Aus dem Nähkästchen geplaudert
16.12.2025 WohlenUnterhaltsamer «Kanti-Talk» mit Pascal Gregor und Brigitta Luisa Merki
Analog der bekannten Talkshow «Persönlich» auf Radio SRF 1 lädt Annelis Schröter-Meier auf der Bühne der Kanti-Aula zwei Persönlichkeiten zum Gespräch. ...
Unterhaltsamer «Kanti-Talk» mit Pascal Gregor und Brigitta Luisa Merki
Analog der bekannten Talkshow «Persönlich» auf Radio SRF 1 lädt Annelis Schröter-Meier auf der Bühne der Kanti-Aula zwei Persönlichkeiten zum Gespräch. Dabei zeigt sich, dass Pascal Gregor und Brigitta Luisa Merki mehr gemeinsam haben, als man auf den ersten Blick meint.
Chregi Hansen
Pascal Gregor braucht man in Wohlen nicht gross vorzustellen. Der frühere Leiter der Integra lebt mit seiner Familie seit vielen Jahren im Ort. Ist hier bestens vernetzt. Und doch ist an diesem Tag einiges zu erfahren, das nicht alle schon wussten.
So erzählt Gregor, dass er zwei Jahre lang als Reiseleiter vor Ort im Ausland tätig war. «So konnte ich Teil eines Landes werden, ohne es touristisch zu bereisen», schwärmt er. Noch heute hat er Kontakte in diese Länder. Aber auch die Jahre als Lehrer in Kallern bleiben für ihn unvergessen. «Ich war der Dorflehrer dort und habe gelernt, mich voll und ganz einzulassen auf das Dorfleben», schaut er auf diese Zeit zurück. Die Stelle hat auch seinen weiteren Weg vorgespurt. Denn in der Klasse gab es ein schwerhöriges Kind. «Unser Ziel war, dass es trotzdem in Kallern unterrichtet wird. Das hat mich dazu bewogen, die Ausbildung zum Heilpä- dagogen zu machen. Und mein Interesse an Menschen geweckt, die nicht unbedingt der Norm entsprechen», erzählt Gregor im Gespräch auf der Bühne.
In Basel nie richtig angekommen
Dieses Interesse konnte er dann später als Gesamtleiter der Integra in Wohlen ausleben. Dort war er bekannt als nahbarer Chef, der am Montag alle persönlich begrüsst hat. «Mit dem Wachstum der Institution wurde das immer schwieriger», erzählt er schmunzelnd. Er habe extrem viel gearbeitet, dank des kurzen Arbeitswegs konnte er aber über Mittag immer zu Hause sein. Das ging nicht mehr, als er später die Leitung der Stiftung Diakonat Bethesda in Basel übernahm mit ihren über 1000 Mitarbeitenden. «Ich bin da nie richtig angekommen. Mir fehlte die Nähe zu den Menschen», sagt er heute. So kündigte er wieder und gründete eine eigene Firma. «Das war natürlich ein Risiko. Aber meine Kinder waren schon gross, darum konnte ich es wagen. 20 Jahre früher wäre ein solcher Schritt wohl schwierig gewesen.»
Immer selbstständig war der zweite Gast der Talkrunde. Brigitta Luisa Merki hat ihr Leben ganz dem Tanzen gewidmet und über viele Jahr eine eigene Kompagnie geleitet. Ihre grosse Leidenschaft war der Flamenco. «Ich wollte schon als Kind Tänzerin werden, habe eigene Kleider genäht und bin zu Schallplattenmusik vor meinen Verwandten aufgetreten», erzählt sie. Sie habe zwar später eine Ausbildung zur Lehrerin gemacht und auch einige Zeit unterrichtet, ihr Ziel hat sie aber nie aus den Augen verloren. In Madrid und Sevilla hat sie sich dann zur Tänzerin ausbilden lassen. Aber in Spanien eine Anstellung zu finden, war praktisch unmöglich. «Niemand hat auf jemanden wie mich gewartet», sagt sie.
Oft in der Kanti aufgetreten
Darum hat sie ihre eigene Gruppe gegründet, die «Flamencos en route». Mit ihr ist sie auch oft in der Kanti aufgetreten. Doch reich wird man mit dieser Tätigkeit nicht. Das Organisieren von Geld blieb eine Daueraufgabe für die Aargauerin. «Unsere Aufführungen waren ein Erfolg. Dafür haben wir gelebt. Aber nur mit den Eintritten lässt sich eine solche Kompagnie nicht führen», berichtet sie. Gleichzeitig hat sie nichts einfach wegen des Geldes getan, eine grosse Tour durch Deutschland sagte sie ab, «weil ich nicht Carmen inszenieren wollte», wie sie erzählt. Der Erfolgsdruck, er war alle die Jahre über hoch. «Aber ich hatte das grosse Glück, dass ich nie eine Produktion so richtig in den Sand gesetzt habe.»
Beide haben grosse Leidenschaft für das, was sie tun
Brigitta Luisa Merki wurde einst von einer Kritikerin als «forschende Grenzüberschreiterin» bezeichnet. Das gefällt der 71-Jährigen, hat sie doch immer auch die Zusammenarbeit mit anderen gesucht, seien es Autorinnen oder bildende Künstlerinnen. «Ich wollte nicht einfach in der Tanz-Bubble festsitzen», sagt sie. Später spannte sie den Bogen zum erlernten Beruf als Lehrerin. Im Rahmen des Festivals «Tanz & Kunst Königsfelden» initiierte sie ein Projekt für Schulklassen. Die Kids bekamen während eines halben Jahres regelmässig Tanzunterricht und konnten das Gelernte am Schluss aufführen. Dass daraus zum Teil noch heute bestehende Tanzgruppen entstanden sind, freut sie sehr.
Im Laufe des von Annelis Schröter-Meier geführten Gesprächs kamen etliche Gemeinsamkeiten zum Vorschein. So etwa die Liebe zu Spanien, bei Merki entfacht durch den Flamenco, bei Gregor durch den Jakobsweg. Beide haben erst eine Ausbildung zum Lehrer gemacht, um dann beruflich in ganz andere Bereiche vorzudringen. Und bei beiden Gästen ist die Leidenschaft zu spüren für das, was sie tun. Und die Liebe zu den Menschen. Und für beide geht es in ihrer Tätigkeit nicht nur um Geld. «Zahlen sind nur Äusserlichkeiten», sagt etwa Gregor. «Es geht mir darum, mich einbringen zu können und für andere einen Mehrwert zu schaffen.» Natürlich sei es schön, wie in der Integra einen Neubau einzuweihen, doch wichtiger waren ihm die Menschen in dem Gebäude. Und auch für Merki war es vor allem der Applaus der Menschen, der sie für ihre Mühen belohnte. «Ich bin eben ein Bühnenmensch, das war meine Welt», erzählt sie mit einem Lächeln im Gesicht. Noch heute wagt sie sich regelmässig an neue Projekte, aktuell etwa mit «Dancing Nomad Stories», eine Kollaboration mit einem Modeatelier. Nachdem der Kanton die Beiträge für «Flamenco en route» gestrichen hat, füllt sie das Tanzatelier im Oederlin-Areal anders.
Kirche kann etwas bewirken
Auch Pascal Gregor, mittlerweile 63-jährig, denkt noch lange nicht über seine Pensionierung nach. Mit dem Präsidium des Aargauer Kirchenrates hat er erst gerade eine neue Aufgabe übernommen. Ja, die katholische Kirche habe es nicht einfach, ist ihm bewusst, «aber mit 180 000 Mitgliedern sind wir nach wie vor die mit Abstand grösste Gemeinschaft im Kanton. Da kann auch der TCS nicht mithalten», sagt er schmunzelnd. Die Kirche habe immer noch eine Bedeutung und könne etwas bewirken. Und seit Kurzem hat er eine neue Leidenschaft, das Gleitschirmfliegen. Da könne er eine grosse Freiheit spüren und behalte stets den Überblick, schwärmt er. «Und ich habe ganz neue Gegenden der Schweiz kennengelernt», fügt er an.

