Der Hirsch ist da
25.10.2022 MuriBezirksversammlung von Jagd Aargau Bezirk Muri in Auw
Es war die letzte Bezirksversammlung für Patrick Isler als Bezirksobmann. Sein bisheriger Stellvertreter Guido Heggli wird seine Nachfolge antreten. Förster Tobias Wiss und Adrian Baumgartner, Hegeringleiter ...
Bezirksversammlung von Jagd Aargau Bezirk Muri in Auw
Es war die letzte Bezirksversammlung für Patrick Isler als Bezirksobmann. Sein bisheriger Stellvertreter Guido Heggli wird seine Nachfolge antreten. Förster Tobias Wiss und Adrian Baumgartner, Hegeringleiter Bezirk Muri, referierten über das Rotwild im Freiamt und die damit verbundenen Herausforderungen.
Susanne Schild
«Der Hirsch ist da und hinterlässt seine Spuren», sagte Adrian Baumgartner, Hegeringleiter Bezirk Muri. Bereits an verschiedenen Orten im Freiamt sei er gesichtet worden. Die Hauptzuglinie der Hirsche im Freiamt ist der Reuss-Übertritt bei Rickenbach. Die Zuglinien verlaufen von Merenschwand entlang der Reuss bis Waltenschwil und von Merenschwand über Muri-Maiholz, Muri-Hasli nach Besenbüren. Bei einer weiteren Zuglinie sei der Reuss-Übertritt unbekannt. Diese verlaufe von Sins über Auw und Beinwil bis zur Grenze Geltwil und von Muri über Boswil nach Sarmenstorf. «Monitoring, Nachweise und Meldungen sind hilfreich, um die Zuglinien noch besser definieren zu können», sagt Baumgartner. Aktuell würden im Freiamt Rudel gebildet, dabei handle es sich teilweise um Standwild ohne Besiedlung aller potenziellen Lebensräume. «Die aktuellen Bestandesschätzungen sind in der Regel zu tief», räumt Baumgartner ein.
Der Hirsch ist kein Reh
Der Hirsch mit seinen rund 130 Kilogramm fordere aber auch Opfer. «Für Autofahrer ist eine Kollision mit einem Hirsch eine erhebliche Gefahr.» Auch das Verhalten der Hirsche sei anders als jenes von Rehen. «Aber wie auch der Kanton Aargau sagt, ist der Rothirsch jagdbar, jedoch anders als das Reh», sagt Baumgartner. Der Hirsch reagiere extrem auf Störungen. «Dann zieht er sich in die Einstände zurück, was Schäden, gerade im Jungwald, zur Folge hat.» Deshalb seien neue Bejagungsstrategien und Bejagungsschneisen nötig. Wichtige Einstände müssten mehrmals pro Jahr bejagt werden. «Die genehmigte Abschussquote in diesem Jahr liegt bei vier Tieren unter Auflagen. Erlegt wurden bislang ein Kalb und ein Stier.» Vom Kanton angestrebt werde eine konfliktarme natürliche Wiederbesiedlung, eine Einwanderung mit natürlichem Raumund Sozialverhalten, angepasst an die Lebensraumkapazität, mit einem tragbaren Wildschaden und Bestandesüberwachung. Deshalb habe der Kanton Aargau einen Massnahmenplan erstellt.
«Rotwildbejagung kann nur revierübergreifend gelöst werden. Darum wurde die Rotwildjagdgemeinschaft Bezirk Muri vor drei Jahren gegründet», ist Adrian Baumgartner überzeugt. Die Rotwildjagdgemeinschaft Freiamt ist ein Zusammenschluss von zwölf Freiämter Jagdrevieren und sieben Forstbetrieben. Es gibt einen gemeinsamen Jagdleiter, Daten von Sichtungen und Nachweisen werden gesammelt, ein revierübergreifendes Monitoring findet statt. Eine gemeinsame revierübergreifende Bejagungsstrategie kommt zum Einsatz. Angestrebt werden eine möglichst schnelle Kommunikation und ein ständiger Informationsaustausch. Es gibt ein gemeinsames Nachsuchewesen und eine gemeinsame Schweisshundetruppe. «Aber die Revierautonomie bleibt bestehen», betont Baumgartner. Der Forst sei Partner und integriert.
Jäger und Förster sind in einer Lernphase
«Der Hirsch ist grundsätzlich willkommen, aber der Hirsch ist auch für den Forst Neuland», sagt Förster Tobias Wiss. Der Forst sei im Hegering von Beginn an involviert gewesen. Durch Sturm- und Käferschäden habe man viel Jungwald, der unter Wildschäden besonders leiden würde, deshalb seien Schutzmassnahmen nötig. Um Jungbäume vor einem Hirsch zu schützen, müsse anders agiert werden als beim Reh. «Der Rehschutz greift hier nicht. Da müssen zwei Meter hohe Zäune her, um den Schutz zu gewährleisten.»
Es gelte einen gemeinsamen Nenner zu finden, der für alle passe. «Der Forst ist sich bewusst, dass Rotwild schwieriger zu bejagen ist», sagt Wiss. Man müsse deshalb die Bestände beizeiten regulieren. Rotwild sei weder Fluch noch Segen. «Es ist bereichernd für die Region, für die Jagd, aber zugleich auch eine neue Herausforderung für Jagd und Forst.» Deshalb sei ein gemeinschaftlicher Ansatz mit Toleranz nötig. «Jäger und Förster sind in einer Lernphase. Die Zusammenarbeit mit der Jagd funktioniert aber sehr gut. Ich bin optimistisch, dass wir gut mit dem Hirsch leben können.»
Ein neuer Bezirksobmann
Für Patrick Isler war es die letzte Vorstandssitzung als Bezirksobmann. «Nach fünf Jahren als Bezirksvertreter-Stellvertreter und weiteren zehn Jahren als Bezirksobmann ist es nun an der Zeit, neuen Kräften Platz zu machen.» Daher sei es unabdingbar, die Nachfolge zu definieren. «Ich hatte Zeit, mich nach einem geeigneten Nachfolger umzuschauen. Alles konnte gut vorbereitet werden. Mit meinem Stellvertreter Guido Heggli war die Suche erfolgreich», sagte Isler. Guido Heggli wurde von der Versammlung einstimmig zum Bezirksobmann nominiert. Die offizielle Wahl wird an der Generalversammlung von Jagd Aargau im April 2023 erfolgen. Als Nachfolger von Guido Heggli als neuer Bezirksvertreter-Stellvertreter wurde Adrian Seiler einstimmig gewählt. «Es freut mich ausserordentlich, dass wir nun ab 2023 einen starken, innovativen und kompetenten Bezirksvorstand haben werden», sagte Isler. Die vergangenen 15 Jahre im Vorstand hätten ihm immer viel Freude bereitet. «Vor allem die vielen Kontakte, die entstanden sind, die vielen Herausforderungen, die es zu lösen galt, und die grossartige Unterstützung, die ich in dieser Zeit erfahren durfte, werden mir nachhaltig in Erinnerung bleiben.»
«Patrick Isler hat die Interessen des Bezirks immer sehr gut vor dem Kanton vertreten. Sein Wort hat dort Gewicht gehabt und man hat ihn dort sehr geschätzt. Ich möchte daran anknüpfen. Deshalb ist es wichtig, zu wissen, wo der Schuh drückt», sagte Heggli. Durch vier Jahre Stellvertretung habe er Zeit gehabt, sich auf das Amt und die damit verbundenen Aufgaben vorzubereiten. «Ich habe viel von Patrick Isler lernen können.» Jetzt trete er in grosse Fussstapfen. «Doch ich weiss, dass ich auf deinen Rat und deine Unterstützung jederzeit zählen kann», sagte Guido Heggli.