Von «Football» bis Krankenkasse

Joe Huber, Fort Myers, USA.

Nach der peinlichen Show der zwei Busenfreunde Trump und Infantino anlässlich der Auslosung zur Fussball-WM in Washington, wissen wir nun, dass die Schweiz alle ihre Spiele in der Gruppenphase an der Westküste zu absolvieren hat. Das kommt der Mannschaft in Sachen Zeitunterschied zugute, und so kam ich auf die glorreiche Idee, eventuell drei Wochen «Ferien» dort drüben zu verbringen und alle drei Spiele zu besuchen. Denn wir waren schon seit Jahren nicht mehr in Kalifornien und noch gar nie in Vancouver, wo die Swiss Boys gegen Gastgeber Kanada antraben müssen. Ich habe nun auf der designierten FIFA-Homepage die Tickets «bestellt»; es ist quasi eine Lotterie, und ab dem 5. Februar wird man informiert, ob man bei den glücklichen Gewinnern ist. Die Preise sind happig, aber doch noch einiges günstiger als bei anderen Anbietern.

Bei denen habe ich mich einfach aus lauter Gwunder mal online erkundigt: Die billigsten fangen bei gut 500 Dollar an und sind natürlich in den obersten Rängen, wo man ohne Feldstecher kaum sieht, was da wirklich abgeht auf dem Feld. Die Preise gehen dann hoch bis knapp 2000 Dollar für einen guten Sitz, und das selbstverständlich pro Kopf, nicht etwa für eine Gruppe von vier bis sechs Leuten. Und da wird auch ganz dick aufgetragen: Es seien «nur noch zwei Prozent aller ausstehenden Tickets erhältlich». Mit anderen Worten: Für das Spiel Schweiz–Katar in San Francisco sollen nur noch 1400 Tickets in einem 70 000 Zuschauer fassenden Stadion zu haben sein. Wer so etwas glaubt und auf diesen Trick reinfällt und solche Wucherpreise bezahlt, dem ist nicht mehr zu helfen. Ich wage zu bezweifeln, dass bei den ebenfalls überteuerten, offiziellen FIFA-Preisen die Fans aus der ganzen Welt zu Hunderttausenden oder gar Millionen erscheinen, wie es sich die FIFA unter der Führung von Showman Infantino erhofft.

Bei der Auslosung sagte Trump immerhin wieder mal etwas Intelligentes: Da Amerika das einzige Englisch sprechende Land auf der Welt ist, welches den Fussball eben nicht «Football», sondern «Soccer» nennt, müsse man sich hierzulande überlegen, die für den amerikanischen Football reservierte Bezeichnung zu ändern, denn bei diesem wird ja der Ball eigentlich hauptsächlich von Hand gespielt. Das sage ich schon lange. Für mich ist es eh eine Sportart, mit der ich mich bis heute nie so richtig anfreunden konnte. Denn ich verstehe nicht, warum ein Ballspiel mit Sturzhelmen gespielt werden muss.

Ich weiss, dass die stets steigenden Krankenkassenprämien auch in der Schweiz ein grosses Thema sind. Wenn ich richtig informiert bin, wird für 2026 in der Eidgenossenschaft eine durchschnittliche Erhöhung von etwa 4,5 Prozent erwartet. Wir hatten vor ein paar Tagen den Weihnachtsbrief unserer Krankenkasse im Briefkasten: +17,7 Prozent für 2026! Einfach als Vergleich. Und Washington will uns ständig wahrmachen, sie hätten die Inflation unter Kontrolle. Ich weiss nicht, wie die das rechnen.

Der in Jonen aufgewachsene Joe Huber wohnt seit 1986 in den USA. Lange Zeit in New York, nun in Fort Myers, Florida. Regelmässig berichtet er von seinem Leben und hält seine Gedanken als Auslandschweizer fest.