Caroline Doka, freischaffende Journalistin, in Wohlen aufgewachsen, lebt heute in der Nähe von Basel.
«Ich will meine Caroline sehen»
Tatsächlich wurde ich nach meiner letzten Kolumne ...
Caroline Doka, freischaffende Journalistin, in Wohlen aufgewachsen, lebt heute in der Nähe von Basel.
«Ich will meine Caroline sehen»
Tatsächlich wurde ich nach meiner letzten Kolumne angesprochen, ob ich nun umgezogen sei. Ich bin!
Das Weggehen war mir schwergefallen. Meine geliebten vier Wände verlassen, den Garten, die Nachbarn mit ihren drei Mädchen, die Nähe der Stadt, die so ideal war für meine Sitzungen und diejenige zum Elsass für meine Radtouren. Wie sollte ich ohne all das überleben?
Problemlos! Seit ich am neuen Ort wohne, schaue ich mit Freude auf das, was ist, und nicht wehmütig auf das, was war. Ich geniesse meine neuen Räume, das Büro ist heller als zuvor, ich sehe den nahen Wald und in der Ferne die Stadt: die Roche-Türme, klein wie Legosteine, die Münstertürme, dünn wie Nadeln. Und eine Treppenstufe, auf die ich mich schutzsuchend setzen kann, wenn heftige Nachrichten mich erreichen, ist auch vorhanden. Kürzlich drehte ich am Morgen eine Runde mit dem Rennvelo. Ein paar Kehren, und ich war auf dem Gempen, einem Hügelzug wie der Lindenberg. Mutterseelenalleine rollte ich durch den frischen Sommermorgen, durch Wiesen und Wälder, am Horizont die Vogesen. Ein Greifvogel grüsste aus dem Gras, ein Fuchs sauste vorbei und verschwand im Gebüsch. Tiefenentspannt kehrte ich nach Hause zurück und begann beglückt meinen Tag.
Für die neuerdings sieben Kilometer nach Basel setze ich mich auf mein schweres, altes Stadtrad. Kaum losgefahren, fühle ich mich herrlich belebt, bereit für meine Besprechungen und Workshops. Ich liebe es jetzt schon, die Strecke stramm radelnd mit dem Velo zurückzulegen, statt sitzend im Tram. Die Distanz zur Stadt, die ich als Nachteil und Belastung gefürchtet hatte, erweist sich als Gewinn. Also alles bestens. Wenn ich nur meine Nachbarn hätte mitnehmen können! Die junge Familie mit den drei herzallerliebsten Mädchen, die am alten Ort nebenan im Garten unterm Apfelbaum spielten, mir über den Zaun fröhliche Worte zuwarfen, Selbstgebackenes herüberreichten und mich fast als Familienmitglied adoptiert hatten. Sie fehlen mir sehr. Gestern sagte, so scheint es, die Mittlere zur Mama: «Ich will meine Caroline sehen!» Jetzt bekomme ich doch noch Heimweh, ihre Worte treffen mich ins Herz. Vor allem aber machen sie mich glücklich. Was für ein Geschenk, vermisst zu werden.