Ins Schwarze getroffen
06.02.2024 WohlenStrauschnitt durch «Kurt de Retter» gerettet
Der traditionelle Strauschnitt ist vollbracht. Mit Showeinlagen, Schnitzelbänken und der Übergabe des Kulturpreises 2024 wird der Anfang der Wohler Fasnacht schon fast zelebriert.
...Strauschnitt durch «Kurt de Retter» gerettet
Der traditionelle Strauschnitt ist vollbracht. Mit Showeinlagen, Schnitzelbänken und der Übergabe des Kulturpreises 2024 wird der Anfang der Wohler Fasnacht schon fast zelebriert.
Monica Rast
Die Fahnen vor dem Casino flattern leise im Wind und aus dem Foyer dringen Stimmen nach draussen. Der obligate Apéro der geladenen Gäste und der Kulturpreisträger ist bereits in vollem Gange.
Man geniesst schon vor dem offiziellen Strauschnitt den Abend. Ein bunter Haufen verschiedener Fasnachtsgesellschaften. Eher traditionell mit Jacke, Weste und Hut – die Kammerer und Göttis – oder bunt mit Federn geschmückt wie die Sirenen sitzen sie in den Tischreihen. Es herrscht bereits jetzt eine ausgelassene Stimmung, die mit dem Einzug der Nordfäger noch ein wenig mehr anschwillt.
Einstieg gelungen − Strauschnitt gerettet
Das junge «Mäschli» Franziska Eggerschwiler moderiert mit Bravour und gehört neu als Moderatorin zum OK Fasnacht Wohlen.
Damit die Fasnacht nun endlich offiziell beginnen kann, wird der Strauschneider auf die Bühne gezogen und Charlotte von den Sirenen wird gebeten, auf die Bühne zu kommen. Doch irgendwie ist das zu viel für sie und der Rettungsdienst muss her. Mit Blaulicht fährt «Kurt de Retter» in den Saal. Er kümmert sich nicht nur um die schwächelnde Sirene, sondern rettet gleich noch die Fasnacht, indem er den Strauschnitt durchführt.
Als Gemeinderat Roland Vogt am Bifang vorbeiläuft, fällt ihm auf, dass die Sammelstelle voll ist. «Das kann doch nicht schon wieder sein! Wohlen grüsst die Welt mit einem solchen Getto.» Schnell werden die anderen Gemeinderatskollegen informiert, um den Unrat zu entfernen. «Macht euch auf den Weg. Nehmt alles zusammen, nehmt noch Besen und Eimer mit. Heute machen wir es richtig.» So ist der gesamte Gemeinderat am Freitagabend für die Einwohnerinnen und Einwohner im Einsatz. Egal, bei welchem Anliegen.
«Sie sind für alle Probleme hier. Doch warum bin ich eigentlich hier im Casino?», fragt sich Vogt. «Na, um den Kulturpreis zu übergeben», denken sicher viele im Saal und freuen sich auf die zusätzliche Laudatio von Pitsch Isler.
Als Laveri und Ploderi durch die Strassen gezogen
«Die Wohlerinnen und Wohler haben schon gfasnächtlet, bevor die Schweiz gegründet wurde», meint Isler mit viel Respekt. «Heute engagieren sich im OK Wohler Fasnacht sieben Organisationen mit über 250 Helferinnen und Helfern. Sie pflegen das Brauchtum, das längst zur Kultur geworden ist.»
In seiner Laudatio «lavered de Ploderi» ein wenig über die Wohler Fasnacht und die Entstehung einiger Gesellschaften. So geht die Gründung der Göttigesellschaft 1805 mit der Schlacht von Trafalgar einher, bei der Napoleon den Kürzeren zog. «Wohlen hatte mal nur 2000 Einwohner, aber 20 Beizen», meinte er schmunzelnd.
Auch die Kammergesellschaft wird an ein geschichtliches Ereignis geknüpft: den Freiämtersturm auf Aarau 1830. Die fünfte Jahreszeit war lange eine Männerdomäne, bis sie vom weiblichen Gegenpol aufgemischt wurde. So sind die Häxe und Sirenen nicht mehr wegzudenken.
«Unsere Fasnacht ist fröhlich, farbig und witzig und lehrt uns, auch mal über uns selber zu schmunzeln.» Rückende Stühle und Standing Ovations bekommt Pitsch Isler für seine Laudatio. «Ich hätte es nicht besser ausdrücken können», meint Vogt nach der Rede von Isler und schreitet zur Preisübergabe.
Mit Augenzwinkern
Während die Preisübergabe sicherlich das Highlight des Abends ist, sind die anderen Darbietungen in keiner Weise zu verachten. Die Kammersänger und der Pajass alias Franz Wille amüsieren die Strauschnittbesucher mit ihren humorvollen Schilderungen aus der Gemeinde. Mit spitzen Pfeilen treffen sie nicht selten ins Schwarze und nehmen aktuelle Geschehnisse etwas genauer unter die Lupe. Definitiv haben sie an der Beizenfasnacht einiges zu bieten.
Etwas fürs Auge bieten die Wohler Sirenen mit ihrer Sambaeinlage. Bunte Röcke, kräftige Farben, schmückende Federn und ein Hüftschwung – oh, là, là!
Auch die Styleacrobats Comedy begeistern das Publikum. Im Gegensatz zu den Schnitzelbänken kommen sie ganz ohne Worte aus. Tosender Applaus beweist ihre Klasse auf der Bühne. «Ich bin zufrieden. Es ist abwechslungsreich und es läuft etwas», meint der OK-Präsident des Strauschnitts Philipp Neeser, «und mit den Darbietungen ist es bestens aufgegangen.»
Dass die Darbietungen bei den Anwesenden ankommen, ist von mehreren Seiten zu hören. Auch sie sind der Meinung, dass es sehr unterhaltsam ist. Und geniessen den Rest des Abends der Beginn ihrer Jahreszeit.