Mit gutem Beispiel vorangehen?
08.11.2022 Rudolfstetten«Gmeind» in Rudolfstetten-Friedlisberg am Freitag, 11. November
Der Gemeinderat möchte zugunsten des Tennisclubs Mutschellen einen À-fonds-perdu-Betrag sprechen. Ein Traktandum, das an der Gemeinde am Freitag zu reden geben könnte. ...
«Gmeind» in Rudolfstetten-Friedlisberg am Freitag, 11. November
Der Gemeinderat möchte zugunsten des Tennisclubs Mutschellen einen À-fonds-perdu-Betrag sprechen. Ein Traktandum, das an der Gemeinde am Freitag zu reden geben könnte.
Marco Huwyler
Der Tennisclub Mutschellen boomt. Seine Mitgliederzahlen steigen seit Jahren und die drei Plätze sind gut ausgelastet. Deshalb möchte der Club einen vierten Tennisplatz realisieren – auch um den Sport weiterhin einer breiten Bevölkerung zugänglich machen zu können, indem auch Externe einen Platz mieten können. Darüber hinaus ist auch das zugehörige Clubhaus in die Jahre gekommen und ist sanierungsbedürftig – insbesondere die sanitären Anlagen, aber auch die Küche.
Die Realisierung des Projekts kostet insgesamt rund eine Million Franken. Ein Betrag, der vom Verein nicht alleine gestemmt werden kann. Deshalb ersuchte der Tennisclub die Wohngemeinden seiner Mitglieder um finanzielle Unterstützung. Rudolfstetten-Friedlisberg, auf dessen Gemeindegebiet die Tennisanlage grösstenteils liegt (wobei Widen als Landeigentümerin fungiert), entsprach diesem Begehren mit einem einmaligen À-fonds-perdu-Betrag über 75 000 Franken. Die Summe ist bereits im Budget 2022 enthalten. Sie soll nun am 11. November im Rahmen der Gemeindeversammlung vom Souverän bewilligt werden.
Oberwil-Lieli und Berikon knausern
So weit, so gut und angesichts der Tradition, die der Tennisclub aufweist, sowie des integrativen und sozialen Werts, den er den Gemeinden bietet, eigentlich unumstritten. Pikant nur, dass eine Anfrage beim Verein ergeben hat, dass Rudolfstetten-Friedlisberg die einzige der vier Mutschellengemeinden mit den meisten Tennisclubmitgliedern ist, die sich so generös am Projekt beteiligt. Während Widens potenzielle Unterstützung derjenigen von Rudolfstetten zumindest einigermassen nahekommt (93 000 Franken bestehend aus À-fonds-perdu-Betrag von 50 000 Franken sowie einem Baurechtszinserlass über 30 Jahre – wobei Widen aber über doppelt so viele Tennisclubmitglieder hat wie Rudolfstetten-Friedlisberg), möchte Berikon (bei einer vergleichbaren Mitgliederzahl wie Rudolfstetten-Fried lisberg) bloss 10 000 Franken beisteuern. Und Oberwil-Lieli – notabene die Wohngemeinde des Präsidenten – plant lediglich einen Beitrag von 3000 Franken. Darüber hinaus würde sie dem Tennisclub ein Darlehen über 50 000 Franken gewähren. Ein Betrag, der im Gegensatz zu demjenigen der anderen Gemeinden aber zurückbezahlt werden müsste – mit Zinsen.
Mit gutem Beispiel vorangehen
«Wir waren schon ein wenig überrascht, als wir die geplanten Unterstützungsbeiträge der anderen sahen», sagt Patrik Luther, Gemeinderat von Rudolfstetten-Friedlisberg. Dennoch möchte man bei der Gemeinde vom eigenen Beitrag nicht abrücken. «Wir sind der Meinung, dass der Tennisclub diese Unterstützung verdient. Der Verein leistet – wie viele Sportvereine in der Gemeinde und der Region – seit Jahrzehnten einen wichtigen Beitrag zum Gemeinwohl, indem er den Breitensport und den Nachwuchs fördert. Im Gegensatz zu anderen hat er bisher aber nie Begehrlichkeiten gestellt.»
Darüber hinaus müsse man auch die lange Lebensdauer des Projekts berücksichtigen. «Wenn man mit realistischen 35 Jahren rechnet, kommt man auf eine Unterstützung von 2000 Franken pro Jahr – das sind im Vergleich zu anderen Budgetposten wirklich Peanuts.» Dass der Beitrag zum Projekt zudem à fonds perdu und nicht in Form eines Darlehens sein soll, steht für den Ruedistetter Gemeinderat ausser Frage. «Wir möchten mit unserer Unterstützung Hilfe leisten und dem Verein keine zusätzliche Belastung auf bürden. Wie sollte sich der Tennisclub denn eine Rückzahlung leisten können?», heisst es vonseiten der Gemeinde.
Zuversicht vor dem Freitag
Trotz der eigenen Grosszügigkeit im Vergleich zu anderen ist man in Rudolfstetten-Friedlisberg zuversichtlich, dass der Souverän dem Unterstützungsbetrag von 75 000 Franken zugunsten des Tennisclubs am 11. November zustimmen wird. «Der Gemeinderat ist froh, selbstständige, gesunde Vereine zu haben, und möchte, dass dies so bleibt», sagt Luther. «Wir sind zuversichtlich, dass dies unsere Einwohner genauso sehen.» Rudolfstetten-Friedlisberg soll mit gutem Beispiel vorangehen. Auf dass andere ihre eigene Unterstützung für den Club, der mit seiner fast 60Jahre langen Tradition einfach zu Mutschellen gehört, allenfalls noch einmal anschauen. Seien dies Private, aber auch die öffentliche Hand.
Die Traktanden
Neben dem A-fonds-perdu-Betrag für den Tennisclub Mutschellen befinden die Einwohner Rudolfstetten-Friedlisbergs am 11. November über weitere Geschäfte. Der Verpf lichtungskredit über 710 000 Franken mit einem Anteil Rudolfstetten-Friedlisbergs von rund 207 000 Franken für die Umsetzung des ICT-Konzepts der Kreisschule Mutschellen und der Betrag von 110 000 Franken für die Realisierung eines Wasserspiels und Sitzgelegenheiten auf dem Gemeindeplatz dürften zu weniger Diskussionen Anlass geben. Darüber hinaus ist das Budget 2023 zu genehmigen. Die Gemeinde rechnet bei gleich bleibendem Steuerfuss von 95 Prozent mit einem Verlust von rund 670 000 Franken (ohne Entnahme aus Auswertungsreserve). --huy