«Die Zeit mit etwas Neuem füllen»
23.09.2022 Region UnterfreiamtHeute Freitag erscheint mit «Ziitsammläri» das neue Album von Sina
Die Walliser Sängerin Sina, die seit Jahren in Fahrwangen lebt, gehört zu den ganz Grossen in der Schweizer Musikszene. Vor einem Jahr wurde sie für ihr Schaffen mit dem Prix ...
Heute Freitag erscheint mit «Ziitsammläri» das neue Album von Sina
Die Walliser Sängerin Sina, die seit Jahren in Fahrwangen lebt, gehört zu den ganz Grossen in der Schweizer Musikszene. Vor einem Jahr wurde sie für ihr Schaffen mit dem Prix Walo ausgezeichnet. Nun präsentiert Sina ihr erstes Konzeptalbum.
Chregi Hansen
Mit «Ziitsammläri» veröffentlicht die Walliserin bereits ihr 14. Album. Und doch ist es ein ganz besonderes Werk. Dies gleich in zweifacher Hinsicht. Zum einen ist es das erste Konzeptalbum in ihrer Karriere, alle Songs drehen sich um ein einziges Thema – die Zeit. Zum anderen konnte sie für die Texte ganz viele bekannte Namen aus Literatur, Slam Poetry und Kabarett gewinnen. Angefangen bei Bänz Friedli über Sibylle Berg, Simone Meier, Wilfried Meichtry, Ralf Schlatter, Franz Hohler, Adrian Tacchi, Bettina Spoerri und Jürg Halter bis zu Christoph Simon.
15 verschiedene Geschichten
«Ein normales Album hat meist kein übergeordnetes Thema. Ich hab mich gefreut, dieses Mal einer klaren Spur zu folgen», erklärt Sina. Die Idee dazu entstand in der Pandemie, als die Zeit für viele Menschen quasi stillstand. «In der Stille der Pandeauseinandergesetzt. So entstand die Idee, gemeinsam mit Autoren und Autorinnen einen Blick darauf zu werfen. Jetzt gibt es 15 verschiedene Geschichten, jede anders. Und doch ist die Zeit immer in irgendeiner Form darin enthalten», freut sie sich.
Das Thema lag für die Künstlerin quasi auf der Hand. «Mit dem Grounding der Kreativbranche hatten wir viel Zeit. So entstand die Idee. Geholfen hat dann, dass alle Mitwirkenden ebenfalls Zeit hatten. Wir konnten die Tage und Wochen also gemeinsam mit etwas Neuem füllen», erzählt sie. Den Autoren und Autorinnen machte sie ausser dem Thema bewusst keine Vorgaben. Alle sollten ihre Geschichte zur Zeit erzählen, ob als Gedicht, als Prosa oder auch als strukturierter Text.
«Die Songs dazu entstanden parallel. Meine Aufgabe war es dann, im Hin und Her mit den Textern und Texterinnen eine Form zu finden, die in Reim, Silben und Klang zur Musik passten.» Rund eineinhalb Jahre dauerte dieser Prozess. Einen Grossteil der Songs schrieb sie zusammen mit ihrem Ehemann Markus Kühne, die beiden nutzten die stillstehende Zeit also kreativ. «Am Schluss haben die meisten Texte eine Musik gefunden», so Sina stolz.
Die verlorenen Hundertstelsekunden sammeln
Die 15 so entstandenen Storys enthalten besinnliche, augenzwinkernde Sichten auf die Zeit. Manchmal kommen sie gar absurd komisch daher. So der Auftaktsong «Ziitsammlär»: Fredi steht bei Skirennen stets bereit und sammelt die Hundertstelsekunden ein, welche die Fahrer in den Kurven liegen lassen. Im Frühling taut er diese gesammelte Zeit in der Wanne auf, um darin zu baden. Ein Jungbrunnen der alpinen Art, nach Fis-Norm sozusagen. Das Album enthält viele solcher bunter Geschichten, mal besinnlich, mal irrwitzig, aber stets berührend. Einmal ist ein altes T-Shirt Ausgangspunkt zur musikalischen Zeitreise, ein anderes Mal nimmt Kari, der knorrige Walliser Aussenseiter, die Hörer und Hörerinnen mit durch die Jahrzehnte.
Das Album ist nicht nur textlich, sondern auch musikalisch ein Gemeinschaftswerk. Fein gewobene, glasklare Arrangements zwischen Folk und Pop. Unterstützt wurde die in Fahrwangen lebende Sängerin dabei durch den Aargauer Musiker Adrian Stern, der bei «Ziitsammläri» als Co-Produzent und teilweise als Komponist mitgewirkt hat. «Adi habe ich als 18-jährigen Sänger und Gitarristen zum ersten Mal gesehen», erzählt Sina. «Er ist einer der musikalischsten Menschen, die ich kenne. Gleichzeitig lieben wir beide Melodien im Pop-, Folk- und Countrystil.» Als vor rund 15 Jahren kurzfristig ein Gitarrist aus Sinas Band ausstieg, hat Adrian Stern auf der Tour die Lücke gefüllt. Die beiden kennen und schätzen einander sehr.
Der Aargauer wird auch dieses Jahr wieder auf der Tour dabei sein, welche im Oktober beginnt. Auch wenn Stern wegen eigener Verpflichtungen nicht bei jedem Konzert dabei sein kann, so freuen sich beide auf die gemeinsame Zeit. Sind Sina und Adrian Stern das neue Aargauer Traumpaar? «Habt ihr das erst jetzt gemerkt?», lacht die Sängerin. «Das Wallis bleibt aber», macht sie allerdings deutlich. Und spätestens, wenn man den Texten lauscht, wird dies offensichtlich. Auch wenn die Autoren und Autorinnen aus der ganzen Schweiz stammen, gesungen wird im für Sina typischen Walliserdeutsch.
Sich ins Grandhotel zurückgezogen
Aufgenommen wurde das Album an einem ganz besonderen Ort, im Grandhotel Giessbach. Gemeinsam mit den Musikern und Tonmeister Thomas Fessler quartierte sich die Sängerin während zehn Tagen in diesem Hotel ein und nutzte den alten Ballsaal als Studio. Der Anblick der nahen Wasserfälle und die Spaziergänge am See liessen die Ideen sprühen und inspirierten zu fein gewobenen, luftigen Arrangements. Im Heimstudio von Adrian Stern erhielt das Album dann den letzten Schliff.
Jetzt geht es auf Tournee
Heute also erscheint «Ziitsammläri» auf dem Markt. Schon bald geht es auch auf Tour, die am 29. Oktober in Langenthal startet. Darauf freut sich die Sängerin. «Das ist die Schokoladenseite dieses wunderbar kreativen Berufs. Die eigene Musik live zu spielen und den Leuten einen guten Abend zu bescheren», sagt sie. Zu sehen, wie die neuen Songs beim Publikum ankommen, das sei jedes Mal etwas Besonderes. Zuvor aber ist sie vor allem damit beschäftigt, ihr neues Album bekannt zu machen, was ganz schön anstrengend ist. «Im Moment denke ich vor allem, wie ich zu meinem Schlaf komme. Quer durch die Schweiz fahren und ein Album promoten braucht Energie», sagt sie.
Und wo tritt die Walliserin am liebsten auf? «Nach über 1000 Konzerten kann ich sagen: Auch wenn die Lokalität noch so schön ist, es sind die Menschen, die einen Abend unvergessen machen», sagt sie. Als mittlerweile halbe Aargauerin freut sie sich aber sehr auf die Konzerte am 3. Dezember im Salzhaus Brugg und am 16. Dezember in der Aeschbachhalle in Aarau. Orte, die auch für die Freiämter gut erreichbar sind.
Mehr Informationen: www.sina.ch.

