Caroline Doka, freischaffende Journalistin, in Wohlen aufgewachsen, lebt heute in der Nähe von Basel.
Jedem seinen Berg
Die Welt ist ein Tohuwabohu. Wie es wohl meinen Freunden rund um den Globus ergeht?
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Caroline Doka, freischaffende Journalistin, in Wohlen aufgewachsen, lebt heute in der Nähe von Basel.
Jedem seinen Berg
Die Welt ist ein Tohuwabohu. Wie es wohl meinen Freunden rund um den Globus ergeht?
Ignacio aus Argentinien lebte 1985 als Austauschschüler in meiner Familie in Wohlen. Heute ist er Uni-Professor, hat Frau und Kinder – und Sorgen um sein Land. «Eine extreme Regierung, radikale Rentenkürzungen, Demonstrationen und Polizeigewalt – keine schönen Zeiten.»
Schwierige wirtschaftliche und politische Lage auch in Iran, so erzählt es mein Freund Reza, ein Architekt. Für Touristen jedoch sei der Iran finanziell umso lohnender. «Anstatt Europäer besuchen nun Russen und Chinesen unser Land – in Massen!»
In Malawi brachte Zyklon Freddy 2023 Verwüstung und Tod. Arnold verlor seine halbe Familie. «Kürzlich wütete erneut ein Zyklon, verglichen mit Freddy war er harmlos.» Dafür fällt die Ernte einer grossen Dürre zum Opfer. «Die Lage ist prekär.»
Maxime von den idyllischen Twin Lakes in Ruanda bringt mit einem Boot Touristen auf seine Insel. Dort lernen sie einheimische Familien, lokales Essen und Kultur kennen. Er fokussiert auf Business statt Politik. «Gerade fanden die jährlichen Genozid-Gedenktage statt. Über 30 Jahre ist das Morden an den Tutsi her. Ich wurde 1994 geboren und weiss wenig darüber.»
In der Demokratischen Republik Kongo herrscht seit 31 Jahren Krieg. Philippe lebt in Goma an der Grenze zu Ruanda. Kürzlich brachte die Rebellengruppe M23 die Millionenstadt in ihre Gewalt, es gab fast 1000 Tote. «Das Morden hält an, doch die Welt hat uns vergessen. Wir sind traumatisiert. Es ist die Hölle.»
Blaise, der in Ruanda eine Schule für Waisen und Kinder armer Eltern führt, beobachtet mit Sorge das angespannte Verhältnis zu den Nachbarländern. Ruanda wird beschuldigt, die M23-Rebellen im Ostkongo mit Soldaten zu unterstützen. «Zu Recht! Aber unsere Bevölkerung kann nichts dafür und leidet. Wir sind belastet und müde.» Blaise rechnet mit Krieg.
Politik sei überall, sagt Mehmet aus der Türkei. Oder: fast überall. Der Schnee schmilzt. Bald führt der Mountain-Guide wieder Touristen auf den Mount Ararat, den höchsten Berg des Landes. Dort, in 5137 m Höhe, rücken politische Wirren und Katastrophen in weite Ferne.
Hoffentlich findet in schwierigen Zeiten jeder seinen Berg.