Sabrina Salm, Redaktorin.

Standbetreiber in Einkaufspassagen. Es geht um Kosmetikprodukte. Die Personen wollen dir irgendwas andrehen, das deiner Haut Glanz und Fülle verleiht und die Falten mindert. «Sie sind so schön, tragen Sie Sorge zu Ihrer Haut», wird gesäuselt. «Wir haben das absolut beste Produkt. Einfache Anwendung, schnelle Wirkung. Probieren Sie es doch aus.» Ich werde schnell zu einem Opfer. Lächelt mich jemand freundlich an und fragt anständig, ob ich kurz Zeit habe, kann ich die Person kaum abwimmeln. Bin ich in einem schwachen Moment, lasse ich mich einlullen und denke mir: «Komm schon, was sind schon zehn Minuten.» Noch während der Anwendung bin ich nach wie vor der Meinung, «Kaufen tu ich nichts!» Dann sehe ich vielleicht den Effekt, die leichte Faltenminderung, ein Pickelchen, das verschwindet, und ich komme in Versuchung zu denken: «Das wäre doch was für mich.» Denn sind wir mal ehrlich, wollen wir nicht alle etwas frischer aussehen? Anders als noch vor zwölf Jahren, als mich eine Kosmetikerin in den Ferien als Teenager abstempelte und mir gleichzeitig eine Antifaltencreme verkaufen wollte, bin ich nun mit Ende 30 doch ab und zu in der Gemütslage, in der mich meine Fältchen stören. Ja und genau in einem solchen Moment laufe ich öfter, als mir lieb ist, in die Arme solcher Kosmetikstand-Verkäufer, die mir das Blaue vom Himmel versprechen.

Zum Glück habe ich aber noch eine weitere Schwäche. Ich brauche sehr lange, bis ich mich entscheiden kann. Da hat die Verkaufstaktik «Nur jetzt und hier zu einem unschlagbaren Preis» keine Chance bei mir. Ich komme wieder auf den Boden der Tatsache zurück. Nun habe ich die perfekte Begründung, wie ich meinen Kopf geschickt aus der Verkaufsschlinge ziehen kann. «Das hört sich alles sehr gut an, doch ich mache keine Schnellschüsse. Ich verzichte lieber auf den super Deal. Falls ich das Produkt doch unbedingt haben möchte, bezahle ich den richtigen Preis.» Ich habe die Oberhand wieder zurückgewonnen und zottle, mit einer gratis Beauty-Behandlung, vielen erhaltenen Komplimenten (auch wenn sie nur fake waren) und ohne unfreundlich geworden zu sein davon. In diesem Fall wird meine Schwäche, Entscheidungen zu treffen, zu einer Stärke.