Alpaufzug an der Silowand
31.05.2024 Kelleramt, OberlunkhofenDie Gegend verschönert
Fassadenmalerei erfreut in Oberlunkhofen
Auf weissem Grund ziehen schwarze Sennen mit ihrem Vieh von rechts nach links, begleitet von Katz und Hund, vorbei an Bäumen und Bergen sowie an einer wehenden Schweizer Fahne. Wo ...
Die Gegend verschönert
Fassadenmalerei erfreut in Oberlunkhofen
Auf weissem Grund ziehen schwarze Sennen mit ihrem Vieh von rechts nach links, begleitet von Katz und Hund, vorbei an Bäumen und Bergen sowie an einer wehenden Schweizer Fahne. Wo davor eine trist-graue Silowand aus Beton war, hat die kreative Murianerin Sandra Halter in den letzten Wochen ein zauberhaftes Alpaufzugsmotiv in Scherenschnitt-Optik entstehen lassen, ein Stück «heile Welt». Am besten sichtbar ist das Kunstwerk auf dem Schachenhof von der Werdstrasse aus. Und offenbar fällt es auch auf. Die Passanten seien jedenfalls begeistert, berichtet Urs Gumann, der das Fassadenbild in Auftrag gegeben hat. Er selbst ist es auch. --tst
Grossflächige Malerei als Blickfang zwischen Werd und Oberlunkhofen
Mit Farbe die Welt ein Stück schöner machen. Das ist die Mission von Sandra Halter aus Muri. Jüngster Beweis dafür ist die Silowand hinter dem Schachenhof in Oberlunkhofen.
Thomas Stöckli
Eine graue Betonwand als Aussicht? Das muss nicht sein, hat sich Urs Gumann gedacht. Besagte Wand gehört zum Güllensilo, das sein Nachbar im letzten Herbst hinter dem Schachenhof bauen durfte. Selber bewirtschaftet Gumann seit seiner Pensionierung kein Land mehr. Geblieben ist der Hofladen, in dem Rita Moser regionale und saisonale Produkte anbietet, fast alles selbst kultiviert und produziert. Nur die Erdbeeren kauft sie aus Dottikon zu: «Sie sehen aus wie gemalt und sind auch geschmacklich top», sagt Rita Moser. «Als ich die zum ersten Mal probiert hatte, riss ich meine Pflanzen gleich aus.»
Keine Figur ist wie die andere
Doch zurück zur Betonwand. Sie gab den Anstoss, sich nach einer Aufwertung umzuhören. Über deren Mutter Annemarie stiess er auf Sandra Halter. Im März wurde die Idee dann konkreter: Ein Alpaufzug sollte es werden, und zwar im Scherenschnittstil. Bäume und eine Fahnenstange geben dem Bild eine Regelmässigkeit, einen Rhythmus. Und doch wiederholt sich im Bildstreifen keine einzige der zahlreichen Figuren. Alle sind einzigartig und frei von Hand gezeichnet und gemalt. Es sind Kühe und Menschen, Katzen und Hunde. Erst wollte Sandra Halter noch Ziegen und Schweine dazumalen. Doch das passte nicht zum Viehbestand auf dem Schachenhof. «Und Schweine sieht man ja auch nicht beim Alpaufzug», sagt sie und lacht.
Insgesamt 27 Stunden hat die kreative Murianerin in ihr Werk investiert. Dabei wurde sie immer wieder vom Regen in ihrem Flow gestört. Wenn es das Wetter zuliess, ist sie auf den Gerüstwagen gestiegen und hat an ihrem Werk weitergemalt, die grossen Flächen mit der Rolle, aber das meiste mit dem Pinsel. Nur für das durchlaufende Wellenmotiv am unteren Bildrand hat sie Schablonen verwendet, allerdings nur zum Vorskizzieren.
Getreu dem Scherenschnittstil beschränkte sie sich auf Weiss und Schwarz. Mit einer Ausnahme: Die Schweizer Fahne in Rot knallt dem Betrachter aus dem rechten Bilddrittel richtiggehend entgegen. Diese Fahne bezeichnet die junge Künstlerin denn auch als ihr Lieblingsmotiv. Sie und das Kälbchen, gegen den linken Bildrand. «Es hat etwas Freches», begründet sie.
Ursprünglich kleiner geplant
Es ist nicht das erste Wandbild, das Sandra Halter gemalt hat. Doch mit Abstand das grösste. Vom zwei auf zwei Meter grossen Mandala auf ein über 15 Meter breites naiv-gegenständliches Motiv ist der Sprung gewaltig. Dabei sei es erst gar nicht so gross geplant gewesen, sondern grösser geworden, um seine Wirkung von beiden Richtungen der Werdstrasse her entfalten zu können.
Als Herausforderung erwies sich dann nicht mal unbedingt die Grösse, sondern vielmehr die Rundung der Wand: «Während ich am Malen war, habe ich den Anfang gar nicht mehr gesehen», beschreibt sie. Entsprechend musste sie Abstand gewinnen, um die Proportionen vergleichen zu können. Oder sich auf das helfende Auge von Urs Gumann verlassen, der es sich nicht nehmen liess, den Fortschritt mitzuverfolgen.
Eine Erweiterung wäre möglich
Auf das Wandbild habe er ausschliesslich positive Rückmeldungen erhalten, sagt Urs Gumann. Seine Wirkung entfaltet sich besonders gut von der Werdstrasse her, aber auch die Fussgängerinnen und Velofahrer auf der Fröschmattstrasse können den Anblick geniessen. Und dass das Kunstwerk dereinst über die andere Seite des Silos weiterzieht, ist nicht auszuschliessen. Mit den sich aneinanderreihenden Figuren und den strukturierenden Bäumen liesse es sich grundsätzlich beliebig erweitern und verlängern. «Fürs Erste reicht es mal», winkt Sandra Halter ab, lacht, und schiebt dann nach: «Es gibt noch manch anderen grauen Fleck, dem etwas Farbe guttun würde.»