Rinder überflügeln die Kühe
21.04.2023 Region OberfreiamtRund 30 Tiere wurden an der Braunviehauktion auf dem Horben präsentiert
Das Angebot passt sich der Nachfrage an. Vor dem pandemiebedingten Unterbruch kamen vor allem die Rinder gut an bei der Braunviehauktion auf dem Horben. «Vor allem Landwirte aus dem ...
Rund 30 Tiere wurden an der Braunviehauktion auf dem Horben präsentiert
Das Angebot passt sich der Nachfrage an. Vor dem pandemiebedingten Unterbruch kamen vor allem die Rinder gut an bei der Braunviehauktion auf dem Horben. «Vor allem Landwirte aus dem Berggebiet suchen solche, um sie auf die Alp zu bringen», erklärt Cyrill Gauch, Präsident Braunvieh Aargau. Dieser Trend setze sich fort.
Annemarie Keusch
Irgendwie macht auch er die Braunviehauktion auf dem Horben aus. Bruno Furrer, Gantrufer. Und das seit immer. «Ich habe versucht, es herauszufinden, und bin der Meinung, dass die erste Auktion 1983 stattfand.» Bruno Furrer leitete sie damals noch mit seinem Vater. Dass die aktuelle die 46. Auktion ist, hat damit zu tun, dass der Anlass einige Jahre gar doppelt durchgeführt wurde, weil der Andrang so gross war. Dass die Auktion vor 40 Jahren zum ersten Mal stattfand, ist aber nicht das einzige Jubiläum. «In Kappel am Albis wars, als ich 1973 zum ersten Mal zusammen mit meinem Vater eine Auktion leitete. Auch ich habe Jubiläum», verkündete Bruno Furrer.
Sein Wunsch, dass dieses doppelte Jubiläum dafür sorge, dass die Preise in die Höhe gehen und viele Interessierte mitbieten, wurde nur teilweise erfüllt. Vor allem bei den Kühen lief es harzig. Drei der lediglich sieben Kühe im Angebot mussten zurück in den Stall gestellt werden, weil das Mindestgebot des Verkäufers nicht erreicht wurde. «Es kristallisierte sich über die letzten Jahre heraus, dass die Rinder hier verhältnismässig besser laufen. Entsprechend ging das Angebot an Kühen zurück und wohl auch die Zahl der Interessenten», mutmasst Cyrill Gauch. Und das zeigte sich deutlich. Der Preis für eines der tragenden Rinder war höher als jene für die Kühe.
Punktlandung beim Rind des Präsidenten
Dass Rinder beliebter sind, habe auch damit zu tun, dass viele Stammgäste aus der Innerschweiz, aus dem Berggebiet, an der Auktion teilnehmen. «Sie suchen Rinder, um diese auf der Alp zu sömmern», erklärt Gauch. Auch er selber bot eines seiner Rinder, Selma, zum Verkauf an. 1400 Franken legte er als Schmerzgrenze fest. «Ich habe gehört, dass die Preise gut seien», weiss Gauch. Weil es jedes Jahr weniger Milchkühe gebe, entwickle sich der Preis nach oben. Erschwerend kommt aber hinzu, dass der Frühling noch etwas auf sich warten lässt. «Viele kaufen kein Rind, um es in den Stall zu binden, sondern wollen damit direkt auf die Weide. Gerade in der Innerschweiz ist es für das Weiden aber noch zu früh.» Gauch sollte recht bekommen mit seinen Prognosen. Der Verkauf der Kühe verlief harzig, jener der Rinder viel besser. Und seine Selma brachte die budgetierten 1400 Franken ein.
Dass die Auktion nach der pandemiebedingten Pause überhaupt wieder stattfindet, war alles andere als klar. Eine Abstimmung unter den Präsidenten der Viehzuchtvereine brachte Klarheit. «Wir wollten nochmals einen Anlauf nehmen», sagt Gauch. Den Entscheid dürften sie nicht bereuen. Dass rund 30 Tiere von acht unterschiedlichen Züchtern angeboten wurden, wertet Gauch als Erfolg. «Die Auktion war auch schon abhängig von einem einzigen Züchter», sagt er. Erschwerend komme hinzu, dass immer mehr Züchter auf Mastbesamungen setzen. Heisst, die Kälber werden gemästet und die Zucht wird mit ihnen nicht weitergeführt.
Von Ecstasy bis Uganda oder Sönneli
Tradition und Ambiente – bei der Braunviehauktion auf dem Horben kommt beides zusammen. Und das lockt nicht nur potenzielle Käufer von Tieren an, sondern auch Schaulustige. Auch wer die vielen Zahlen und Abstammungsnachweise nicht versteht, kommt auf seine Kosten. Etwa erfährt man die neusten Trends, was die Namensgebung beim Vieh betrifft: Ramina, Ecstasy, Ulla, Fahra, Uganda, Fey, Sönneli.
Aber auch Gantrufer Bruno Furrer unterhält bestens mit seinen Sprüchen. Muht eine Kuh im Strohring, meint Furrer: «Hört ihr, sie weint, weil sie nicht zufrieden ist mit dem Preis.» Oder er meint, dass die interessierten Landwirte besser den Kopf von oben nach unten schütteln und damit Ja sagen, anstatt seitwärts. Ebenso macht er den Rinderkauf schmackhaft. «Dann könnt ihr in die Ferien gehen. Ihr braucht sie nicht zu melken bis im Herbst.»