Asylraum-Projekt für die Schublade
24.06.2025 KelleramtDer Gemeinderat Islisberg hat doch noch eine Alternative zu einem Bau gefunden
Der Grossaufmarsch an der «Gmeind» in Islisberg verrät die Brisanz der Themen. Über den umstrittenen Variantenentscheid zum Asylraum musste allerdings gar nicht abgestimmt ...
Der Gemeinderat Islisberg hat doch noch eine Alternative zu einem Bau gefunden
Der Grossaufmarsch an der «Gmeind» in Islisberg verrät die Brisanz der Themen. Über den umstrittenen Variantenentscheid zum Asylraum musste allerdings gar nicht abgestimmt werden.
Thomas Stöckli
Bereits bei der Vorstellung der Traktandenliste brandet an der Einwohnergemeindeversammlung in Islisberg erstmals Applaus auf. Das Traktandum elf werde gestrichen, hat Gemeindeammann Patrick Stutz gerade angekündigt. Besagtes Geschäft hätte einen Variantenentscheid beinhaltet für die Erstellung von Wohnraum für Asylsuchende, entweder auf dem gemeindeeigenen Areal in der Zone für öffentliche Bauten neben dem Schulhaus oder auf dem Gemeindeparkplatz. «Wir haben nun doch noch eine Wohnung gefunden, um Asylsuchende unterbringen zu können», teilte Stutz sichtlich erfreut mit.
Lösung im letzten Moment
Auf Nachfrage verrät der Gemeindeammann nach der Versammlung, dass sich die Mietoption erst in den letzten 14 Tagen ergeben habe, der Vertrag gar erst am Tag der Versammlung unterschrieben wurde. Mit besagter Vierzimmerwohnung könne die Gemeinde ihr Aufnahme-Soll erfüllen. Und nicht nur das: «Im Moment hätten wir sogar zu viel», so Stutz.
Mindestens 416 000 Franken spart die Gemeinde mit dieser Lösung. So viel hätte die günstigste der drei angedachten Varianten gekostet, die Erstellung von Wohncontainern für acht Personen auf dem Gemeindeparkplatz, mit welcher der Gemeinderat an der Gemeindeversammlung zuletzt abgeblitzt war. «Das Projekt wandert damit in die Schublade», so Stutz, «und bleibt dort hoffentlich.»
Anregungen zur Begegnungszone
Die meisten der 113 anwesenden Stimmberechtigten dürften wohl wegen Traktandum 11 gekommen sein. Entsprechend speditiv geht es nun durch die Versammlung. Nur der andere Kreditantrag, einer über 70 000 Franken für die Planung einer Begegnungszone mit Mehrzweckgebäude und Spielplatz, sorgt noch für Diskussionen. Gemeinderat Michael Moosmann rekapituliert die Vorgeschichte, vom Antrag an der Winter-«Gmeind» 2019 über Schulraumplanung, Landkauf und Machbarkeitsstudie. Kernstück ist ein einstöckiger Bau mit einem Saal für 80 Personen in Bankettstuhlung, grosser Küche, sanitären Anlagen und im Aussenbereich fixe Sitzmöglichkeiten sowie einem Naturspielplatz, der sich über die Jahre entwickeln darf. Die Lokalität soll von Privaten und Vereinen, von der Gemeinde und für die Tagesstrukturen genutzt werden können. Eine Grobschätzung rechnet mit Kosten um 900 000 bis eine Million Franken.
Der Planungskredit an sich ist kaum umstritten. In der Diskussion geht es mehr um Inputs für die Planung. «Unbedingt unterkellern!», forderte ein Votant. Ein anderer sprach sich aus, sicherzustellen, dass eine künftige Aufstockung möglich ist. Ein dritter Votant kritisierte den Mangel an Parkplätzen. Weitere Stimmen regten an, an einen behindertengerechten Zugang und die Bedürfnisse der Jugend zu denken.
ÖV und Windturbinen bereiten Sorgen
Unter Verschiedenes ist schliesslich Engagement gefragt. Es geht um die Vakanzen im Gemeinderat – Shanti Wendel wird für die nächste Legislatur nicht mehr kandidieren – und in der Finanzkommission, aber auch um Mithilfe am Mittagstisch, der derzeit neu organisiert wird, wie Gemeinderätin Kim Heimgartner verrät: Das Essen werde geliefert, die Mithilfe beschränke sich aufs Tischen und Schöpfen, Betreuen und Aufräumen.
Ein Anliegen aus der Versammlung ist die ÖV-Abdeckung, insbesondere abends und am Wochenende. Die Problematik sei dem Gemeinderat bewusst, versicherte Stutz, die Frequenz reiche allerdings nicht für eine Erweiterung des Angebots. Und schliesslich wurde der Gemeinderat noch aufgefordert, sich für verbindliche Abstandsregelungen für Windturbinen einzusetzen, wie sie der Kanton Zürich derzeit in unmittelbarer Nähe zum Gemeindegebiet Islisberg prüft.
Die Beschlüsse
Von 470 Stimmberechtigten haben 113 an der Einwohnergemeindeversammlung in Islisberg teilgenommen. Das Quorum von 94 für definitive Beschlüsse wurde damit deutlich übertroffen. Angenommen wurden das Protokoll, der Rechenschaftsbericht, die Rechnung mit einem Ertragsüberschuss von 118 000 Franken, zwei Einbürgerungen sowie die Kreditabrechnung mit deutlichen Minderkosten für die Erschliessung der Kanzelstrasse.
Für die Umstellung der Schulleuchten auf energieeffizientere LED-Technologie wurden 110 000 Franken bewilligt, für die Sanierung der Aussentreppe vor dem Gemeindehaus 45 000 Franken und für die Planung der Begegnungszone 70 000 Franken. Weiter wurden die Begründung eines Baurechts im Zusammenhang mit der bereits bewilligten Sanierung eines Regenwasserrückhaltebeckens erteilt und die Entschädigungen der Gemeinderatsmitglieder angepasst.