38 Jahre mit Handschlag
28.11.2025 Region Bremgarten, ZufikonÜbergabe nach 39 Jahren
1986 gründeten Marcel Raeber und Marcel Fischer ihr Geschäft für TV, Hi-Fi-Anlagen, Home-Cinema und alles darum herum in Jonen. Kurz danach zogen sie an den heutigen Standort in Zufikon. Jetzt geben sie ihr Unternehmen in neue ...
Übergabe nach 39 Jahren
1986 gründeten Marcel Raeber und Marcel Fischer ihr Geschäft für TV, Hi-Fi-Anlagen, Home-Cinema und alles darum herum in Jonen. Kurz danach zogen sie an den heutigen Standort in Zufikon. Jetzt geben sie ihr Unternehmen in neue Hände. --rw
Marcel Raeber und Marcel Fischer übergeben ihr Elektroartikel-Geschäft in neue Hände
Seit 1. August 1986 führen Marcel Raeber und Marcel Fischer ein Geschäft für TV, Hi-Fi-Anlagen, Home-Cinema und allem Drum und Dran. Auf Anfang Dezember übernehmen nun Fabian Hüsser und Jan Aebi die Geschäftsführung. Sie möchten die Firma im bisherigen Stil weiterführen.
Roger Wetli
«Wir arbeiteten tatsächlich 38 Jahre per Handschlag und ohne schriftlichen Vertrag zusammen», staunen Marcel Raeber und Marcel Fischer im Rückblick. Erst im Hinblick auf die Geschäftsübergabe ihrer «EP: Raeber+Fischer» wandelten sie ihre Kollektivgesellschaft in eine Aktiengesellschaft um. «Uns war bewusst, dass wir mit unserem gesamten Privatvermögen hafteten, aber wir wussten immer, dass wir einander vertrauen konnten», lacht Marcel Fischer.
Dafür lief es den beiden von Anfang wohl auch schlicht zu gut. «Wir stiegen mit sechs bis sieben neuen Fernsehern ein und reparierten vor allem elektronische Geräte», erinnert sich Marcel Raeber. «Zudem war die Reparatur von Autoradios ein wichtiges Standbein. Wir holten diese in den Garagen ab, reparierten sie und brachten sie wieder zurück.» Zuerst arbeiteten beide in der Scheune von Marcel Fischers Eltern in Jonen. Ein Jahr später zogen sie an den bis heute geltenden Standort an der Zugerstrasse in Zufikon.
Technologie kommen und gehen sehen
Die beiden Geschäftspartner erlebten viele Male, wie sich eine neue Technologie durchsetzte und später wieder verschwand. Zu einem wichtigen Standbein wurde schnell der Einbau der Autotelefone «Natel C». «Eine Montage kostete inklusive Gerät zwischen 5500 und 8000 Franken. Neben einem Geschäft in Wohlen waren wir die Einzigen in der Region, die solche Geräte in Personen- und Lastwagen einbauten», erinnert sich Marcel Fischer. Mit etwas Stolz meint er: «Die Leute brauchten die Natel C und bauten sie in Zufikon ein.»
Marcel Raeber und Marcel Fischer installierten Satellitenanlagen für Fernsehen und reparierten viele TVund HiFi-Geräte. «Pro Tag kam es zu 10 bis 15 Reparaturen. Das war für die Kunden günstiger als ein Neukauf. Und wir konnten damit etwas verdienen», so Raeber. Die etwas anfälligen VHS-Recorder waren für sie ein riesiges Thema. «Alleine davon reparierten wir bis vier pro Tag», lacht Marcel Raeber. Er erlebte viele verschiedene Videoformate wie «Video 2000», «Betamax» oder sogenannte «Bildplatten». «Dass sich die DVD durchsetzen wird, hätten wir nie gedacht», erklärt er. «Aber auch dieses System ist inzwischen überholt», schiebt Raeber nach. Als langjährige Hauptstandbeine bezeichnen beide Geschäftspartner die Wartung, Verkauf und Installation von Fernseher, Hi-Fi-Geräten und Heimkinos.
Vom Oberstift zum Geschäftspartner
Kennengelernt hatten sich die beiden während ihrer Lehrzeit als TV- und Radioelektriker bei «Sauter + Borcovec» in Wohlen. Raeber war Fischers Oberstift. Die beiden verstanden sich schnell so gut, dass sie regelmässig gemeinsam in den Ausgang gingen. Nach der Lehrzeit trennten sich aber vorerst die beruflichen Wege der beiden. Raeber blieb auf dem Beruf und reparierte verschiedene Geräte, bildete sich in der Handelsschule weiter und wurde technischer Leiter in einer Firma in Lenzburg. Marcel Fischer reparierte nach seiner Lehrzeit Zigaretten- und Spielautomaten plus Autoradios und war anschliessend in einem TV- und Radio-Geschäft in Zürich tätig. Raeber fragte Fischer an, ob er mit ihm eine Firma gründen möchte. «Da er Werkstattchef war und ich seine Fähigkeiten kannte, stimmte ich schnell zu», lacht Marcel Fischer. Während Raeber sofort Vollzeit einstieg, arbeitete sein Partner im ersten halben Jahr noch Teilzeit nebenbei. Sie teilten sich so auf, dass Marcel Raeber als Werkstattchef fungierte und Marcel Fischer als Ladenchef. «Es gab eigentlich nie gross Konflikte. Wir mochten und mögen uns», sinniert Raeber. «Gewinne investierten wir laufend. Und wir beide lebten nie über unsere Verhältnisse.»
Stolz sind beide darauf, dass sie 24 Lehrlinge ausgebildet haben. «Das fing an, als uns unverhofft ein Oberstufenschüler anfragte, ob wir ihn ausbilden möchten», schaut Marcel Raeber zurück. «Also bildeten wir uns selber entsprechend weiter, damit wir das durften.» Als Höhepunkt arbeiteten in ihrem Geschäft in den 90er-Jahren neun Personen inklusive der beiden Geschäftsführer, wobei zwei Angestellte praktisch nur die Natel C in die Autos einbauten.
Der Konkurrenz getrotzt
«Es blieb all die Jahre eigentlich immer spannend», strahlt Marcel Fischer. Er bringt weitere technologische Entwicklungen ins Spiel. «Wir installierten Fax-Geräte und verkauften lange noch selber Natels. Zudem installierten wir Internetanschlüsse.»
Marcel Raeber und Marcel Fischer sehen verschiedene Gründe, wieso sie ihr kleines Unternehmen immer erfolgreich führen konnten – und das trotz vieler Mitstreiter wie Mediamarkt oder dem Internethandel. «Konkurrenz gab es immer», sagt Marcel Raeber. «Unsere Stärke ist, dass wir für die Kundschaft nahbar und ansprechbar sind. Die Leute, die zu uns kommen, möchten nicht nur ein Gerät kaufen, sondern es sauber installiert bei sich zu Hause in Betrieb nehmen können. Sie möchten die Fertiglösung mit unkompliziertem Service.» Sie würden auch Geräte installieren, die sie nicht selber verkauft haben. «Dadurch gewinnen wir Kunden. Zum Beispiel muss ein gutes Homecinema vorher im entsprechenden Raum ausgemessen werden, damit die Filme optimal wirken», erklärt Marcel Raeber.
Marcel Raeber und Marcel Fischer begleiteten Jan Aebi und Fabian Hüsser jetzt fast ein Jahr lang – und gaben dabei immer mehr Verantwortung ab. «Es ist toll, dass jetzt eine jüngere Generation übernimmt. Sie werden sicher auch neue Kundschaft erschliessen», ist Marcel Fischer begeistert. Die beiden neuen Geschäftsführer, Jan Aebi und Fabian Hüsser, möchten weiterhin auf der Stärke ihrer Vorgänger aufbauen, und umfassende Lösungen anbieten. «Wobei das Thema Sicherheit und Prävention im Computerbereich sicher noch an Bedeutung gewinnt. Auch darin möchten wir eine zuverlässige Schnittstelle für die Kunden sein», so Hüsser. Marcel Raeber und Marcel Fischer freuen sich jetzt darauf, am 1. Dezember die Verantwortung abzugeben. «Und nicht mehr 120 Prozent zu arbeiten», lachen beide.
Am «Tag der offenen Tür» am Samstag, 29. November, von 9 bis 15 Uhr kann man Marcel Raebers und Marcel Fischers Nachfolger Jan Aebi und Fabian Hüsser persönlich kennenlernen und spannende Neuheiten im Showroom in Zufikon entdecken.
Nachfolge durch zwei Zufälle gefunden
Fabian Hüsser und Jan Aebi übernehmen
Vor drei Jahren fingen Marcel Raeber und Marcel Fischer an, sich ernsthaft über eine Nachfolge Gedanken zu machen. «Wir prüften verschiedene Optionen und wollten vor allem, dass unsere Kunden weiterhin optimal betreut werden», so Marcel Fischer. Er ist überzeugt. «Das haben wir jetzt erreicht.» Dabei spielte ihnen zweimal der Zufall in die Hand. «Meine Mutter kannte die beiden bereits», lacht der neue Co-Geschäftsführer Jan Aebi. «Ich traf vor elf Jahren zufällig Marcel Fischer in Bremgarten und bot spontan meine Arbeit als IT-Spezialist an.» Unter dem Segen von Raeber und Fischer fing Aebi daraufhin an, den IT-Bereich auszubauen. «Ich hatte hier alle Freiheiten. Sie investierten in meine Ideen», ist Aebi dankbar.
Dazu zählten etwa die Optimierung von Kunden-IT-Netzwerken und die Fernwartung von Computern. Auch Marcel Fischer ist begeistert. «Für uns war das eine Win-win-Situation. Wir verfügten über einen guten Kundenstamm und konnten auf Anfrage weitere Dienstleistungen anbieten.» Das Vertrauen in Aebi wuchs so stark, dass ihn Raeber und Fischer fragten, ob er das Geschäft übernehmen möchte. «Ich sagte Ja, aber nicht alleine», so Aebi. Der Zufall spielte da eine weitere Hauptrolle. «Fabian Hüssers Frau Claudia hütete vor 20 Jahren Raebers Sohn. Bei einem Gespräch vor zwei Jahren sagte Claudia, sie wüsste einen möglichen Geschäftspartner: ihren Mann», schaut Marcel Raeber zurück. «Wir stellten fest, dass sich Fabian Hüsser und Jan Aebi menschlich und fachlich super ergänzen.» Hüsser arbeitete zuvor 30 Jahre in der IT. 25 Jahre lang plante er die Architektur von grossen Internetplattformen wie zum Beispiel Cumulus.
Er ist jetzt seit einem Jahr bei «Raeber+Fischer». «Ich habe dieses sehr Konkrete und Überschaubare vermisst, das ich hier antreffe», strahlt Hüsser. «Ich bin Mitte 50 und überlegte mir, wie lange ich noch diese Riesengebilde mit Projekten von Millionen-Franken-Beträgen noch machen soll. Die Anfrage zum Einstieg in dieses Unternehmen kam genau richtig.» --rwi

