Bedenken trotz Überschuss
07.03.2025 Rudolfstetten, MutschellenRechnungsabschluss weist einen Gewinn von 4,05 Millionen Franken aus
Einen erfreulichen Ertragsüberschuss erzielte die Gemeinde Rudolfstetten-Friedlisberg für das Jahr 2024. Dieser wurde vor allem durch die 10 Millionen Franken für den Verkauf der Isleren ...
Rechnungsabschluss weist einen Gewinn von 4,05 Millionen Franken aus
Einen erfreulichen Ertragsüberschuss erzielte die Gemeinde Rudolfstetten-Friedlisberg für das Jahr 2024. Dieser wurde vor allem durch die 10 Millionen Franken für den Verkauf der Isleren geprägt. Ohne diesen hätte es ein Defizit gegeben, das allerdings kleiner als budgetiert gewesen wäre. Das senkt die Euphorie deutlich.
Roger Wetli
«Unter Ausklammerung des Buchgewinns aus dem Verkauf der Isleren haben wir ein Defizit. Es ist wichtig, dass wir uns von diesem Buchgewinn nicht blenden lassen», unterstreicht Gemeindepräsident Reto Bissig. Entsprechend gross sind seine Sorgenfalten: «Auch in den Folgejahren wird sich an der prekären finanziellen Situation unserer Gemeinde nichts ändern. Damit verbunden sind eine steigende Verschuldung und notwendige Steuerfusserhöhungen.»
Weniger Defizit dank einmaligen Effekten
Die präsentierten Zahlen wirken trotzdem erfreulich. Rund 4,05 Millionen Franken beträgt der Ertragsüberschuss von 2024. Der Buchgewinn beträgt gar rund 4,873 Millionen Franken. Für den Verkauf der Isleren erhielt die Gemeinde im Herbst eine erste Tranche von 10 Millionen Franken. Zieht man den Buchgewinn ab, resultiert ein Aufwandüberschuss von rund 823 000 Franken. Dieser ist um rund 700 000 Franken tiefer als budgetiert, also weniger negativ als ursprünglich vorgesehen. «Dass das Defizit geringer ausgefallen ist, kann positiv bewertet werden», erklärt Reto Bissig. «Die Tatsache aber, dass ein Defizit resultiert, ist unerfreulich. Unerfreulich ist insbesondere, dass das Defizit aufgrund einmalig und ausserordentlicher Positionen geringer ausgefallen ist. Dazu zählen beispielsweise Rückerstattungen im Bereich der materiellen Hilfe.»
Gleichzeitig stiegen die Pflegekosten und diejenigen der Kreisschule Mutschellen, der Berufsschulen und des Sportzentrums Burkertsmatt.
Austritte aus Gemeindeverbänden als einzige Lösung
«Unser finanzieller Spielraum ist stark begrenzt», betont der Gemeindepräsident. «Gerade in den Bereichen der Pflegefinanzierung sowie im Sozialund Asylbereich können die Gemeinden aufgrund gesetzlicher Vorgaben keinen direkten Einfluss auf die Kosten nehmen.» Im Bereich der Gemeindeverwaltung inklusive Werkhof sehe der Gemeinderat keine weiteren Sparpotenziale. Höheres Sparpotenzial lägen dagegen in Bereichen, die wehtun würden. Reto Bissig nennt Beispiele: «Durch einen Austritt aus dem Verband Sportzentrum Burkertsmatt könnte unsere Gemeinde jährlich rund 250 000 Franken sparen.» Weitere Minderausgaben von rund 300 000 Franken wären bei einer Nichtbeteiligung an der Musikschule Mutschellen sowie durch einen Austritt aus der Kommission Jugend und Freizeit (JAM) möglich. «Politisch dürften solche Ansinnen kaum umsetzbar sein», gibt der Gemeindepräsident zu bedenken.
Investitionsstau durch Vorgänger im Gemeinderat
Den jetzt erzielten Ertragsüberschuss von 4,05 Millionen Franken wird die Gemeinde einerseits dazu verwenden, notwendige Investitionen zu tätigen, wie beispielsweise die Überbauung des Gemeindehausareals. «Zudem hat Rudolfstetten-Friedlisberg nach wie vor einen Investitionsstau im Bereich der Wasserversorgung», weiss Reto Bissig. Er kritisiert: «Die Vorgängergeneration der örtlichen Exekutive hat hier gespart, indem auf notwendige Sanierungen verzichtet wurden. Nun liegt es an uns, das Verpasste nachzuholen.»
Der Ertragsüberschuss diene aber auch der Finanzierung der budgetierten und sich abzeichnenden Defizite der Folgejahre. Denn auch hier zeichnet der Gemeindepräsident ein düsteres Bild: «Die Struktur der Steuerzahlenden wird sich in den nächsten Jahren kaum verändern. Damit gibt es auch nicht mehr Einnahmen für unsere Gemeinde.» Trotzdem äussert er Hoffnung: «Massgebend für eine positive Steuerentwicklung ist das Vorhandensein von attraktivem Wohnraum. Und diesen strebt der Gemeinderat mit der Überbauung Isleren ja auch an.»