Angst ist ein schlechter Begleiter
12.05.2023 Muri
Die Theatergruppe der Bez Muri führt am Wochenende «Das Leben hat eine Zukunft …» auf
Eine Bedrohung und wie die Menschen damit umgehen, darum geht es im neuen Theaterstück der Bez Muri. Parallelen zur Pandemiesituation sind nicht von der Hand zu ...
Die Theatergruppe der Bez Muri führt am Wochenende «Das Leben hat eine Zukunft …» auf
Eine Bedrohung und wie die Menschen damit umgehen, darum geht es im neuen Theaterstück der Bez Muri. Parallelen zur Pandemiesituation sind nicht von der Hand zu weisen. «Im Nachhinein kann man doch über die eine oder andere Situation lachen», findet Mauro Nogara, der zum Leitungsteam gehört.
Annemarie Keusch
Darf man das? Diese Frage hat sich auch Peter Hochuli gestellt. Mit Mauro Nogara und Susanne Hochuli leitet er die Theatergruppe der Bez. Und er war es, der das Stück «Das Leben hat eine Zukunft …» in den Sommerferien in Italien geschrieben hat. Hochuli hat die Frage ganz deutlich mit Ja beantwortet. «Es sind Zweit- und Drittklässler der Bez. Die können durchaus selber denken und machen das auch.» Trotzdem, das dreiköpfige Leitungsteam und auch die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler mussten dahinterstehen. Hinter einem Stück, das kritischer ist als vorhergehende. Eines, in dem eine Bedrohung im Zentrum steht und es darum geht, wie Menschen – Regierungsrat, Ärztin, Bankerin, Wirtin oder Kinder – damit umgehen. Eine Situation, wie sie die Gesellschaft während der Pandemie durchlebt hat.
Es ist Hochuli wichtig, zu betonen, dass es im Stück nicht darum gehe, zu kritisieren, wie die Regierung damals mit der Pandemie umging. «Im Zentrum steht die Frage, warum sich die Menschen permanent und sehr schnell von Ängsten leiten lassen», betont er. Trotzdem, es sei ein Wagnis, ein solches Stück aufzuführen. «Gesellschaftskritische Aspekte haben unsere Theaterstücke immer wieder», betont Mauro Nogara. Er ist überzeugt, dass es im Zuge der Pandemie doch die eine oder andere Situation gegeben habe, über die man im Nachhinein lachen könne und solle.
Zum Lachen, aber auch beklemmend
Tatsächlich, «Das Leben hat eine Zukunft …» hat viele Passagen, in denen das Publikum am Wochenende bei den Aufführungen lachen wird. Etwa dann, wenn der Regierungsrat und sein Sprecher erstmals die grünen Mützen aufsetzen, um sich gegen die unbekannte Bedrohung zu schützen. Oder dann, wenn jemand sagt, dass er blaue Mützen sowieso lieber möge, vor allem im Winter. Oder dann, wenn die italienischstämmige Wirtin mit ihrem Akzent so viel Leichtigkeit ins Stück bringt. Neben ihr spricht auch die Ärztin durchwegs mit französischem Akzent. «Beide haben sich das angeeignet, ganz toll», schwärmen Hochuli und Nogara.
Aber das Stück ist auch bedrückend. Zu sehen, wie sich die Bankerin an der Angst in der Bevölkerung bereichert. Oder zu sehen, wie die Ärztin die Hände reibt, als sie beschliesst, den Preis für die grünen Mützen zu erhöhen, wenn der Staat zum Tragen dieser verpflichtet. Aber da sind zum Glück auch die Kinder. Jene, die wahrnehmen, dass ihre Eltern plötzlich riesige Vorräte anlegen, ständig die Nachrichten hören und lesen. «Die Erwachsenen leiden unter einer fürchterlichen Krankheit», sind sie sich einig. Sie haben den Glauben an die Zukunft verloren. Darum beschliessen die Kinder, sie zu warnen und sich Gehör zu verschaffen.
Immer neuen Bezug zur Realität
21 Kinder, 19 auf der Bühne und zwei an der Technik, arbeiten seit Monaten daran, «Das Leben hat eine Zukunft …» bühnenreif zu machen. Dabei veränderte sich der Realitätsbezug immer wieder. Stromknappheit wurde zum Thema, Wasserknappheit ebenso, der Sturz der Credit Suisse. «Das wurde den Schülerinnen und Schülern erst nach einer gewissen Zeit bewusst. Das Thema ist aktuell», sagt Hochuli. Und das nicht nur im Rückblick auf die Pandemiesituation.
Heute Freitag, 20 Uhr, morgen Samstag, 20 Uhr, und am Sonntag, 17 Uhr, wird das Stück in der Aula der Kreisbezirksschule aufgeführt. Die letzten Proben sind vorbei. Anweisungen brauchte es nur noch wenige. Etwa, dass eine Schauspielerin die Mütze doch erst ausziehen soll, wenn das Licht auf sie gerichtet ist. Oder dass die junge Frau am Licht darauf achten muss, wie viele Personen die Bühne betreten, damit sie das Licht nicht zu früh einschaltet. «Das kommt gut», ist sich das dreiköpfige Leitungsteam einig.
Schüler brachten Mord ein
Auch die Jugendlichen selber haben ein gutes Gefühl. Ob nicht die Sirene des Polizeiautos früher kommen soll, ist eine der Fragen, die diese Woche noch geklärt wurden. Denn das Hauptdrehbuch ist zwar von Hochuli, aber auch die Jugendlichen haben Akzente gesetzt und beispielsweise einen Mord eingefügt.