«An den richtigen Stellen sparen»
24.09.2024 Region OberfreiamtAusblick auf die Grossratswahlen: Interview mit Cyrill Gauch, Kandidat der SVP
Der Landwirt Cyrill Gauch bewirtschaftet mit seiner Familie den Mühlehof in Bettwil. Hier engagiert sich der dreifache Familienvater in der Gemeinde als First Responder und in der ...
Ausblick auf die Grossratswahlen: Interview mit Cyrill Gauch, Kandidat der SVP
Der Landwirt Cyrill Gauch bewirtschaftet mit seiner Familie den Mühlehof in Bettwil. Hier engagiert sich der dreifache Familienvater in der Gemeinde als First Responder und in der Feuerwehr. Wenn er gewählt wird, möchte er Randregionen und die ländliche Bevölkerung vertreten.
Linda Meier, von der GLP, Muri, möchte wissen, welche Massnahmen schlagen Sie vor, um der Herausforderung der Immigration gerecht zu werden?
Cyrill Gauch: Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Ich stehe ein für strengere Grenzkontrollen, konsequente Rückschaffung krimineller Asylsuchenden und vor allem viel schnellere Asylverfahren. Anerkannte Flüchtlinge sollen unseren Schutz erhalten. Sie können schneller in den Arbeitsmarkt integriert und gesellschaftlich eingebunden werden. Abgelehnte Asylbewerber sollen in ihre Herkunftsländer zurückgeführt werden, um das Asylsystem nicht unnötig zu belasten.
Welchen Stellenwert nahm die Politik in Ihrem bisherigen Leben ein? Und warum und wie entstand das Interesse?
Zum einen war bereits mein Urgrossvater für die BGB (Bauern-Gewerbe-Bürger-Partei) vor 100 Jahren im Grossen Rat. Mein Grossvater war im Gemeinderat hier in Bettwil. Mein Vater war in verschiedenen Kommissionen tätig, so wie ich das heute bin. Als Kind gab es da schon politische Diskussionen zu Hause. Meine Frau ist Vizeamman in Bettwil. Aktuell bin ich Präsident der Tierzuchtkommission Aargau. Diese ist über das «Landwirtschaftliche Zentrum Liebegg» politisch verbunden mit Aarau. Meiner Frau Claudia und mir ist es wichtig, dies auch unseren Kindern weiterzugeben.
Welches ist der grosse Reiz, in Aarau Ihren Bezirk zu vertreten?
Wir sind ein Randbezirk, nicht immer ganz so nah an der Hauptstadt. Bettwil ist im Bezirk eine Randgemeinde, so sehe ich mich als Vertreter der kleineren Gemeinden und Landbevölkerung. Unser Bezirk ist dazu landwirtschaftlich geprägt. Ich würde mich sehr freuen, den Bezirk aus einer kleinen Gemeinde zu vertreten.
Dem Kanton Aargau geht es finanziell recht gut. Nun reden die ersten Politiker von Steuerfussreduktion. Wie sehen Sie das?
Von mir aus würde ich es begrüssen, wenn man an den richtigen Stellen spart. Wenn man das Ausgabenbewusstsein stärkt im Aargau, nicht dringende Ausgaben müssen überdacht werden. Dass man nicht für jede «Idee» das Geld sofort ausgibt. Wenn man den Steuerfuss reduziert, würde dies die Attraktivität des Kantons für Unternehmen steigern.
Der Aargau ist der Energiekanton. Was mögen Sie eher, ein neues Kernkraftwerk oder Windräder auf dem Lindenberg oder Solaranlagen auf jedem Dach?
Aus meiner Sicht muss es ein Mix aus allem geben, Windräder gar nicht. Landwirtschaftsbetriebe sind prädestiniert dafür, dass auf den grossen Dächern Solaranlagen platziert werden.
Energieversorgung und Sicherheit der Verfügbarkeiten dieser Energie finde ich wichtig. Sicherheit erhalten wir durch ein AKW, dass wetterunabhängig Energie liefert. Dazu für die ganze Schweiz die Wasserkraft. Diese läuft ja gut. Mir geht es um die Sicherheit, dass man jederzeit den Strom herbringt. Bevor man irgendwoher dreckigen Strom holt.
Das Freiamt ist stolz auf seine Alt-Bundesrätin Doris Leuthard und stellt mit Jean-Pierre Gallati aktuell einen amtierenden Regierungsrat. Wer ist Ihr politisches Vorbild und was würden Sie dieser Person gerne abschauen?
Jean-Pierre Galatti. Weil er beharrlich seinen Weg gegangen ist und weil er an seiner Meinung festgehalten hat. Übernehmen würde ich gerne die Beharrlichkeit und den Punkt, seine Meinung zu vertreten. Auch wenn sie nicht immer und überall die beliebteste ist. Was ich bereits jetzt schon mache.
Sollten Sie Weltpolitik betreiben: Welches Problem würden Sie am liebsten so rasch wie möglich gelöst sehen und warum?
Mit dem Bauernhof kommt ein solches Amt für mich nicht infrage. Die meisten Herausforderungen beginnen bei der Zuwanderung. Man hat mit der Zuwanderung viele verschiedene Bereiche, die belastet werden, wie die Wohnungsknappheit, Integration mit den Auswirkungen auf die Sozialsysteme, den Strassenbau und das Thema Gesundheitsversorgung. Dies muss nicht gewertet werden, es ist die Situation, die die Gesellschaft vor Herausforderungen stellt. Was mich immer stört, ist das Thema der SVP, die Migration. Damit wird man in eine Ecke gedrängt. Meine Erfahrung dazu ist folgende: Direkt neben unserem Haus steht eine kantonale Asylunterkunft. Anfang der 90er-Jahre wurde eine Familie aus dem Balkan hier einquartiert. Wir haben quasi zusammengelebt und so die Familie integriert. Noch heute pflegen wir regen Kontakt untereinander. Für mich geht es um die illegale Einwanderung, da bin ich dagegen.
Zurück zum Kommunalen: Wenn Sie könnten, was würden Sie in Ihrem Wohnort sofort verändern und warum?
Das ist eine heikle Frage (sagt er und schmunzelt, seine Frau betritt gerade die Küche). Grundsätzlich finde ich Bettwil wunderschön zum Leben, Wohnen und Arbeiten. Auch unsere Einwohnerzahl steigt kontinuierlich an. Wir haben eine eigene Schule, die man sogar erweitern konnte. Wir sind auch stolz, die Primarschule halten zu können. Unser kleiner Dorfladen hat 24 Stunden am Tag offen. Bettwil hat Gewerbe, KMU sowie sehr gut geführte Landwirtschaftsbetriebe. Dazu zwei innovative Ausflugsrestaurants, um die wir oft beneidet werden.
Wofür werden Sie sich für den heimischen Bezirk Muri als Mitglied des Grossrats einsetzen?
Ich stehe für eine zukunftsträchtige Landwirtschaftspolitik für unsere KMU, von denen wir eine Menge im Bezirk haben. Muri ist ein ländlicher Bezirk. Dazu bin ich bei der Feuerwehr und der First-Responder-Gruppe. So ist mir eine gut funktionierende Blaulichtkette ein Anliegen, für das ich mich ebenfalls einsetzen würde.
Sie zählen mit dem Listenplatz 5 eher zu den Verlierern. Welcher Faktor ist wichtig, damit Sie trotzdem von einem Erfolg sprechen werden?
Der Bezirk Muri hatte bis jetzt sieben Sitze, jetzt bekommen wir den 8. Sitz vom Bezirk Baden. Meine Motivation ist es, dass die Partei den dritten Sitz, der vor drei Jahren verloren gegangen ist, zurückholen kann. Nicole Heggli, Wolfgang Schibler sind vom Listenplatz fünf ausgewählt worden (lacht). Ich sehe meinen 5. Platz nicht als schlechte Ausgangslage. Meinen Wahlkampf finanziere ich selber, stelle die Plakate selber auf. Wenn ich mit Abstand auf dem letzten Platz wäre, müsste ich mich fragen, hätte ich mehr finanzielle Mittel einsetzen sollen? Ich will frei in der Meinung sein und nicht käuflich.
Zum Schluss dürfen Sie dem nächsten Kandidierenden der Serie eine Frage stellen. Das wäre Finn Neiger, SP. Was möchten Sie von ihm wissen?
Selber bin ich aktiv in der Feuerwehr und in einer First-Responder-Gruppe. Wie engagieren Sie sich in Ihrer Freizeit im sozialen Bereich für die Allgemeinheit? --vaw
Persönlich
Cyrill Gauch ist 38 Jahre alt, Landwirt von Beruf. Er ist mit Claudia verheiratet, zusammen haben die beiden drei Kinder. Gemeinsam führen sie den Mühlehof in Bettwil. Nebst der Milchwirtschaft sind Ackerbau sowie Obstbau ihre Betriebszweige. Er ist Präsident von Braunvieh Aargau sowie Feuerwehroffizier und First Responder.
Die SVP-Kandidaten
In Hinblick auf die Grossratswahlen vom 20. Oktober wird jeweils ein Kandidat oder eine Kandidatin der sechs grossen Parteien vorgestellt. Dabei kommt ein Zufallsgenerator zum Einsatz, wobei die bisherigen Grossräte ausgeschlossen sind. Nachfolgend die Liste aller Kandidierenden der SVP des Bezirks Muri: Daniel Urech, Sins, bisher; Nicole Heggli-Boder, Buttwil, bisher; Alain Bütler, Kallern, neu; Peter Nietlispach, Muri, neu; Cyrill Gauch, Bettwil, neu; Viviane Huber, Muri, neu; Raissa Maire, Muri, neu; Fabian Trüb, Aristau, neu