dass es auch in dieser Disziplin Rennen gibt, habe ich begonnen, diese zu bestreiten. Seit ich zehn Jahre alt bin, gibt es nichts anderes.»
Dabei lief es nicht immer reibungslos. Der Joner hat sich bei seinem Sport schon das Schlüsselbein, die Schulterkugel und das Handgelenk gebrochen. «Im Schnitt verletzt sich ein Downhill-Fahrer in seiner Karriere wahrscheinlich öfter als zum Beispiel ein Radquer- oder Strassenfahrer. Trotzdem ist der Sport nicht so gefährlich, wie viele denken.» Mental blockiert war Huter nach Verletzungen nie. «Das passiert meistens, wenn jemand schwere Kopfverletzungen hat, was bei mir zum Glück nie der Fall war.» Huter betont, dass er immer mit maximalem Schutz fährt: Fullface-Helm, Brust- und Rückenpanzern, Ellbogen- und Knieschonern sowie Handschuhen.
Trotz allem Zeit für Kollegen
Huters grösstes Ziel ist es, eines Tages Elite-Weltmeister zu werden. Dass dies mit vielen Entbehrungen verbunden ist, ist ihm bewusst. «Ich hätte keine Zeit für ein anderes Hobby, aber meine Kollegen zu sehen und mit ihnen etwas zu unternehmen, ist machbar.» Und der Sport ermöglicht ihm besondere Erlebnisse. Die Weltcuprennen zum Abschluss der vergangenen Saison fanden in den USA und Kanada statt. «Da sind wir hingeflogen und nach den Rennen in den USA mit dem Auto nach Kanada gefahren. Dabei konnten wir zum Beispiel die Niagara-Fälle besichtigen.»
Aktuell steht im Radsport eine Olympia-Pause an. Da Downhill keine olympische Disziplin ist, stehen für Huter keine Rennen auf dem Programm. Sein nächstes Ziel sind die Europameisterschaften vom 9. bis 11. August in Champéry im Kanton Wallis. «Ich will unter die besten drei.» An Ehrgeiz, Potenzial und Fähigkeiten mangelt es ihm nicht. Man darf gespannt sein, wie weit dieses Talent noch kommt.