Abläufe verinnerlichen
19.09.2023 Boswil, Region OberfreiamtAn der Hauptübung der Regio-Feuerwehr Freiamt-Mitte wurde ein Brand auf dem Bauernhof beübt
Eine defekte Hoflader-Batterie hat in einer Holzscheune Feuer gefangen: Wie bei einem solchen Einsatz vorzugehen ist, erlebten zahlreiche Schaulustige an der ...
An der Hauptübung der Regio-Feuerwehr Freiamt-Mitte wurde ein Brand auf dem Bauernhof beübt
Eine defekte Hoflader-Batterie hat in einer Holzscheune Feuer gefangen: Wie bei einem solchen Einsatz vorzugehen ist, erlebten zahlreiche Schaulustige an der Hauptübung.
Celeste Blanc
Qualm drängt aus dem alten Bauernhaus an der Lindenbergstrasse in Boswil. Besonders betroffen ist die Scheune, aus der immer dichter und dicker werdende Rauchwolken kommen. Hier, wo Menschen und Tiere eingesperrt und in unmittelbarer Gefahr sind, liegt die Ursache des Brandes. Eine Lader-Batterie hat Feuer gefangen. Weitere Gefahr droht dem Wohnhaus, das direkt an die Scheune angebaut ist.
Bei einem Hausbrand schnell auf Platz sein und die Abläufe vor Ort verinnerlichen – das wird an dieser Hauptübung der Regio-Feuerwehr Freiamt-Mitte beübt. Für Josef «Seppi» Schönenberg ist diese Hauptübung gleichzeitig eine Premiere. Erstmals steht er, der den Posten vor einem Jahr von seinem Vorgänger Rolf Furrer übernommen hat, einer solchen als Kommandant vor. Für den 49-Jährigen ist die Arbeit in der Feuerwehr nach vielen Dienstjahren immer noch mit Highlights versehen: «Die Arbeit mit den jungen Menschen, das Wissen weiterzugeben und in der Truppe verbunden zu sein, das zeichnet für mich die Arbeit aus.»
Plausibles Szenario für die Region
Das Wissen weitergeben und verinnerlichen, auch das ist Teil der Übung an diesem Nachmittag. Dass ein Brand in einem Bauernhof beübt wird, ist durchaus ein plausibles Szenario für das ländlich und bäuerlich geprägte Einsatzgebiet der Regio-Feuerwehr Freiamt-Mitte. «Da gibt es viele Herausforderungen, auf die geachtet werden muss. Deshalb dient ein solches Szenario immer als geeignetes Übungsbeispiel», erklärt der Kommandant.
Es ist kurz vor 14 Uhr. Zahlreich haben sich die Schaulustigen (rund 140) beim Feuerwehrmagazin in Boswil versammelt. Nach einem kurzen Fussmarsch finden sich alle am Übungsort an der Lindenbergstrasse ein. Kaum angelangt, heulen auch schon die Sirenen auf. Die anwesenden Kinder jauchzen vor Freude, die Spannung steigt. Während die Freude über den Übungsbeginn spürbar und die Stimmung ausgelassen ist, herrscht auf dem Übungsplatz selbst volle Konzentration. Obwohl der Anfahrtsweg kurz ist, kommt der Verkehrsdienst zum Einsatz. Am Schadenplatz angekommen, fangen die 68 Feuerwehrmänner und -frauen an, ihre Aufgaben wahrzunehmen. Was im Detail alles auf Platz geschieht und wie Pascal Piretti als erster Offizier die Einsatzleitung übernimmt und Aufträge formuliert, das erklärt Offizier Lukas Weibel, der mit Josef Schönenberg die Übung geplant hat.
Herausforderungen angehen
Während sich der Atemschutz auf die Stürmung der Scheune vorbereitet, nimmt sich ein Teil der Truppe der Herde Kühe an, die sich im Stall gleich neben der Scheune aufhält. «In diesem Szenario ist das sicher eine der grossen Herausforderungen», weiss Schönenberg. Die Tiere schnellstmöglich in Sicherheit zu bringen, ohne bei ihnen Panik auszulösen, ist nicht ohne. «Da muss man die Tiere im Griff haben», weiss der erfahrene Kommandant. An diesem Nachmittag übernimmt das einer aus der Truppe, der selber Landwirt ist. Und auch für den Atemschutz gilt während der Übung ernst. «Die Masken müssen immer richtig zum Einsatz kommen. Somit gilt für den Atemschutz, egal ob Übung oder nicht, immer Ernstfall.»
Mittlerweile ist die Kuhherde in Sicherheit. Auch konnten drei verletzte Personen ausfindig gemacht werden, die von der Sanität betreut werden. Während eine Person ohnmächtig hinter dem Haus lag und die zweite aus der brennenden Scheune geborgen werden musste, wird die dritte über den zweiten Stock im angebauten Wohnhaus via Leiter evakuiert. «Wichtig ist, die Person, sofern es ihr gut geht, beim Abstieg anzuseilen, damit es nicht zu einem weiteren Schaden kommen kann», so Moderator Lukas Weibel. Erfolgreich konnte die Übung geschlossen werden. Während alle Verletzten bei der Sanität in Behandlung sind, kann das Feuer gelöscht werden.
Gutes Gruppengefüge ist wichtig
Nach getaner Übung verschieben sich die Zuschauerinnen und Zuschauer ins Feuerwehrmagazin in Boswil. Dieses wurde aus organisatorischen Gründen als Ausgangspunkt der Übung gewählt. «Vor allem, weil für alle Zuschauerinnen und Zuschauer aus den Verbandsgemeinden Boswil, Bünzen und Kallern der Weg möglich ist», so Schönenberg.
Seit dem 1. Januar 2020 dienen die ehemaligen einzelnen Feuerwehren in der Regio-Feuerwehr. Auch Schönenberg hat diesen Zusammenschluss miterlebt. «Von Beginn an hat alles sehr gut funktioniert», weiss er. Und vom ersten Tag war auch klar, dass die ursprüngliche Feuerwehr keine Rolle mehr spielt. «Auf Platz sind alle gleich, alle tragen die gleiche Uniform. Und alle haben das Ziel, Leben zu retten und Sicherheit zu schaffen.»
Dass das Gruppengefüge sehr gut sei, habe ihm die Übernahme der Leitung vereinfacht. «Und auch, dass sich alle Offiziere damals vor einem Jahr für mich ausgesprochen haben, war wichtig», erklärt er. «Meines Erachtens kann nur so die Truppe gut funktionieren.»