«Ich liebe dich, Mond»
10.02.2023 WohlenMathilda Heinz alias «m.ilune» will mit ihrer Musik jungen Menschen helfen
In New York geboren, in Widen die Kindheit verbracht und seit sechs Jahren in Wohlen. Mathilda Heinz ist «queer» und kämpft mit ihrer mentalen Gesundheit. Sie will jungen ...
Mathilda Heinz alias «m.ilune» will mit ihrer Musik jungen Menschen helfen
In New York geboren, in Widen die Kindheit verbracht und seit sechs Jahren in Wohlen. Mathilda Heinz ist «queer» und kämpft mit ihrer mentalen Gesundheit. Sie will jungen Menschen mit ähnlichen Problemen mithilfe der Musik eine Heimat bieten.
Stefan Sprenger
«Im ‹Sternen› war ich noch nie», sagt Mathilda Heinz. Sie blickt aus dem Fenster des Restaurants auf die katholische Kirche in Wohlen. «Ein schöner Platz.» Beim Gespräch ist auch ihre Mutter Ariane Leanza Heinz dabei, die gleichzeitig ihre Managerin ist. Sie hält sich im Hintergrund, die Hauptdarstellerin ist ihre begabte Tochter. Unter dem Namen Mathilda kenne sie kaum noch jemand. Sie nennt sich «m.ilune». Das lässt sich aus dem Englischen wie folgt übersetzen: «ilu» bedeutet i love you (ich liebe dich) und «lune» bedeutet moon (Mond). Ein besonderer Name, doch irgendwie passend. Denn auch die 19-Jährige ist anders. Ihr Wesen, ihre Musik, ihre Einstellung.
52 000 Menschen folgen ihr auf Tik-Tok
In den sozialen Medien zeigt sie modische und musikalische Inhalte, thematisiert aber auch die mentalen Probleme, die ein jugendlicher Erwachsener im Jahr 2023 haben kann. Sie hat viele Fans. Auf Tik-Tok über 52 000, auf Instagram über 4600. Sie mag die Nähe zu ihrem Publikum. Nicht nur in der Schweiz hat sie begeisterte Fans, sondern auch in den nordischen Ländern Europas – und gar einige aus den USA.
Sie will nicht nur ihre Musik unter die Menschen bringen, sondern helfen. Sie selbst ist in der «LGBTQ»-Bewegung, bezeichnet sich als «queer». In früheren Jahren führte das dazu, dass sie sich unsicher fühlte, nicht verstanden. Sie hatte «einen inneren Streit», wie sie es nennt. Sie entspricht eben nicht den gesellschaftlichen Vorstellungen von vielen Menschen. Doch sie wollte sich auch nicht verstellen oder verstecken.
Sie hatte damals kaum jemanden, zu dem sie aufschauen konnte. «Ich möchte für andere Betroffene diese Person sein. Ich möchte anderen Menschen mit derselben Ausrichtung einen sicheren Hafen bieten», erklärt sie. Denn es sei ultrawichtig, dass man sich nicht allein fühlt. «Man sollte nichts unterdrücken, man sollte sich nicht schämen, nur, weil man nicht der Norm entspricht.»
Songs mit tiefer Message
Mit ihrer Musik will sie helfen. Denn «Musik ist eine universelle Sprache. Musik verbindet. Musik hilft einem über schwierige Zeiten.» Die junge Musikerin hat bislang drei Songs veröffentlicht. In «Rose Garden» geht es darum, von einem Menschen versetzt zu werden. «Mich persönlich hat das aus der Bahn geworfen. Aber wenn man darüber nachdenkt, sollte es sich gar nicht so schlimm anfühlen», erklärt sie. Der Song «what am i living for?» thematisiert, wie man mit Gefühlen umgehen kann, und ist eher düster. Den dritten Song, «hide», haben auf der Streaming-Plattform «Spotify» 75 000 Menschen angehört, es geht um die «LGBTQ»-Bewegung und dass man sich nicht verstecken soll. «Eine Akzeptanz-Hymne», meint die Wohlerin.
«M.ilune» zeigt sich weltoffen und enorm ehrgeizig. «Ich mache, was ich liebe. Und ich möchte von der Musik leben.» Kurz: Sie will ganz gross rauskommen. Seit März des letzten Jahres setzt sie alles auf eine Karte. Ihre Mutter und Managerin Ariane Leanza Heinz, die seit Jahrzehnten «Vocal Coach» ist und einst mit dem Gesangslehrer von Weltstar Céline Dion zusammenarbeitete – und auch mit der Band Al Pride gearbeitet hat –, unterstützt sie enorm. «Sie soll zu sich selbst ehrlich sein. Sie soll ihrem Traum folgen, ohne einen Plan B.» Die Tochter nickt. «Man muss einfach Vollgas das tun, was man mag, dann kann es nur gut kommen.»
Aktuell nimmt «m.ilune» so viele Songs wie möglich auf und ist daher oft im Aufnahmestudio in Zürich. Im letzten Jahr gab sie zudem einige Konzerte, in diesem Jahr sollen es noch mehr werden. Sie hat auch schon ein eigenes Musikvideo draussen. Daneben unterhält sie ihre Kanäle auf Social Media. Das Ziel: Musik kreieren und viele Menschen erreichen und berühren. «Wir sind auf gutem Weg», sagt sie.
Balletttänzerin am Opernhaus
Sie lebt seit 2017 in Wohlen. Gemeinsam mit der musikalischen Mutter, dem akademischen Vater und zwei jüngeren Schwestern. Zuvor lebten sie jahrelang in Widen. Geboren wurde sie aber in New York, sie hat daher auch den amerikanischen Pass. Mit der Musik begonnen hat sie schon als Kind, seit sie 13Jahre jung ist, nimmt sie es professionell. In den letzten zwei Jahren war sie zudem als Balletttänzerin in der Vorprofi-Klasse am Opernhaus in Zürich. Die 19-Jährige hat die schweizerische Matur abgeschlossen und ist seit März 2022 «Fulltime-Künstlerin», wie sie es nennt.
Als sie gefragt wird, was für sie das Schönste am Musizieren ist, antwortet sie: «Livekonzerte.» Denn da erlebt sie das Publikum auch hautnah. «Die Gespräche, Umarmungen und die Liebe nach den Konzerten sind wundervoll.»
«Sie hat alles, was es braucht»
«M.ilune» will durchstarten. «2023 geht es richtig los», sagt sie. Die Mutter und Managerin meint: «Sie hat alles, was es braucht, um erfolgreich zu sein. Ihre Stimme ist ausserordentlich.» Das Mutter-Tochter-Duo hat ambitionierte Ziele. Aber – und da spielt sicherlich auch ein wenig das USA-Gen mit – man soll gross denken. «Dream big», wie der Amerikaner sagt. «Wenn man das tut, was man liebt, dann kann es nur richtig sein», sagt die junge Frau. «M.ilune» hat eine tolle Stimme und den unbedingten Willen, für den Erfolg hart zu arbeiten. Man darf gespannt sein, wo ihr Weg hinführt. Bei der jungen Generation hat sie jetzt schon einen Namen.