Kapitänin des VHW-Dampfers
04.11.2022 WohlenNach 30 Jahren als Präsidentin verlässt Ruth Binder die Volkshochschule Wohlen
Sie prägte die Volkshochschule Wohlen wie keine andere. Nun wurde die Schule in einen Verein umgewandelt. Dies ist für Ruth Binder ein guter Moment, um als Präsidentin ...
Nach 30 Jahren als Präsidentin verlässt Ruth Binder die Volkshochschule Wohlen
Sie prägte die Volkshochschule Wohlen wie keine andere. Nun wurde die Schule in einen Verein umgewandelt. Dies ist für Ruth Binder ein guter Moment, um als Präsidentin zurückzutreten.
Monica Rast
Ruth Binder führte die Generalversammlung nur noch als Präsidentin ad interim. Die Generalversammlung der Volkshochschule Wohlen (VHW) war die letzte in dieser Form. «Ab sofort heisst es Volkshochschule Region Wohlen», erklärt Ruth Binder in ihrer letzten Handlung im Amt. Seit dem 11. August ist die VHW ein richtiger Verein. Da sich die Versammlung noch auf das letzte Geschäftsjahr bezog, führte die Präsidentin ausser Dienst durch die Traktanden.
Der Rückblick auf das vergangene Jahr war klein gehalten wie die durchgeführten Kurse. Die Auflage an gelben Programmheften betrug 1800 Exemplare und wurde mehrheitlich an ehemalige Kursteilnehmenden verschickt. Das Kursangebot umfasste 20 Veranstaltungen, wovon rund die Hälfte wieder abgesagt werden musste. Nicht aus mangelndem Interesse, sondern wegen den Corona-Auflagen. Die Administration hatte alles im Griff und mehrheitlich mit Absagen zu tun als mit Rechnungen verschicken. «Ich konnte mich voll und ganz auf euch verlassen», bedankt sich Ruth Binder bei den Mitgliedern. «Ihr habt den Mut trotz den widrigen Umständen nicht verloren.»
Neben dem Präsidium wurde auch die Administration neu besetzt. Trotz viel weniger Kurse, langweilig wurde es Eva Brun nicht. Sie hatte wie zu Beginn ihrer Zeit bei der Volkshochschule, 2018, mit einer neuen Homepage zu tun. Zudem führte sie ihre Nachfolgerin Christina Ziörjen in ihre Aufgaben ein.
Telefon mit Beantworter war damals grosse Anschaffung
Das neue Kursprogramm wurde unter der Regie des neuen Vorstandes, mit Mitwirken von Ruth Binder, zusammengestellt und ist im August in rund 1400 Haushalte verschickt worden. Es ist bereits das 59. Programm der VHW und wurde noch von Ruth Binder unter der Mithilfe von Silvia Schmid für den Postversand eingepackt.
Das neue Kursprogramm beinhaltet 27 Kurse, Vorträge, Besichtigungen, Exkursionen und Wanderungen. Neben Dauerbrennern sind viele neue Themen zu entdecken. Sie stammen wie üblich aus verschiedenen Sachgebieten und halten für jeden Interessierten etwas bereit.
Für Ruth Binder war ihre letzte Generalversammlung ein emotionaler Moment. «Auch für mich wird es Zeit, Adieu zu sagen», meinte sie am Schluss mit ein wenig belegter Stimme. Nach dreissig Jahren war es für sie Zeit, Abschied zu nehmen. «Ich habe die Arbeit für die Volkshochschule immer gerne gemacht», erzählt sie. In den langen Jahren der Organisation hat sich vieles getan. Am Anfang wurde noch alles von Hand oder mit der Schreibmaschine geschrieben. Eine grosse Anschaffung war dazumal ein Telefon mit Anrufbeantworter. Später arbeitete dann das Sekretariat auch mit Computer und die Volkshochschule führte das Programm zusätzlich im Internet. «Die Arbeit hat mir immer Freude bereitet», meint Ruth Binder. Die vielen Treffen mit interessanten Menschen und die gute Zusammenarbeit mit dem Vorstand zögerten den Rücktritt, trotz angeschlagener Gesundheit, immer wieder hinaus. Nun wurde die langjährige Präsidentin der Volkshochschule nach dem geschäftlichen Teil gebührend verabschiedet.
Vier Weggefährtinnen
So wurde Ruth Binder gebeten, in einem bereitgestellten bequemen Sessel Platz zu nehmen. Der neue Präsident Bruno Breitschmid bedankte sich als Erster: «Ich durfte von dir eine gut geführte und intakte Volkshochschule übernehmen.» Ein gut gefüllter Korb mit Wein, etwas Süssem und Gutscheine für Bücher wurden vom Vorstand überreicht. «Bin völlig geflasht», bedankte sich die Beschenkte.
Doch die grosse Überraschung folgte. Vier Weggefährtinnen hatten sich für die Verabschiedung etwas Spezielles ausgedacht. Man wollte Zeit verschenken. Mit dem Spiel «entweder/oder» war Ruth Binder zu einem grossen Teil für die Beschenkung selber zuständig. So wird sie mit Marianne Gähwiler ein Essen im Restaurant Stutz geniessen können. Mit Vreni Strasser hat Ruth Binder auch ausserhalb der Volkshochschul-Zeit noch Kontakt. Von ihr kam die Frage: Klassik oder Komik? Es wird eine Einladung zu einem Konzert sein. Doris Widmer lernte Ruth Binder in einem Englischkurs kennen. «Ich fand es immer spannend, mit dir über Reisen und Literatur zu sprechen», meint sie und stellte die Entweder/oder-Frage: Buchhandlung oder Roastbeef? «Geiles Roastbeef», kommt die Antwort postwendend. «Ich war nicht lange dabei, habe aber den Kontakt nie verloren», erzählt Silvia Schmid und schätzt die unkomplizierte Art der Geehrten. Mit ihr wird sie eine Schifffahrt auf dem Hallwilersee geniessen.
Ruth Binder freute sich sehr über die vielen geschenkten Stunden und war ganz sprachlos. «Was selten vorkommt», meinte sie lachend. Die ehemalige Präsidentin ist nun das erste Ehrenmitglied der Volkshochschule Region Wohlen. «Danke für dein offenes Ohr dem Vorstand gegenüber und die gute Vernetzung als Kapitänin des VHW-Dampfers», bedankte sich Bruno Breitschmid zum Schluss.